Mittwoch, 31. Dezember 2008
Handwerk hat vielleicht manchmal goldenen Boden, manchmal aber auch nix im Schädel
Wenn man mit Handwerkern zu tun hat, wird man schnell merken: Es gibt solche und solche. Solche, die mitdenken und solche, bei denen man meint, ihre intellektuelle Leistung liege in etwa auf dem Niveau eines durchgeknallten Meerschweinchens.
Ich konnte das gar anhand des Gewerks festmachen: Die Zimmerleute waren clevere Jungs mit Improvisationsfähigkeiten und auch rhetorisch einigermaßen beschlagen. Die Malergipser hörten während ihrer Arbeit gar Bach und unterhielten sich ständig über die beste Aufnahme der Goldbergvariationen und die Maurer berechneten selbst unter widrigsten Bedingungen den benötigten Beton zentimetergenau.
Es gab aber auch die Abteilung GasWasserScheiße, auch Flaschner genannt. Was die so alles anstellten, führte beim zuständigen Ingenieur zu erheblichem Stirnrunzeln und gipfelte darin, dass die Jungs zu blöde waren zwei Abwasserrohre ordentlich zusammenzustecken und das wiederum ist eine Mordssauerei, wenn es sich um die Toilette handelt, führt aber erstaunlicherweise auch dazu, dass exakt diesselben Jungs zur Not auch an Sonntagen anmarschieren.
Schlimm aber auch die Elektriker. Das ist ein völlig traditionsloses Gewerk und als solches steht es auf der Handwerkerhierarchie somit auch weit unten. In meinem Fall: Zurecht. Eigentlich sollen die Kerle nur Leitungen verlegen, wo vorher keine waren und das funktioniert normalerweise anhand eines Plans, den wiederum ein Elektroingenieur vorher erstellt. So weit, so gut. Nun dürfen aber keinerlei Änderungen mehr vorgenommen werden, weil das zu mächtig viel Verwirrung bei den Ausführenden führt. Ich habe den Fehler begangen, exakt eine Änderung haben zu wollen und das lag daran, dass sich die Position der Dunstabzugshaube verändert hatte. Eigentlich kein Problem, die Elektrospezialisten hätten lediglich die Kabel zurück ins Loch stopfen müssen oder alternativ eine Blende drauf basteln. Stattdessen: Sie basteln eine Steckdose in die luftige Höhe direkt unter die Zimmerdecke. Was ich mit der anfangen sollte, konnten sie mir dann auch nicht beantworten, aber immerhin hab ich jetzt eine Steckdose in zweimeterzwanzig Höhe.

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [11 Kommentare]   ... comment



Donnerstag, 18. Dezember 2008
Ich habe einen Tanker und das ist ein Alfa Romeo


Diese Tankstelle mit der Jakobsmuschel im Logo hat als erste das Normalbenzin abgeschafft und jetzt ersetzt durch "V-Power-Benzin" mit 95 Oktan.
Kann jemand den Unterschied erklären zwischen Benzin mit 95 Oktan und Super mit 95 Oktan? Ich kann es nach Blick auf die Preistafel. Antwort: Super 95 Oktan ist 5 Cent billiger.

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [15 Kommentare]   ... comment



Mittwoch, 17. Dezember 2008
....wie schwierig es ist, anstängig groß zu werden (und was überhaupt ist "anständig")
Ich glaube, dass wir im 20. Jahrhundert vieles hätten lernen können. Zum einen die Tatsache, dass wir alle uns in vielerlei moralischer Fragen nicht wesentlich weiterentwickelt haben vom Römischen Reich und den alten Griechen. Sonst wären Massenvernichtungskriege in diesem Jahrhundert wohl kaum denkbar gewesen.

Wenn es aber grundlegende Reformen gab, Erkenntnisse, die wir zuvor nicht hatten, dann war das neben den Sigmundfreudschen Erkenntnissenn über die menschliche Seele speziell und den Feminismus explizit

a) die Entdeckung der Kindheit und

b) die Erfindung der Jugend

Dies ist und war: Bahnbrechend. Aber ehe wir uns nun auf den Lorbeeren ausruhen:
Wir sind auf dem allerbestem Wege, beides abzuschaffen.


