Donnerstag, 7. Dezember 2006
Einkauf
Ich mag Supermärkte. Einerseits weil ich mir da innerlich schon ausmale, was ich kochen könnte und das Zeug dann gleich kaufe, andererseits wegen der vielen Möglichkeiten, menschliche Verhaltensweisen zu studieren. Am beliebtesten bei mir sind Kinder und ihre Erziehungsberechtigten. Nirgends sonst als im Supermarkt, werden die (Nicht-)Erziehungsstile deutlicher.

Neulich war da dieser 5jährige in Armeehosen, der seiner Mutter den Mittelfinger entgegenhielt und ihr sehr laut und deutlich ein "Fick dich" entgegenschrie. Gut, kommt vor. Also mal schauen, wie die Alte reagiert. Zum meinem Entsetzen: Gar nicht.

Oder die Schlampe mit Arschlochkind und Schlamperich. Arschlochkind wirft an der Kasse Ware um Ware (Süßigkeiten) in den Wagen, Schlamperich muss wieder ausräumen, Arschlochkind schmeißt wieder rein. Schlamperich sagt nix, räumt nur brav wieder aus, was Arschlochkind dann doch wieder reinschmeißt.
Stattdessen reagiert die Schlampe: "Lass doch unsere süße Emily". Sie sagte tatsächlich "süße Emily". Und so kriegt die "süße Emily", was sie will und Schlamperich ist geschlagen. Kinder, die so aufwachsen, müssen Arschlochkinder werden.

Sehr imponiert hat mir dagegen die mütterliche Leistung an der Wursttheke. Da stand eine Mami mit dauerplärrendem Kleinkind. Der Balg schrie minutenlang die gesamte Theke hinunter, sodass sich eine Verkäuferin genötigt sah, ein Stückchen Gelbwurst runterzuschneiden, um den Schreihals zu besänftigen. Schreihalsmama hingegen befand: "Die Wurst hast du dir gar nicht verdient", entreißt selbige dem Junior und stopft sie sich selbst in den Mund. Der Kleine schreit weiter, Mama hat die Ruhe weg.

Und beim letzten Mal standen die Pfadfinder an der Kasse. Jeden Tag ne gute Tat. 8- bis 10jährige in Uniform, die nett gefragt haben, ob sie denn beim Wagen aus- und einladen behilflich sein dürfen. Durften sie. Bei den meisten Kunden. Natürlich machen die das auch nicht aus Jux und Dollerei, sondern haben da auch eine Spendendose stehen. Was ich kaum glauben konnt: Da stehen dann erwachsene Menschen in einer Seelenruhe da, lassen die Kleinen schuften und marschieren anschließend schnurstracks an der Spendendose vorbei, so tuend, als habe mans ganz eilig und die Dose überhaupt nicht gesehen.

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...bei Deinem Bericht habe ich sehr gelacht,hast Du Klasse be-und geschrieben!

Ich kann noch mitteilen,dass ich ganz selten einen Einkaufswagen nehme,sondern meinen grossen Korb-mir ist das zu eklig,wenn ich sehe,was überall für bahbah Leute rumlaufen,da hab ich immer Angst ich krieg auf der Stelle Pilze oder sonst was.

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Herzlichen Dank. Ich hake das hiermit unter "mission accomplished" ab...:-)))


Den Aspekt mit dem Einkaufswagen hatte ich so noch gar nicht badacht und kriege grade Angstanfälle

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Gut, daß wir drüber geredet haben ;-)

Ich dachte immer, ich nehm' diesen Korb bloß aus Faulheit - weil ich nach dem Einladen keine Lust habe, wieder 500m über den Parkplatz zu tapern um die Mark (jawohl, Petersilie hat eine D-Mark nur für den Fall, daß sie einen Einkaufswagen bräuchte, im Geldbeutel) wieder aus dem Wagen zu kriegen.

Der Ungatte sagt nämlich immer: "Schlepp' doch nicht den Korb durch den ganzen Supermarkt" - und ich kann ja schlecht sagen: "Ich bin aber zu faul nachher die blöde Chaise quer über den Parkplatz zurückzutransferieren", weil: Faulheit ist kein Argument.

