Mittwoch, 16. März 2011
Der große Kressetest
Exklusiv und nur hier: Der erste große Kressetest der Welt. Der Forschung sind wir verpflichtet, so fühlen wir uns sowieso und deshalb widmen wir uns ihr. Wir dokumentieren nun das Wachstum zweier verschiedener Kressesorten. Sorte 1 ist eine herkömmliche handelsübliche Sorte eines genossenschaftlich organisierten Gartenmarkts, Sorte 2 entsorgte die CDU in meinem Briefkasten mitsamt Konterfei des Kandidaten auf dem Tütchen. Es ist der Kampf Genossenschaft gegen Kapitalismus, David gegen Goliath, Gut gegen Böse.
Welche Sorte keimt schneller? Welche Sorte wird größer? Welche Sorte schmeckt besser? Diese drängenden Fragen der Menschheit werden nun endlich beantwortet! Der große und ultimative Test! Nur hier!


Tag 1:



Die CDU-Kresse ist natürlich rechts zu sehen. Ein erster Punkt und ein ganz klarer Sieg in der Sparte Ergiebigkeit geht an die Gartenmarktkresse: Wesentlich mehr Saatmaterial als die sehr mickrige Ausbeute im CDU-Tütchen.

Erster optischer Eindruck: Die CDU-Kresse ist zur allgemeinen Überraschung deutlich heller, hier hatte das Team der wissenschaftlichen Mitarbeiter in unserem Labor eine deutlich dunklere Farbe erwartet, mithin ins Schwarze tendierend. Wenig überraschend dagegen ist, dass die CDU-Kresse deutlich kleinerkörnig ist als die herkömmliche Gartenmarktkresse.

Schwieriger schon der Preis. Die Gartenmarktkresse kostete 0,99 €, die CDU-Kresse war umsonst. Aber gleichzeitig ist auch zu bedenken, dass bei Wiederwahl der CDU alles teurer kommen wird, siehe Rückkauf der EnBW, siehe Stuttgart 21. Na gut, man hat Mitleid mit der CDU und deshalb: Unentschieden.

Ergiebigkeit: Ganz klarer Sieg für die Gartenmarktkresse
Optik: Deutlicher Vorsprung für den Gartenmarkt
Preis: Langfristig Gartenmarkt, kurzfristig CDU: Unentschieden.

Stand nach Tag 1: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse 2,5:0,5


Tag 2:



Zugegebenermaßen keimt die CDU-Kresse schneller. Zwar kommt auch die Gartenmarktkresse in die Gänge, aber man muss einräumen, dass die CDU-Kresse schneller ist. Es besteht spontan der dringende Verdacht, dass es sich um Gen-Kresse handeln könnte, schließlich traut man der BW-CDU mittlerweile einiges zu.

Dennoch liegt die Gartenmarktkresse viel enger als die losen Minikörnchen der CDU, was sich eventuell auch negativ auf die Keimfähigkeit ausgewirkt haben könnte. Rückschluss hieraus: Wenn es feucht und schlüpfrig wird, reagiert die CDU.

Keimfähigkeit: CDU vorne.

Stand nach Tag 2: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse
2,5:1,5


Tag 3:



....und nun schauen Sie sich bitte dieses Chaos an! Die CDU-Kresse ist regelrecht explodiert und es sieht aus wie Kraut und Rüben. Die CDU-Kresse wäxxt in alle Richtungen und nur die wenigsten Trieblinge dahin wo sie sollen. Wo bleibt da die Ordnung? Das muss einen Punktabzug geben, da hilft alles nix. Das Forscherteam stellt erste Überlegungen an, ob es Auswirkungen des japanischen Erdbebens sein könnte, das just an diesem Tag stattfand.

Wachstum: 0,5 Punkte für die Gartenmarktpresse, -1 Punkt für die CDU-Kresse

Stand nach Tag 3: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse 2,5:0,5


Tag 4:



Nun wuchern beide Kresse gut vor sich hin, wobei ich nun einmal dringend auf die intensive Grünfärbung der CDU-Kresse hinweisen möchte. Der Wolf kommt also im Schafspelz daher!


