Donnerstag, 28. Oktober 2010
Gewaltgewaltgewalt
Erinnern Sie sich eigentlich noch an die "Beweise" vonseiten der Polizei damals in Stuttgart am Blutigen Donnerstag* (30. September 2010)? Ja? Wie man damals quasi gezwungen war, gegen völlig enthemmte Stuttgarter Kampfschweinedemonstranten tätig zu werden? Damals präsentierte die Polizei als Beweis für völlig unerträgliche Gewalt der Demonstranten und als Begründung für Pfeffer, Wasser und Schlagstock gegen Kinder und Rentner folgendes, sozusagen als ultimativen Beleg der Legitimität des Vorgangs und für die Gewaltbereitschaft der Stuttgarter:

a) Ein Video, in dem gezeigt wird, wie die Bevölkerung es wagt, gegen eine Polizeikette zu drücken (ziviler Ungehorsam! ein übles Verbrechen!)

b) eine (eine! Unter mehreren tausend anderen Demonstranten, wo zur Hölle sind eigentlich die Videos auf denen ich zu sehen bin?) nicht ganz zurechnungsfähige Mutter, die mit Kleinkind dasitzt (ich weiß echt nicht, wie sie die Kindergartenkinder, die wir alle in die erste Reihe gestellt hatten, auf ihren Videos vergessen konnten)

c) ein paar Kastanien gegen einen Wasserwerfer (staatszersetzend! demokratiegefährdend!)

d) eine Blockade von Schülern (gefährlich, echt gefährlich!)

und dann noch

e) einen vermummten Pfeffersprayer, der gegen die Polizei Pfefferspray feuert.

Und e) finde ich irgendwie interessant und zwar deshalb, weil ich zu der Zeit etwa im Park anwesend war. Wohl nicht überall, aber doch da und ich fand es nach Vorlage der "Beweise" mal echt bemerkenswert, dass der Schwarze Block neuerdings als Individuum auftritt.

Dummerweise hatte die Polizei in ihrer ersten Pressekonferenz vergessen den Zeitstempel zu löschen (was für Dilettanten!) und der zeigte 14.00 Uhr. Einerseits war ich da dort und es gab dort und zu dieser Zeit definitiv nie und nirgends einen Schwarzen Autonomenblock, andererseits ist es doch irgendwie bemerkenswert, dass die Polizei bereits um 12Uhrnochwas gewassert und gepfeffert hat, aber angeblich gewalttätige Demonstranten erst eineinhalb Stunden später dokumentieren kann.
Aber egal. Sei es drum. Das erschließt sich ja jedem halbwegs klar tickenden Menschen. Lustiger ist echt der vermummte Pfeffersprayer um 14 Uhr. Weil:

Gegen den sind alle Ermittlungen eingestellt. Selbst die Staatsanwaltschaft ermittelt nicht mehr. Noch nicht mal gegen "Unbekannt". Wir wollen es nur mal festhalten: Ein Vermummter sprüht Pfefferspray gegen Polizisten, sogar während eines Polizeieinsatzes der bundesweit umstritten ist und ebensoweit kritisiert wird, es ist DAS Foto schlechthin für angebliche Gewalt der Demonstranten (das einzige überhaupt), veröffentlicht in BLÖDBILD, und weder Polizei noch Staatsanwaltschaft halten es für nötig auch nur eine Ermittlung einzuleiten, noch nicht mal gegen "Unbekannt"? Komisch? Nicht in Mappusstan. Ähm, ich kenne persönlich Menschen die an diesem Tag verhaftet wurden und drei Tage in Stammheim saßen und das deshalb, weil sie ein etwas loses Mundwerk hatten.

Hallo?

Neulich habe ich eine Anzeige wegen Diebstahls erstattet. Gegen "Unbekannt". Es wird ermittelt. Rauskommen tut natürlich nix, aber hey, sie tun wenigstens so, als wenn sie was tun.

Nicht aber beim Pfeffersprayer. Da wird nix passieren. Dazu fällt mir nur das Motto des Hosenbandordens ein: Honi soit qui mal y pense. Oder aber auch: Es ist wirklich sehr erfreulich, wenn sich die Staatsanwaltschaft nur auf die Aggression beschränkt, von der sie ausging, der Polizei nämlich. Neu ist aber dennoch, dass Gewalttaten gegenüber Repräsentanten des Rechtsstaats vonseiten der Demonstranten nicht mehr verfolgt werden, ja regelrecht geschützt werden. Müssen Pfeffersprayer geschützt werden? Ich meine: Nö. Nie. Nein, kein Kommentar zum Pfeffersprayer, ich liebe da eher den Hosenbandorden: Honi soit qui mal y pense! Es möge sich bitte ein/e jede/r denken, was er/sie mag....
Ich entwickle übrigens grade ein ganz neues Verhältnis zum Rechtsstaat. Wenigstens dem der Mappus´schen Ordnung gegenüber...