Aber Hügiäääne - also Hügiäne ist ein Argument!

Kinder, die so aufwachsen, müssen Arschlochkinder werden.
Und hier möchte ich kurz darauf hinweisen, daß das ganze Ausmaß der Misere an diesem Punkt noch lange nicht zu Ende ist, denn die werden im schlimmsten Fall, und wenn sie vorher die Katz' nicht holt, sogar Arschlocherwachsene.
So 'nem Arschlochkind kann man ja vielleicht noch mit Heftpflaster und Kabelbinder begegnen, aber wehe, wenn der Dinger erstmal ausgewachsen ist...

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Eben, petersilie, eben....und die Arschlocherwachsenen sind ja dann auch immer so paarungsbereit und produzieren noch arschlöchrige Arschlochkinder...

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...und so sterben die Arschlöcher nie aus...

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So wahr, alle diese Beobachtungen. Ich möchte aber betonen, daß auch der Einzelhandel vielfältige Möglichkeiten zur Verhaltensforschung bietet. Auch im sog. hochpreisigen Kundensegment hat man häufig Gelegenheit, aus dem Staunen nicht herauszukommen :o)

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Und was macht man dann?
>>...da dieser 5jährige in Armeehosen, der seiner Mutter den Mittelfinger entgegenhielt und ihr sehr laut und deutlich...<<

Zugegeben, ganz so drastisch haben sich meine mir gegenüber noch nicht artikuliert, insbesondere nicht in der Öffentlichkeit, aber ich habe da so ein nachgeliefertes Minimonster, dem würde ich das glatt zutrauen, denn dem ist alles zuzutrauen. Und wenn man den in Wut versetzt (was ganz leicht ist, da er mir pauschal und grundsätzlich ja schon mal die Tatsache verübelt, dass ich daran schuld bin, dass er der Kleinste ist, allein das schwelt also permanent in ihm, da reicht dann ein kleiner, weiterer Tropfen und pufffff ) dann kann man seinen eigenen Wortschatz um die herrlichsten Neuschöpfungen kreativer Schimpfwut ergänzen - also, wenn dieser Wutknubbel in der Öffentlichkeit loslegt, dann kann ich es nicht verhindern.
Meine Standardreaktion ist dann ein: "Um Himmels willen, wer hat dich denn erzogen? Na, mit deiner Mutter sollte man mal ein ernstes Wort reden. Also MEINE Kinder würden sich in der Öffentlichkeit nicht so benehmen."
Was besseres fällt mir leider nicht ein - denn ein weitausholendes Erziehungsmanöver wird in der Öffentlichkeit nicht gerne gesehen (obwohl meiner Meinung nach sehr fruchtbar, mit dieser Methode habe ich dem Mini immerhin die allerschlimmsten Wörter abgewöhnen können) und hochernste Ermahnungen im Stil von "Nun hör aber mal zu Ernst-August, wie oft habe ich Dir schon gesagt, dass man solche Wörter nicht benutzt, blablabla" finde ich deutlich alberner als schlichtes Ignorieren.
Am allerschlimmsten finde ich aber lautes Zurückkeifen, dann wirklich besser einfach nur nicht Ignorieren.

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"Um Himmels willen, wer hat dich denn erzogen? Na, mit deiner Mutter sollte man mal ein ernstes Wort reden. Also MEINE Kinder würden sich in der Öffentlichkeit nicht so benehmen."
Das ist doch schon mal nicht schlecht. Besser als eine Nullreaktion. Ich glaube eben, dass wenn man so einem kleinen Stinker so was in dem Alter schon durchgehen lässt (und das ganz offensichtlich "normal" ist), wirds wohl kaum leichter, wenn der Stinker mal 5 oder 10 Jahre älter ist...