Tag 5:



Die CDU-Kresse kommt dem Image der Partei immer näher: Wie Unkraut legt sie sich übers Land in die Schale, lediglich einzelne Hälmchen schauen aus dem Chaos. Wir können bereits bei oberflächlicher optischer Analyse einen äußerst ungleichmäßigen Wuchs konstatieren, wohingegen die Gartenmarktkresse deutlich gleichmäßiger wächst. Es zeigt sich nun deutlich, dass Nachhaltigkeit gegenüber Schnellschüssen vorzuziehen ist.

Ferner ist festzustellen, dass sich die Kontrahenten nun im etwa selben Wachstumszustand befinden.
Nun konnte ein erster Haptiktest durchgeführt werden. Hier kann die Gartenmarktkresse erneut punkten: Die Gartenmarktkresse ist ein echter Handschmeichler. Dem entgegen stehen einzelne Hälmchen der CDU-Kresse, die dem weichen Bett der Gartenmarktkresse nichts, aber auch gar nichts, entgegenzusetzen haben.

Ein weiterer Test bestand in einem ersten Beschnüffeln durch einen Schildkröterich. Es mag eventuell daran gelegen haben, dass das Tier hierzu erst geweckt werden musste, aber der Test scheiterte am Desinteresse des Probanden. Der Test wurde daraufhin abgebrochen und humanoid erneut durchgeführt und es zeigten sich erstaunliche Ergebnisse: Die Gartenmarktkresse dominiert hier deutlich mit einem dezenten Hauch von Schärfe, während die CDU-Kresse schlicht nicht riecht und wenn, dann allenfalls nach Stallboden.

Haptik: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse 1:0
Olfaktorik: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse 1:0

Stand nach Tag 5: Gartenmarktkresse - CDU-Kresse 4,5:0,5

Exkurs für alle Fortbildungswilligen:

Hier sehen Sie jetzt, wie Kresse unter Idealbedingungen wäxxt. Hierzu wurde uns ein Foto gemailt, wie Kresse idealtypisch aussieht. Zwar haben wir hier nahezu Laborbedingungen, aber DIN-Normen haben wir leider grade nicht zur Hand. Wie es aber aussehen müsste. Kresse die in unserem Versuch wohl 6 Punkte gekriegt hätte und das ohne Verkostung.....Zuchtkresse praktisch. Kresse nach DIN-Norm und das tolle ist, dass die wirklich wäxxt, wie DIN es fordert:


Foto by bona



Tag 6: Die Ernte

Der Geschmackstest:

Unter Verwendung eines handelsüblichen Brötchens -hier Laugaweggle genannt- und unter Einbeziehung handelsüblicher Butter -es wurde hier Deutsche Markenbutter, Süßrahmbutter, 82% Fett herangezogen- bestand das Ziel des Experiments darin, die o.e. Zutaten gemeinsam mit der gezogenen Kresse dem Testteam oral zuzuführen. Um das Experiment etwas zu vereinfachen, würde das Brötchen durchschnitten.

Anschließend wurde die Butter aufgebracht. Nachdem diese Vorbereitungsmaßnahmen fertig durchgeführt waren, gelangte nun die Kresse durch vorsichtige Auflage auf die Butter und wurde anschließend mit dem verbliebenen Brötchendeckelstück bedeckelt. Nachfolgend ist die Versuchsanordnung gut zu erkennen:



Das Geschmackserlebnis der Gartenmarktkresse ist verblüffend: Sehr harmonisch fügt sich die dezent gehaltene Schärfe in die Weichheit des Brötchens. Die Butter unterstützt dies sehr schön. Leicht nussige Töne im Abgang erhöhen den Genuss durchaus.
Die CDU-Kresse hingegen wirkt flach. Es dominiert das Brötchen und die Butter, die Kresse findet als solche nicht statt, viel eher als pappeähnliche Substanz, was nur durch Schnapsnachspülung gemildert werden konnte.

Wir können damit nach intensiven Tests sagen: Die Gartenmarktkresse besiegt die CDU-Kresse deutlich mit 5,5 : 0,5 Punkten.

