Dienstag, 13. Februar 2007
Die Brigitte und der Reinhold
Darüber, dass in dieser Republik einige der Meinung sind, man müsse jemanden auch dann noch wegsperren auch wenn er -in dem Fall: sie- gar keine Gefahr mehr ist, möchte ich mich besser nicht auslassen. Und die Betroffenheitsschiene einiger, die der Meinung sind, wenn nur genug bereut werde, dann ist wieder alles gut, möchte ich auch eher als Sandkastenphantasie abtun.

Aber ich stelle mir grade vor, wie so ein Auftritt von Brigitte Mohnhaupt bei Reinhold Beckmann aussehen könnte und drum hab ich mich auf die Suche gemacht. Über verschwiegene Kanäle bin ich nun an die bereits aufgezeichnete Sendung gekommen.

Exklusiv hier vor der Ausstrahlung:


Beckmann: Frau Mohnhaupt, Sie waren in der RAF. Wie ist das denn so als Terroristin?

Mohnhaupt: Sie nennen das Terrorismus, ich nenne das antiimperialistischen Kampf.

Beckmann: Gut, aber wie das denn so in der Illegalität?

Mohnhaupt: Jedenfalls nicht lustig, wenn man einen Haufen Bullen am Hintern hängen hat.

Beckmann: Sie wurden ja immerhin wegen Mordes....
(Mohnhaupt unterbricht Beckmann)

Mohnhaupt: ...das sagen Sie! Schauen Sie doch mal: Der Staat hat doch damals völlig überreagiert. Da war es durchaus legitim, sich gegen die Repressionen des Systems zu wehren.

Beckmann: Frau Mohnhaupt, Sie sind nun aus dem Gefängnis entlassen. Was haben Sie als erstes getan, als Sie rauskamen?

Mohnhaupt: Den Opfern polizeilicher Willkür im Kampf für eine gerechte Welt gedacht. Sie müssen das doch mal im historischen Kontext sehen: Vietnam und die Napalmbomben, Millionen Menschen starben im Krieg gegen die Kolonialisten, Tausende sitzen weltweit in Knästen. Denen habe ich gedacht.


Das Publikum schweigt betroffen.


Beckmann: Haben Sie nie darüber nachgedacht, sich begnadigen zu lassen?

Mohnhaupt: Nie im Leben. Das wäre Verrat an den Genossinnen und Genossen, die noch in den Knästen sitzen.

Beckmann: Die Sache damals mit Schleyer...

Mohnhaupt: Das war doch ein faires Angebot an den Staat, konnte doch keiner wissen, dass dieser Schmidt den Schleyer so hängen lässt. Wissen Sie, das war für uns auch keine leichte Sache, aber nachdem die in Stammheim den Andreas, die Gudrun und Jan-Carl umgebracht haben, blieb uns doch keine andere Wahl.


Raunen im Publikum.



Beckmann:
Wovon bestreiten Sie denn ihren Lebensunterhalt?

Mohnhaupt: Da bin ich doch Ihnen gegenüber nicht zur Auskunft verpflichtet. Es ist ehrenwerter erarbeitet als ihr Honrar.


Gelächter im Publikum.


Beckmann: Vielleicht ist das der richtige Zeitpunkt auf Ihre Memoiren einzugehen, die nächste Woche im "Roten Verlag" erscheinen und den Titel tragen "RAFfiniert: konsequente kleinschreibung als revolutionärer akt". Die Vorabveröffentlichung in der BILD hat ja zu heftigen Kontroversen geführt.

Mohnhaupt: Weil doch die breiten Volksmassen, die wir damals mobilisieren wollten, das auch heute nicht verstehen. Sehen Sie, das Konzept Stadtguerilla ist doch vor allem deshalb gescheitert, weil viele Menschen das einfach nicht verstanden haben. Wenn ich nun mein Buch bei der Springerpresse abdrucken lasse, unterwandere ich doch die Systemmedien. Das ist auch Klassenkampf. Eine konsequente Fortführung dessen, was wir damals begonnen haben. Dem Andreas würde das gefallen.

Beckmann: Wie ist das denn so im Gefängnis? Was machten Sie denn da den ganzen Tag?

Mohnhaupt: Man gewöhnt sich an den Kampf aus der Haft heraus. Schauen Sie sich doch mal die Welt an, da gibt es soviel Ungerechtigkeiten, da muss man doch was gegen tun.


Applaus im Publikum.


Beckmann: Waren Sie denn nie auf einem Irrweg?

Mohnhaupt: Was für ein Irrweg?

Beckmann: Bereuen Sie denn, was Sie taten?

Mohnhaupt:
Was gibt es denn zu bereuen, wenn man antifaschistische Arbeit betreibt?

Beckmann: Vielen Dank, Frau Mohnhaupt. (ans Publikum gewandt) Meine Damen und Herren, Brigitte Mohnhaupt...

Kamera schwenkt einmal direkt aufs Mohnhauptsche Gesicht.

Beckmann: Und nun zu unserem nächsten Gast: Franz Beckenbauer....

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