Kindheit:

Kinder als solche wahrzunehmen und als solche zu behandeln war einmal ein große Errungenschaft. Es ist -weltgeschichtlich- nur ein Wimpernschlag her, als Kinder im mittelenglischen Bergbau durch Schächte gekrochen sind. Es ist heute aber auch Tatsache, dass wir Säuglingen Klamotten anziehen, die für Erwachsene bestimmt sind und diese dann im Alter von 3 Jahren in Frühenglischkurse stecken und "nur das Beste" für sie wollen.
Mal ehrlich: Wir begreifen Kinder als "etwas besonderes" -herausgestellt und einzigartig im Leben-, etwas, das sie nie waren, nicht sind und nie sein werden, begreifen sie nicht selten als "Projekt" und trimmen sie schon im Alter von 6, 8 und 10 Jahren für den "Wettbewerb da draußen", weil im Dreckkapitalismus eben für die spätere Karriere entscheident ist, ob man im Alter von 9 Jahren eine 3 in Mathe hat oder nicht und wir diskutieren mit 4jährigen beim Bäcker, ob es es nun eine Laugensemmel sein soll oder doch besser das Mehrkornbrötchen oder vielleicht eventuell die Milchschnitte oder HubbaBubba.


Jugend:

Eine herrliche Erfindung! Dafür müsste man noch heute diverse Preise verleihen. Eine Lebensphase des Genusses und der Unbeschwingtheit, des Ausprobierens und des Fragens. Ein Arbeitssoziologe könnte postulieren wollen, dass diese Phase deshalb erfunden wurde, weil eben weniger Arbeitskräfte verlangt wurden. Sei´s drum. Wir alle kamen in den Genuss des Nichtstuns und der Muse qua Extratouren und Studium.
Und heute? Jung wollen wir alle sein und deshalb dehnen wir "Jugend" aus von früher 14 bis 20 auf grob 10 bis 65 und fühlen uns alle auch mit 57 noch jugendlich und toll und jung. Wir tragen diesselben Klamotten wie unsere Kinder (wofür uns selbige eines Tages hassen werden), gehen mit den Töchtern zwecks Pille zum Frauenarzt auch wenn sie erst 11 sind, sind ohnehin die besten Freunde unserer Kinder (wofür sie uns auch hassen werden) und sind sowieso immer jung.


Mein persönliches Fazit: Ich bin froh, dem Kindes- und Jugendalter weit entwachsen zu sein.

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [14 Kommentare]   ... comment



Montag, 8. Dezember 2008
Burn, Baby, Burn

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [3 Kommentare]   ... comment



Montag, 1. Dezember 2008
Zocker abzocken
An Wirtschaftsfragen bin ich ja eigentlich eher mäßig interessiert. Aber manchmal liest sich selbst das wie ein besserer Roman. In Sachen Porsche beispielsweise. Die bauen nicht nur ziemlich schöne Schwanzverlängerungen überpotenter Parvenus Flitzer, sondern haben im Technikländle auch einen exzellenten Ruf. Auf Porsche ist man stolz. Wie beispielsweise auch auf Bosch. Etwas weniger schon auf Daimler, weil seit der misslungenen Ehe mit Chrysler nicht immer alles ganz rund läuft.
Porsche aber ist scheint´s ein Erfolgsmodell: Sehr gute Löhne, Arbeitsplatzsicherheit, Gewinnbeteiligung und allen möglichen anderen Kram und das in einer Branche, in der die Konkurrenten entweder nicht mehr einstellen oder gleich massig Leute entlassen. Da stört es dann auch keinen mehr, wenn der Boss der Veranstaltung 165.000 Euro einschiebt. Täglich wohlgemerkt. Weil er Porsche zu einem Konzern gemacht hat, der mehr Gewinn einfährt als er Umsatz macht. Ehrlich gesagt: Ich wusste bis dahin gar nicht, dass dies überhaupt möglich ist. Liegt am Einstieg bei VW und damit sind wir dann bei der irren Story:

Porsche steigt bei VW ein und kündigt an, VW mittelfristig ganz übernehmen zu wollen. Und wie grade die ganze Weltwirtschaft an die Wand fährt und die Banken reihenweise pleite gehen und die Automobilkonzerne einen Produktionsstop bis mindestens Weihnachten einlegen oder auch länger, genau da schlägt Porsche zu. Es ist ein Duell zwischen Porsche und den Hedgefonds und es geht so: Die VW-Aktie ist eigentlich überbewertet und zu teuer und daher setzen die Hedgefonds auf sinkende Kurse. Porsche hält dagegen und kauft VW-Aktien und Optionen darauf, abgesichert über Kredite von Banken, die sich ihrerseits ebenfalls mit VW-Aktien absichern. Dann geht alles ziemlich flott: Porsche lanciert eine Meldung, wonach man Zugriff auf 75% aller VW-Aktien habe. 20% hält dann noch das Land Niedersachsen. Verbleiben grade mal 5% auf dem freien Markt und das ist dann der Moment, in dem die Hedgefondsmanager mutmaßlich über eine Selbstentleibung nachdenken, weil: Der Kurs schießt sehr absurd in die Höhe anstatt zu fallen. So hoch, dass alleinig die VW-Aktie den Dax ins Plus dreht, obwohl alle anderen Aktien tiefrot im Minus stehen. Einmal von 200 € auf 1000 €. Und wieder retour. Weil Porsche wieder Aktien verkauft, die Gewinne einstreicht und sich vorerst wieder davon macht.

Und während man sich in Zuffenhausen wohl erst auf die Schenkel und dann auf die Schultern klopft, macht sich 80 Kilometer weiter in Blaubeuren bei Ulm das blanke Entsetzen breit: Dort sitzt Adolf Merckle, trotz des Namens lediglich zugereister Schwabe und deshalb bei weitem nicht mit dem legendären Ruf der schwäbischen Unternehmer ausgestattet und daher auch nicht so geliebt und Adolf Merckle gehört -noch- ein Imperium, das unter anderem Zement und Arznei produziert. Der Herr Merckle hängt danz dick drinnen in der Porscheaktion. Nur: Er stand auf der falschen Seite und war einer von denen, die eine Menge Geld gesetzt hatten und sich ganz gewaltig verzockt haben. Nun hat er Probleme. Ganz große Probleme. Er hätte nämlich gerne eine Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg gehabt, um sein Firmenimperium beisammen zu halten. Die kriegt er nun nicht. Vielleicht investiert das Land ja grade in Porsche.

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [0 Kommentare]   ... comment



Mittwoch, 19. November 2008
Gabby-Award

Um ehrlich zu sein: Ich will gar nicht entscheiden, wer denn nun den besten Gabby-Text getippt hat. Darum: Die Herren geschichtenerzaehler und pathologe....mailt mir doch bitte eure Anschrift, dann schick ich nächste Woche was raus...

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [1 Kommentar]   ... comment



Montag, 17. November 2008
Diplomarbeiten...
....und andere studentischen Schreibabfallprodukte sind so ziemlich das sinnloseste Produkt, das einigermaßen begabte Menschen von sich geben müssen. Warum? Sie werden nicht gelesen. Weil: Langweilig, Zeitverschwendung, bedauernswerte Menschen machen sich gezwungenermaßen zu sinnlosem Scheiß monatelang Gedanken und schreiben den Mist auch noch nieder.

Ich bin bis heute der festen Überzeugung, dass meine Diplomarbeit seinerzeit exakt zwei Menschen gelesen haben:
Ich und eine am Thema interessierte Kollegin. Nicht mal die Profs haben den Scheiß gelesen. Nichts ist überbewerteter als eine Diplomarbeit.
Jetzt hab ich so ein Ding vor mir, gemeinsam mit einer Begleitemail und die sagt-Zitat-
"anbei die Diplomarbeit, es reicht, wenn du die ersten 29 Seiten liest
Das sagt alles. Lies die ersten 29 Seiten, den Rest ab in die Tonne.
Nur: Mir würde eigentlich das Titelblatt und das Inhaltverzeichnis als Lektüre schon reichen und ich finde schon 29 Seiten etwa 28 Seiten zuviel.

