Dienstag, 6. November 2007
Kärnten
gorillaschnitzel, 08:59h
Lange Zeit hatte ich ein etwas ambivalentes Verhältnis zu Österreich und das lag in erster Linie an Kärnten. Irgendwann habe ich mich dann von Österreichern aufklären lassen, dass Kärnten sowas wie das Bayern Österreichs ist, was schon immens zu einer Imageaufpolierung beitrug.
Es lag genau genommen auch nicht an Kärnten selbst sondern viel mehr an der Tatsache, dass ich während meiner Kindheit dort etwa 10 mal in Folge Urlaub machendurfte musste. Nun kenne ich alle Gewässer zwischen Villach und Klagenfurt beim Namen und könnte anhand der damaligen Umweltbelastung mit Sicherheit sagen, in welchem ich gebadet habe und in welchem nicht.
10 Jahre in Folge ist ein bißchen wie Silvester mit "Dinner for one". Es gehört irgendwie dazu, wirklich überraschend ist das alles aber nicht mehr.
10 Jahre gemeinsam aufwachsen mit Franz und Lisl, den gleichaltrigen Kindern der Pension. Aber als Kind nimmt man das so nicht wahr, weil man sich des eigenen Heranwachsens nicht so bewusst ist; zumindest nicht immer.
10 Jahre österreichisch-deutsche Konkurrenz unter Kindern. Als Deutscher hat man da zugegebenermaßen gewaltige Vorteile: Fußball. Bis auf den Urlaub 87 (einer der allerletzten, wenn nicht gar der letzte), weil damals der Franz -derselbe Franz, der sonst nur mit Eishockey ankam- mit einem 4zu1-Sieg Österreichs aufwarten konnte.
Etwa zur selben Zeit lernte ich Jörg Haider kennen. Also nicht persönlich jetzt. Eher per Autoaufkleber, weil es auch damals schon Kärntner gab, die der Haiderschen Rhetorik gegenüber ablehnend gesinnt waren. Könnte auch sein, dass es nur die slowenische Minderheit war, die ihre Autos beklebert hatte. Und weil das Jörgerl damals halt nur in Kärntner Kreisen und unwesentlich darüber hinaus bekannt war, nördlich der Alpen aber so bekannt, wie der österreichische Meister im Dreisprung, war das unso befremdlicher. Vor allem deshalb, weil das noch eine Zeit war, in der man versuchen konnte, Parallelen zwischen bundesrepublikanischer und österreichischer Parteienpolitik zu ziehen und das bundesrepublikanische Äquivalent zur FPÖ so in etwa die FDP war. Von der wusste ich zwar nach diversen väterlichen Ausfällen, dass sie "Umfaller" waren, "kein Rückgrat" hatten und ihnen auch sonst alle möglichen Ausfälle zuzutrauen sind, aber von Fremdenfeindlichkeit war wirklich nie die Rede. Nun war mir solcher Mist allein schon dem Schönhuber wegen nicht ganz unbekannt. Der Haider aber war der erste fremdenfeindliche Politiker, der salonfähig geworden war. Zumindest in meinem Bewusstsein. Und nicht trotz seiner Xenophobie, sondern wegen seiner Xenophobie.
Und heute sind wir alle erwachsen. Der Franz und die Lisl und ich auch phasenweise. Deutschland ist seither 1 Mal Fußballweltmeister und 1 Mal Fußballeuropameister geworden, Österreich hingegen hat gegen die Färöer verloren und von Spanien gleich 9 Tore auf einmal eingeschenkt gekriegt. Dazwischen war dann auch Wiedervereinigung, was aber dem Franz und der Lisl auf ihrem Berg wohl reichlich egal war.
Kärnten gibts immer noch, dafür hat der Haider seinen Zenit gottseidank überschritten, nur die Rhetorik ist deftiger geworden und hat sich rattenfängerartig verbreitet wie ein Virus, sodass sich heute mancher SPD-Mensch anhört, wie der Haider damals.
Aber Kärnten ist trotzdem schön.
Es lag genau genommen auch nicht an Kärnten selbst sondern viel mehr an der Tatsache, dass ich während meiner Kindheit dort etwa 10 mal in Folge Urlaub machen
10 Jahre in Folge ist ein bißchen wie Silvester mit "Dinner for one". Es gehört irgendwie dazu, wirklich überraschend ist das alles aber nicht mehr.
10 Jahre gemeinsam aufwachsen mit Franz und Lisl, den gleichaltrigen Kindern der Pension. Aber als Kind nimmt man das so nicht wahr, weil man sich des eigenen Heranwachsens nicht so bewusst ist; zumindest nicht immer.