*(Andere nennen es den "Schwarzen Donnerstag", ich bevorzuge "blutig", weil es eben das wahr)

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ich habe nix gegen zitterwölfe
nur wer mit zitterwölfen gegen schüler der stuttgarter halbhöhe angeht

is erledigt

dein ganzes aufbäumen hier is unsinn
das fallbeil is doch schon längst gefallen
sie haben es nur noch nich begriffen
oder willst du pädagoge für mappus sein?

sie haben den zitterwolf geissler als schlichter einsetzen müssen ohne den ausgang kontrollieren zu können

die sind sowas von im arsch
aber sie träumen noch
vergiss es
die haben schon längst ausgeträumt

die quittung is auch schon lange ausgestellt

die oma aus die herzkammer der cdu lässt ihren enkel nich zusammenprügeln

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Ich verstehe was du meinst, aber
das Fallbeil fällt am 27. März. 2011. Solange das nicht gefallen ist, solang mach ich weiter. Weder haben die Deppen was begriffen, noch begreifen sie es, dass das was die machen ist ein Wahlkampf für Grün ist, den sich Grün nicht besser denken könnte und den sie gar nicht besser könnten. Von daher: Die haben verzockt, aber hey, ich lebe ich einem sonderbaren Bundesland und ich glaub das erst, wenn es so weit ist. Bis dahin agitiiere ich weiter.

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agitiere weiter
meinen segen hast du

ich finde darüber hinaus weit über schwäbische befindlichkeiten das hier mal ein exempel is wie mit grossprojekten umgegangen wird

und die bevölkerung endlich mitspracherecht hat und nich imma verarscht wird mit kosten die sich jedes jahr verdoppeln und dann is für alles andere nie was da

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Recht
hast du!

Die sagen ja, dass wenn man S21 nicht durchkriege, man keines dieser Großprojekte mehr durchkriege.

Ich sage: Richtig so!


Sie sagen, davon hinge mindestens Deutschland, wenn nicht gar Europa ab.

Ich sage: Stuttgart ist so erfreut wie begeistert, dass neuerdings Europas Wohl von Stuttgart abhängt. Wir möchten aber bestreiten, dass Deutschlands Wohl davon abhängt und sichern hiermit Hannover, Kassel und Hamburg auch für morgen früh fließend Wasser zu... es wird auch Milch und Brötchen bei euch geben..

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es sind aber noch ganz andere fragen offen
wieso dauert ein grossprojekt 35 jahre im engeren sinne 15 jahre

wie will man da mit china und indien in konkurrenz sein?

schon das is eine einmalige katastrophe

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Die Antwort könnte
darin begründet liegen, dass einige Beteiligte das Ding immer mal wieder sterben lassen wollte. Die Bahn etwa hat das zwischendurch mal abgesagt und konnte nur durch großzügige Grundstückskäufe der Stadt gefügig gemacht werden.....

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die antwort liegt darin das dieses system völlich uneffektiv is
und völlich undemokratisch

es kann sehr heilsam sein von der schweiz zu lernen
da läuft das völlich anders

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Wie verzweifelt man grade in Reihen der CDU ist kann man sich sehr gut vorstellen, wenn man sich das hier zu Gemüte führt.
Wenn das Thema noch eine Zeitlang aktuell bleibt (und das wünschen wir uns alle) dann brauchts gar keine Demonstranten oder Pfeffersprayer oder Wähler mehr um den Mappus loszuwerden. Dann erledigen das die CDU- Ortsverbände auf althergebrachte Art und Weise und mit der Mistgabel.

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Ich glaube ja, dass das Thema noch eine Weile beschäftigen wird. Spätesens wenn die Schlichtungen scheitern (und das werden sie zwangsläufig müssen) oder ergebnislos verlaufen, gehts wieder richtig los. Und ich vertraue noch darauf, dass meine Landsleute ein ähnlich ausgeprägtes Gedächtnis haben. Stur sind wir ohnehin. Bisher sieht es eigentlich ganz gut aus...