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [13 Kommentare]   ... comment



Sonntag, 2. November 2008
Sonnenaufgang, aus der Sparte "wie gemalt"

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [8 Kommentare]   ... comment



Freitag, 31. Oktober 2008
Interview mit einem lokalen Helden
Heute zu Gast in unserer großen Show "Wir zeigen Ihnen die Superstars der Welt": Fridolin Pampelmuser, der große Schriftsteller.


Herr Pampelmuser, Sie sind der bekannteste, der erfahrenste, der profilierteste, der erfolgreichste, der anerkannteste, der vielfältigste, der berühmteste, der beste und, lassen Sie mich das sagen, der einzige Künstler unseres Dorfs. Herr Pampelmuser, wie kamen Sie denn zur Kunst?


Nun, es fing eigentlich ganz harmlos an. Ich begann mit der Dichtung.


Was war denn Ihre erste Dichtung?


Das war mit 14 Jahren das Kloabflussrohr in unserem Badezimmer.


Interessant, Herr Pampelmuser, interessant. Und wie ging es dann weiter?


Danach begann ich mit dem ersten Teil meiner Autobiographie "16 Jahre bin ich alt, wohnhaft Trinkerheilanstalt"


...ein Werk, das in unserem Dorf ja sehr berühmt wurde...


Ja, vor allem wie ich damals mit dem Traktor und 6 Halbe und 5 Martini durch den Kuhstall gerast bin und erst durch den Misthaufen gestoppt wurde.


Ihre Alkoholeskapaden gelten ja als legendär. Sie sind damals mit 3,2 Promille....


Ich bin doch Repräsentant unseres Dorfs und das hat ja auch 1500 Einwohner und vertrete somit ja auch 1500 Bürger mit viel Durst. Wenn nun jedem nur 1 Bier zustünde.....kann ich Ihnen sagen: Ich habe seinerzeit nicht mal ein Zehntel dessen getrunken, was ich repräsentiert habe.


Dann aber begannen Sie mit Ihren Heimatwerken.


Genau! Ich reimte zuerst über den Bauern Kunz: "Der dümmste Bauer im ganzen Land, das ist der Kunz-Roland".


Und was kam dann?


Danach widmete ich mich den Besonderheiten der Lyrik. Dingen, die sich noch kein Dichter vorgenommen hatte, woran sich noch kein Schriftsteller gewagt hat, einer neuen, einer wahren, einer richtigen Herausforderung.


Und was war das?


Mein Epos über den Geruch warmer Gülle.


Woher kam denn Ihr Talent?


Nun, man kann mit Fug und Recht sagen: Es wurde mir in die Wiege gelegt. Bereits mein Vater hat mit seinen Versen in Richtung Dorfschenke gezielt und allenfalls knapp verfehlt.


Nun, es erstaunt ja, wie sehr Sie den Klassikern ähneln...


Sehen Sie, ich habe die Coverversion in die Literatur eingeführt:
"Da steh ich nun, ich armer Tor,
und bin so klug als wie zuvor."
Wunderbar, oder? Kein Dichter oder Schriftsteller hat Goethe so gecovert und dabei ähnlich gut getroffen wie ich.


Das stimmt. Wenden wir uns Ihren Dramen zu.


Meinen Sie jetzt "Zuckerrüben aus Malaysia" oder "Das Muhen der Kuh Barbara"?


Es fällt doch auf, dass Ihre Werke immer wieder Themen berühren, die...


...sprechen Sie es ruhig aus: Noch nie jemand gewagt hat, zu besprechen. Wer schreibt denn schon über schwangere und gleichzeitig obdachlose Eichhörnchen auf einer Mittelgebirgskiefer?


Ja nun, wir danken Ihnen herzlich für das Interview, Herr Pampelmuser. Möchten Sie zum Abschluss noch ein Gedicht zum Besten geben?


Natürlich, sehr gerne:
"In des Frühlingstagen,
da drückte mich der Magen.
Ich ließ es alles raus,
es war komplett flüssig,
welch ein Graus."

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [4 Kommentare]   ... comment



Donnerstag, 30. Oktober 2008
Saisonauftakt
Ich habe es letzten Sonntag -bei allerschönstem Sonnenschein- nicht geglaubt, als mir jemand sagte, die Schneefallgrenze sinke noch diese Woche unter 500 Meter...

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [15 Kommentare]   ... comment