10 Jahre österreichisch-deutsche Konkurrenz unter Kindern. Als Deutscher hat man da zugegebenermaßen gewaltige Vorteile: Fußball. Bis auf den Urlaub 87 (einer der allerletzten, wenn nicht gar der letzte), weil damals der Franz -derselbe Franz, der sonst nur mit Eishockey ankam- mit einem 4zu1-Sieg Österreichs aufwarten konnte.
Etwa zur selben Zeit lernte ich Jörg Haider kennen. Also nicht persönlich jetzt. Eher per Autoaufkleber, weil es auch damals schon Kärntner gab, die der Haiderschen Rhetorik gegenüber ablehnend gesinnt waren. Könnte auch sein, dass es nur die slowenische Minderheit war, die ihre Autos beklebert hatte. Und weil das Jörgerl damals halt nur in Kärntner Kreisen und unwesentlich darüber hinaus bekannt war, nördlich der Alpen aber so bekannt, wie der österreichische Meister im Dreisprung, war das unso befremdlicher. Vor allem deshalb, weil das noch eine Zeit war, in der man versuchen konnte, Parallelen zwischen bundesrepublikanischer und österreichischer Parteienpolitik zu ziehen und das bundesrepublikanische Äquivalent zur FPÖ so in etwa die FDP war. Von der wusste ich zwar nach diversen väterlichen Ausfällen, dass sie "Umfaller" waren, "kein Rückgrat" hatten und ihnen auch sonst alle möglichen Ausfälle zuzutrauen sind, aber von Fremdenfeindlichkeit war wirklich nie die Rede. Nun war mir solcher Mist allein schon dem Schönhuber wegen nicht ganz unbekannt. Der Haider aber war der erste fremdenfeindliche Politiker, der salonfähig geworden war. Zumindest in meinem Bewusstsein. Und nicht trotz seiner Xenophobie, sondern wegen seiner Xenophobie.
Und heute sind wir alle erwachsen. Der Franz und die Lisl und ich auch phasenweise. Deutschland ist seither 1 Mal Fußballweltmeister und 1 Mal Fußballeuropameister geworden, Österreich hingegen hat gegen die Färöer verloren und von Spanien gleich 9 Tore auf einmal eingeschenkt gekriegt. Dazwischen war dann auch Wiedervereinigung, was aber dem Franz und der Lisl auf ihrem Berg wohl reichlich egal war.
Kärnten gibts immer noch, dafür hat der Haider seinen Zenit gottseidank überschritten, nur die Rhetorik ist deftiger geworden und hat sich rattenfängerartig verbreitet wie ein Virus, sodass sich heute mancher SPD-Mensch anhört, wie der Haider damals.
Aber Kärnten ist trotzdem schön.
... comment
mark793,
Dienstag, 6. November 2007, 12:42
Österreich/Kärnten
kenne ich nur vom Durchfahren. Der geschätzte Herr Nicodemus (der sich leider ziemlich rar macht) kommt von da und hat auch schon so manche meiner Bildungslücken gestopft, etwa, was es mit dem Ortstafelstreit so auf sich hat(te) und dergleichen mehr.
Für mich lag Kärnten eigentlich schon immer auf dem Balkan - und das liegt nicht an der dortigen slowenischen Minderheit. ;-)
Für mich lag Kärnten eigentlich schon immer auf dem Balkan - und das liegt nicht an der dortigen slowenischen Minderheit. ;-)
... link
gorillaschnitzel,
Dienstag, 6. November 2007, 15:28
Ich dachte da vor einigen Jahren mal wieder sentimental an die Gegend, als ich nach über 15 Jahren mal wieder durchgereist bin.
PS: Der Balkan beginnt direkt hinter Ulm. Seit Jahrtausenden ist die Donau die natürliche (Nord)Grenze des Balkan. :-)
PS: Der Balkan beginnt direkt hinter Ulm. Seit Jahrtausenden ist die Donau die natürliche (Nord)Grenze des Balkan. :-)
... link
ericpp,
Dienstag, 6. November 2007, 17:05
Wenn ich ergänzen darf:
weiter östlich stellt der Main die Nordgrenze des Balkan dar.
weiter östlich stellt der Main die Nordgrenze des Balkan dar.
... link
... comment
rigardi,
Dienstag, 6. November 2007, 19:58
Also von mir...
gibts Standing Ovations. Toller Beitrag, schön geschrieben!
... link
... comment
theravingsociety,
Donnerstag, 8. November 2007, 22:26
Standing Ovations...
... gibt's auch von mir, schon weil ich den Beitrag aus eigener Erfahrung nachvollziehen kann. Jedes Jahr war's zwar nicht, aber doch oft genug.
Dafür hat's mich 2004 sogar zu ner Raveline-Recherche wieder dorthin verschlagen...
Dafür hat's mich 2004 sogar zu ner Raveline-Recherche wieder dorthin verschlagen...
... link
... comment