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Zum Thema Polizeigewalt habe ich mich ja schon verschiedentlich geäußert. Man muss sich auch nur mal mit Polizisten unterhalten, die erzählen einem dann immer, da sei irgendetwas (nicht näher bekanntes oder weitererzählbares) ganz Schlimmes passiert - das die Medien natürlich nicht aufgreifen würden. Soviel zu kognitiver Dissonanz, oder - wie ich es nennen würde - der Fortschreibung eigener Rechtfertigung mit anderen Mitteln.

Eben das wird hier wahrscheinlich auf Seiten der Polizei auch geschehen sein. Es ist ja schon verwunderlich, dass die Polizei Tage gebraucht hat um Bilder für die angeblich ausufernde Gewalt zu finden, wo sie doch neuerdings Demonstrationen minutiös auf Video dokumentiert und die auftauchenden Personen registriert. Sie, Herr Schnitzel, sollten also womöglich in Zukunft besser nicht das Land verlassen wollen, wenn irgendwo mal wieder irgendein G-Gipfel tagt. Ansonsten könnten sie sich ganz schnell in einer Präventivhaft (Ja sowas gibt es auch bei uns) wiederfinden. Denn: Sie waren offensichtlich schon an gewalttätigen Protesten unter Mitwirkung des schwarzen Blocks beteiligt. In Fachkreisen nennt man das "begründeten Verdacht", dass sie wieder gewalttätig werden.

Noch ein Nachtrag zum anderen Aspekt. Da hat mir gestern einer meiner gonzosophischen Redakteure einen interessanten Gedankengang mitgeteilt, von wegen Verlässlichkeit, Planungssicherheit und demokratischer Legitimation:

Man stelle sich vor, der Bahnchef träte morgen vor die Kameras und ließe verlauten: "Wir haben es nochmal durchgerechnet - wir wollen kein S21 mehr. Ist uns zu teuer und irgendwie auch Quatsch." Würden dann Politik und Wirtschaft auf die Barrikaden springen, von wegen "Der Untergang des Abendlandes, wenn man sich auf zugesicherte Planungsprojekte nicht mehr verlassen kann?" Oder würde einfach - eben nichts geschehen. Das Projekt eingestellt werden und jeder noch so bahnhofshungrige Bürger, der sich nun über gebrochene Versprechen beklagen würde, mit der schlichten Faktizität wirtschaftlicher Entscheidungen abgespeist werden? Dann sollte man sich mal Gedanken machen, inwieweit hier Demokratie eine Rolle spielt oder nicht einfach ein wunderbarer Deckname für Plutokratie ist. Bzw. warum kann man eigentlich sagen, der Wille der Mehrheit sei nicht demokratisch legitimiert? Demokratische Willensbildung hat offensichtlich keine schlichte Faktizität. Sie ist, anders als wirtschaftliche Interessen, immer verhandelbar. Im Bedarfsfall mit Knüppeln.

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Seele
Sie
gesprochen
mir
haben

Bilden Sie bitte daraus einen vernünftigen Satz (womit eigentlich alles gesagt wäre). Aber dennoch folgendes als Anmerkung:
Die Überhöhung des "Projekts" ist ja einmalig: "Nationale Bedeutung", "von europäischem Interesse" und so weiter. Als ginge morgen das Abendland unter, wenn ein blöder Bahnhof nicht unter die Erde kommt. Wahrscheinlich geht in Hamburg das Wasser und in Berlin der Strom aus, wenn die das Ding nicht bauen. Außerdem werden die Chinesen einfallen und uns okkupieren. Da fragt man sich dann manchmals: Gehts eigentlich auch eine Nummer kleiner?
Und den Spagat, den der Mappus grade macht, also der geht mal echt auf die Hoden: Einerseits erklären, dass man den Bürger nicht "mitgenommen" habe und einräumen, dass die Kommunikation eher suboptimal gewesen sei, andererseits aber auch vermelden, dass es jetzt teurer werde und daran haben nur die Gegner Schuld, weil die jetzt wollen, dass man drüber redet.

So. Und nun verleihe ich Ihnen einen Ehrenorden und zwar für diesen Satz:

Dann sollte man sich mal Gedanken machen, inwieweit hier Demokratie eine Rolle spielt oder nicht einfach ein wunderbarer Deckname für Plutokratie ist.

Darunter passt nur das hier:

!