Die Kresse des Gartenmarkts ist durchweg zu empfehlen. Feine Aromen und ein dezenter Geschmack auf gebuttertem Brötchen sind geeignet, eine Zwischenmahlzeit nicht nur zu ersetzen, es kann eine Hauptmahlzeit sein.

Die CDU-Kresse können wir nicht wirklich empfehlen. Allenfalls Bulimiker können profitieren. Oder Leute, die umsonst Kresse haben möchten und selbige bereits nach Tag 1 konsumieren.Allen anderen empfehlen wir: Tun Sie, was man mit der CDU tun sollte: In die Tonne treten.


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kill´em all
Zitat: Die Gesellschaft muss anerkennen, dass in einem Industrieland nicht einfach so auf Kohle und Atomenergie verzichtet werden kann, wenn Wohlstand und Versorgungssicherheit erhalten bleiben sollen. Es ist zwar richtig, auf erneuerbare Energien zu setzen und diese auszubauen, aber man muss wissen, welchen Preis man dafür bezahlen will. Billige Energie und zugleich ein kompletter Umbau der Stromversorgung ist eine Illusion.

Diese Sätze durfte Jürgen Großmann in die Kamera sagen. Der Mann ist Boss bei RWE und damit bei einer der Firmen, die Kernkraftwerke betreiben, mitverantwortlich für die Laufzeitverlängerung. Ehrlicherweise muss ich zugeben,dass der Mann dafür bezahlt wird, Texte dieser Art von sich zu geben. An Tagen wie diesen * kann man vieles in die Kamera sagen und wahrscheinlich ist ohnehin das meiste davon falsch oder völlig deppert. Zumindest als Kernkraftwerksbetreiber. Immerhin schwurbelt Herr Großmann nicht so wie Tanja Gönner, was auch daran liegen könnte, dass seine Restlaufeit länger als zwei Wochen beträgt. Gönner ist es während eines Interviews mit der Stuttgarter Zeitung immerhin gelungen, innerhalb zweier Sätze exakt das unterzubringen und das mag auch eine Leistung sein (Originalzitat lt. StZ):

Wir können an solch einem Tag nicht sagen, die Kernkraftwerke sind sicher. Ja, die Kernkraftwerke sind sicher.

Aber zurück zu Herrn Großmann, der sich etwas subtiler ausdrückt, aber genauso weit daneben liegt. Es geht also um Wohlstand und Versorgungssicherheit. Dazu sind scheint´s AKW und Kohlekraftwerke nötig. Sagt er. Oder zumindest verstehe ich das so.

Ich kann ihm nun von Norwegen berichten. Norwegen hat den allerhöchsten Stromverbrauch des gesamten Planeten. Die Norweger beleuchten alles und die Norweger heizen gar ihre Wohnung mit Strom (versuchen Sie das mal bei sich daheim oder vielleicht doch besser nicht: Sie machen das wirklich nur einmal, spätestens bei der Stromrechnung kriegen Sie eine Volldepression). Kurz: Die ballern ordentlich was raus.

Norwegen belegt in beinahe allen Statistiken betreffs BIP, Human Development Index, Prokopfeinkommen undsoweiter immer die ersten 5 Plätze weltweit, meist mit ziemlichem Vorsprung auf Deutschland oder Österreich. Man kann damit sagen, dass Norwegen eines der reichsten Länder der Welt ist.

Wachstum ohne Atom, wie Herr Großmann sagt. Möglich? Ein Land, das reich ist und NICHT auf Atomstrom setzt. Kann das gehen? Es kann.

Norwegen hatte nie ein Atomkraftwerk und hat auch nicht vor, eines zu bauen. Zugegeben: Norwegen hat ein Kohlekraftwerk. Eines! Das erzeugt so etwa einskommanochwas Prozent der norwegischen Energie. Und der Rest? Öl aus der Nordsee? Nein, das wird verkauft und in Rentenfonds angelegt.

