Samstag, 9. Dezember 2006
Alpträume
Es war einmal ein kleiner Kerl von damals 6 Jahren, der wurde von seiner Mutter in eine neue Ehe mit einem neuen Mann mit eingebracht. Ein Jahr später macht sich sein leiblicher Vater auf zu Ämtern und Behörden und schildert dort derart unglaubliche Sachen, dass die ihn glatt wieder wegschicken. Dann passiert behördlicherseits 6 Jahre lang nichts. Erst dann wird den vielfältigen Meldungen von Lehrern Glauben geschenkt und ein Erziehungsbeistand eingerichtet. Doch auch der will dann ein weiteres Jahr lang nichts bemerkt haben. Bis der kleine Kerl -mittlerweile 14 Jahre alt- eines Tages zu Nachbarn flieht, die endlich Anzeige erstatten.

Was dann herauskommt, ist ein Protokoll des Grauens und Schreckens: Der Junge wurde als 9jähriger mit einem Stock verprügelt, zuvor bereits ans Stockbett gefesselt, der Stiefvater befestigte Wäscheklammern an seinem Penis, schlug auf ihn ein und hielt ihn (Zitat eines ermittelnden Kriminalbeamten) "phasenweise als Arbeitssklaven". Mit der Zeit steigerte sich der Sadismus: Er wurde an einen Eisenträger gekettet, um seinen Penis wurden Elektroden gewickelt und er wurde minutenlang mit Stromstößen gequält. Mal wurde eine Klemme am Penis angebracht, mal wurde drauf eingestochen, mal zwickte er mit einer Schere. Der Anlass zur Flucht war dann die Ankündigung des Täters, das Opfer bei den nächsten Stromfoltern zuvor mit Wasser zu übergießen.
Grenzenloser Sadismus aus vorgeblich erzieherischer Überforderung, wovon die leibliche Mutter nichts mitbekommen haben will.
Manchmal liegt Abu Ghraib mitten in der deutschen Provinz vor der Haustür.

Das Gericht sprach von "schweren Straftaten" und "barbarischen Methoden", die Gutachter von "Martyrium" und "ständiger Angst".
Der Angeklagte ist voll geständig und weil er damit seinem Opfer die Aussage vor Gericht erspart, sieht dann das Gericht das als Milderungsgrund. Das Urteil: 7500 €uro Schmerzensgeld und eine Verpflichtung zu einer Erziehungstherapie. Das ist alles.



Meine persönliche Meinung: Wenn das ein Urteil sein soll, das für ein Opfer (und die Gesellschaft) irgendwie plausibel und nachvollziehbar sein soll, dann ist im Justizsystem irgendwo irgendetwas grundlegend falsch gelaufen. Vielleicht habe ich zu hohe Ansprüche und falsche Erwartungen an Justizia.....wenn aber nach 8 Jahren Tortur ein derart lächerlicher Betrag an Schmerzensgeld übrigbleibt und das so ziemlich alles ist, was einem sadistischen Folterer passiert, dann hat das Gericht seinen Job nicht erfüllt. Ein Junkie, der beim zweiten Ladendiebstahl erwischt wird, landet im Knast.
Bei solchen Urteilen und so viel amtlicher Untätigkeit darf man sich nicht wundern, wenn hin und wieder Kühlschränke gefüllt werden. Und es stehen mit Sicherheit noch genügend Kühlschränke in diesem Land. Der Wert einer Zivilgesellschaft bemisst sich noch immer am Umgang mit ihren schwächsten Mitgliedern.

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der Anspruch ist nicht zu hoch, ich sehe es genauso, mich macht es traurig und wütend, wie mitunter mit Kindern umgegangen wird und wie wenig dann an Strafe von Justitia gegeben wird. Gerade in Relation zu anderen Straftaten.
Manchmal verstehe ich es aber auch nicht, wer alles Kinder in die Welt setzt,ohne sich wirklich darüber Gedanken zu machen... oft heißt es dann ja immer, die Eltern waren überfordert... dann sollte man sich aber Hilfe holen und nicht über Jahre seinen Sadismus ausleben.
Ich entschuldige soetwas nicht mehr, auch wenn man aus den Lebensgeschichten der Eltern gewiß vieles erklären könnte ...

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Kühlschränke? Äh... ich steh grad auf dem Schlauch...

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@schluessel: Reichlich zynischer Hinweis auf den Fund diverser Kinderleichen...

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Die Gesetze sind da. Werden sie richtig angewandt, heisst man Richter Gnadenlos und die Leute fragen: wie kann er nur, warum tut er das. Ganz einfach. Strafe sollte Strafe sein. Nicht halbbackenes pseudosoziales Gelaber.

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Ein solches Urteil ist, vorsichtig ausgedrückt, schon ein wenig zynisch, denn andersrum betrachtet kostet bei uns ein Jahr Kinderfoltern somit 937,50 EUR.
Macht im Monat 78,13 EUR.
Es gibt Bezahlfernsehpakete, die sind teurer.

Man könnte dies auch als indirekte Ermutigung auffassen.

Ziemliches Armutszeugnis auch für das Volk, in dessen Namen dem Opfer per Urteil mitgeteilt wird, daß dessen Körperliche Unversehrtheit und die psychisch erlittenen Qualen also monatlich ca. 80 EUR "wert" sind.

Stellt sich erstens die Frage: Wohin muß ich monatlich 80 EUR bezahlen, damit ich das jemandem erspare?

Und zweitens: Was wäre wohl gewesen, wenn es sich in diesem Fall um das Kind von "Prominenten" gehandelt hätte?

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....die tägliche Schachtel Zigaretten ist teurer...

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Oh, glauben Sie mir, Mütter bekommen sehr wohl sehr schnell mit, was da läuft, egal, um was es sich handelt.

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Mitbekommen vielleicht. Aber auch weggesehen und sich blind gemacht...

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... und sich damit genauso schuldig gemacht, wenn nicht sogar noch schuldiger.

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Definitiv! Mitschuldig, aber leider nicht angeklagt. Ich glaube aber, die Mutter kriegt in diesem Fall durchaus ihre Strafe. Schlimmer als das ein Gericht je bestrafen könnte....

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*sprachlos*

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