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Ja, ich gehe völlig konform darin, dass man den Kinder das nicht durchgehen lassen darf - andererseits sehe ich aber auch die andere Seite und kenne viele Mütter, die schlicht überfordert sind. Die offizielle Kuschelpädagogik, die überall öffentlich propagiert und ausgeübt wird, mag zwar gut sein, um ein paar sadistische Lehrer besser in Schach zu halten - aber Eltern, die ihr Kind quälen wollen, werden das trotzdem weiter tun können. Alle anderen, die einfach nur keine große pädagogische Begabung haben, sind dafür nun schlicht überfordert, weil es halt völlig unmöglich ist, seinem Kind in aller Öffentlichkeit ein paar zu schallern, obwohl es in vielen Situationen die simpelste und effektivste Methode wäre. (Da reicht es meist schon, dass die Kinder wissen, dass es möglich wäre. Aber heute ist es ja genau umgekehrt: Die Kinder wissen genau, dass ihnen gar nix passieren kann, maximal eine abgedrehte Alte, die sich mal wieder eine Runde hysterisch aufregt, aber dafür hat man schießlich Ohren, die sich wunderbar auf Durchzug stellen lassen.) Kleine Kinder ähneln in ihren Verhaltensweisen sehr oft kleinen Hunden - und denen zeigt man die Grenzen auch heute noch auf kurze, dafür prägnante Weise.
(Obwohl man auch das nicht unkommentiert in der Öffentlichkeit tun darf - ein Umstand, der mich zu einigen nicht wirklich stubenreinen Bemerkungen veranlasste, als unsere Neufundländerhündin noch jung, ungestüm und erziehungsbedürftig war. Was denken sich die Leute eigentlich? Dass ich mit dem Hund diskutiere, ob es klug ist, einem Hasen nachzujagen und wann er es darf und wann nicht?).

Die Emily-Mutter gehört dagegen ohne jeden Einwand für mich nur in die Kotzbrockenmutterkiste. Iihhbaah, genau diese Mütter tummeln sich zu Hauf in unserer Umgebung (kommt davon, wenn man seine Kinder in Schulen einer "gehobenen Wohngegend" schickt), wenn ich so etwas mitkriege, läuft es mir immer nur eiskalt den Rücken runter und ich könnte spucken. DIESE Kinder werden erst die richtig wahren Kotzbrocken: Egoistisch, rücksichtslos und verwöhnt bis zum Erbrechen. Warmduschende Weicheier, alle miteinander. Das ganze im Zweifel mit Abitur und Studium (schließlich hat man genug Geld, um sein Kind da durchzukaufen) und dann dem Gejammer auf hohem Niveau. Ne, dann lieber ein echtes Prekariatskind mit stinkendem Mittelfinger, mit denen kann ich deutlich besser umgehen, die haben wenigstens das Leben schon mal von der harten Seite kennengelernt.

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Meistens sind's doch gar nicht die Prekariatskinder, denn die wissen oft, daß es durchaus mal rummst, wenn man zuweit geht.
Es sind die ganzen süßen Emily-Anastasia-Sophies und goldigen (das ist neudeutsch für: "20kg Übergewicht") Kevin-Marcels, mit ihren Dudley-Dursley-Allüren und dem gleichen Gepiense wie ihre Eltern.

Denn komisch, auf ihre Peers und ihre Eltern können solche Arschlochkinder ja prächtigen Druck machen, wenn aber der Richtige kommt, fangen sie gleich an zu heulen.

Ich weiß nicht, ob die Arschlöcher paarungswilliger sind, als der Rest, aber das wäre mal eine interessante Studie: "Arschlochforschung über Generationen" oder "Das Paarungsverhalten ausgewachsener Arschlöcher".
Und dann wäre auch zu erforschen, ob sich das rezessiv oder dominat vererbt, denn es gibt z.B. Frauen, die bei der Partnerwahl immer wieder an Arschlöcher geraten, selbt aber eher in die Kategorie "arme Haut" gehören.
Werden deren Kinder nun alle Ärsche oder Leidenslieseln?

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Da hab ich doch glatt ein neues Wort gelernt (Prekariat)...:-)

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Gern geschehen. Dann achten Sie mal darauf, wie oft Ihnen dieses Wort in der nächsten Zeit noch begegnen wird. Mir ging es zumindest so.

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