Woher kommt die Energie der Norweger? Es ist schlicht und einfach: Wasserkraft. Zu 98 %! Wasser.
Nochmal: Die Norweger machen ihren Strombedarf zu 98 % aus Wasserkraft. Sie haben übrigens so viel davon, dass sie sehr gerne auch exportieren würden, wenn man sie denn ließe. Norwegen hat eine Unzahl kleiner lokaler und regionaler Versorger und die betreiben nahezu ausschließlich Wasserkraftwerke.

Und was die Mär vom teuren Ökostrom angeht: Wissen Sie, was die Norweger für eine Kilowattstunde Wasserkraft bezahlen? 6 bis 7 Cent. Hier sind es so um die 20. Für den angeblich so billigen Atomstrom, nicht für Ökostrom. Norwegen ist übrigens ein ziemlich teures Land. Gehen Sie da mal ein Bier trinken, da können Sie viele Kilowattstunden das Licht brennen lassen.

Nun muss man ehrlicherweise zugeben, dass die Norweger früh genug schlau genug waren und das auch nicht in drei Moratoriumsmonaten aus dem Ärmel schüttelten. Stattdessen wurde das bedarfsorientiert ausgebaut. Peu a peu. Historisch gewachsen quasi. Gewachsen im Lauf der letzten 100 Jahre. Und: Ja, Norwegen ist auch ein kleines Land mit wenig Bewohnern und daher nicht so recht mit Deutschland vergleichbar. Ich behaupte auch nicht, dass so ein Umstieg nicht mit großen Kosten verbunden wäre, zumal das viel schneller gemacht werden müsste als seinerzeit in Norwegen und so hopplahopp geht das ganz sicher auch nicht. Eine 98%-Quote Wasserkraft ist hier ohnehin illusorisch. Schon 20 % wäre hierzulande schon eine Sensation. Aber das wäre für mich schon mal eine Ansage.

Aber. Wenn mir heute jemand erzählen möchte, wirtschaftliche Prosperität sei ohne Verzicht auf Kernkraft nicht möglich, dann ist das eine Lüge. Es war eine Lüge, dass das Licht ausginge, wenn das AKW Wyhl nicht gebaut werde und sie lügen bis auf den heutigen Tag. Es war und ist eine Lüge, dass man so ein AKW nicht so einfach abschalten könne. Es geht jetzt doch. Eine Lüge, wenn sie sagen, der Weiterbetrieb sei zwingend notwendig. Quatsch, es dient nur Konzerninteressen. Es ist auch eine Lüge, dass der Ausstieg finanziell nicht machbar sei. Blödsinn. Möchte jemand wissen, wieviel Milliarden möglich waren als es um die Bankenrettung ging? Dagegen sind die AKWs eher Peanuts.

Kurz: Sie belügen uns, weil es um Firmeninteressen von Großkonzernen geht und wenn ich dezentral meinen Strom direkt aus dem Wasserkraftwerk um die Ecke beziehen würde (ich habe diesen Tarif gebucht, weiß aber auch, dass das mein Wunschdenken ist), dann verdient RWE daran nicht mehr und EnBW auch nicht mehr. Dann käme das den vielen kleinen Stadtwerken zugute, die man durch die Laufzeitverlängerung in die Bredouille gebracht hat.

Ich will es mal so sagen: Ich bin mittlerweile in einem Alter, da mag man sich nicht mehr so offensichtlich belügen lassen, andersrum gesagt: Ich bin noch nicht alt genug, mich nicht mehr wehren zu können. Oder auch: Es herrscht meinerseits mittlerer Revolutionsmodus.

Wenn man richtig aufräumen will und wenn man richtig neu beginnen möchte, dann haben die Großkonzerne a la Vattenfall, RWE, E.on oder EnBW in der Energieversorgungslandschaft nichts mehr zu suchen. Es sei denn, sie bauen demnäxxt im großen Stil Wasserkraftwerke. Bisher haben sie das nicht gemacht, bisher haben sie -gezwungenermaßen- allenfalls ein AKW nachgerüstet, das einem Inferno hätte anheim fallen können.

Die verdienen dran.

   ... Poly-Tikk
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