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Danke für das Lob. Sätze bilde ich auf Bestellung nur gegen Entgelt ;)

Noch ein schönes Zitat dazu, da ich gerade in der aktuellen Friedrich Ebert Studie herumwühle:
"Mit dem Primat der Ökonomie wird die Vermittlung gesellschaftlicher Interessen zugunsten dieses einen Interesses aufgegeben. Das bedeutet durchaus, dass demokratische Politik im engeren Sinne des Wortes nur noch in einem sehr eingeschränkten Rahmen stattfinden kann, da die Handlungsfähigkeit immer durch die Verwaltung des Mangels ihre Grenzen zu erreichen droht."

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Für nix, aber auch für gar nix, gibt's in diesem Ländle ein Geld.
Ich fahre immer noch durch die Schlaglöcher des letzten Winters, ruiniere dabei ein Exemplar deutscher Automobilkunst, und wir haben was...? Richtig: Fast schon wieder Winter.
Aber Hauptsache luxuriöser Polizeieinsatz wegen ein paar Teenies, Baumfreunden und Ästheten.

Für irgendwelche tiefer gelegten Bahnhöfe, dafür gibt's Geld, ist auch nicht so wichtig, ob das alles gescheit geplant ist, ich vermute ja, dass hinter dem ganzen Projekt sowieso die Chinesen stecken, wahrscheinlich zusammen mit genau den Indern, denen wir noch vor gar nicht allzu langer Zeit die Greencard hinterhrgetragen haben. Weltverschwörung allenthalben, vermutlich hat in Wirklichkeit die CIA den Chinesen diese Pläne zugespielt, um die deutsche Wirtschaft lahmzulegen und von weiteren Bad-Bank-Machenschaften im südlichen Massachusetts oder im östlichen North Carolina abzulenken, irgendsowas.
Als Ablenkungsmanöver findet man jetzt sogar schon Sprengstoff in US-amerikanischen Postfliegern, das nenne ich echten Aufwand.

Fakt ist, dass Stuttgart für mich bisher optisch nicht viel zu bieten hatte - ausser vielleicht dem Bahnhof. Damit der das hässliche Stuttgarter Gesamtbild nicht stört, sollte man den natürlich eliminieren. Das sollte uns doch ein paar Rentneraugen wert sein, bitteschön, zumal wenn es sich um gewaltbereite Pensionäre handelt, die selbst vor dem Einsatz so brutaler Mittel wie der gemeinen Rosskastanie nicht zurückschrecken. (Eine weitere Lücke im Waffengesetz?)

Dem schwarzen Block in Form irgendwelcher pfeffersprayenden Individuen empfehle ich ganz allgemein, ihr/sein Outfit zu überdenken und vielleicht zur Burka in himmelbleu zu greifen - denn, Sie haben es mitbekommen, der Islam gehört allenthalben zu Deutschland, und damit symbolisiert man einerseits Weltoffenheit, andererseits Linientreue zum CDU-Bundespräsi. Und wenn das Pfefferspray mal ausgeht: Elnett klebt auch ganz fürchterlich, zumindest in den Augen. Im Zweifel kann man sich dann bei einer etwaigen Strafverfolgung auf freie Religionsausübung berufen.

So aus badischer Sicht verstehe ich in puncto Stuttgart 21 nicht mal mehr Bahnhof - habe ich doch bisher in Stuttgart auf diesem Noch-Bahnhof bisher jeden Zug gekriegt, den ich wollte.

Der Bahn sei empfohlen weniger Geld für, sorry, "so'n Scheiß" auszugeben, als vielleicht mal in Sekundärtugenden wie "Pünktlichkeit" zu investieren - damit wäre erstmal Millionen Pendlern weitaus mehr geholfen, als mit einem Bahnhof, den offenbar keiner will, ausser dem, der nun ausgerechnet den Auftrag dafür an Land gezogen hat.

Bananistan, das, als ob's keine echten Probleme gäbe.

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Mit Pünktlichkeit würde die Bahn ihre Kunden doch nur verwirren. Und bei den Preisen, die ein Ticket mittlerweile kostet, sollte man die Fahrt bzw. Vorfreude auf die Fahrt doch möglichst lange auskosten dürfen...

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... bis man erstmal raus hat, was eine Fahrkarte kosten soll...

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Die Bahn ist nun einmal das mysterium tremendum unserer Tage. Die Wege der Bahn sind unergründlich: Deshalb sollte man auch nie ihren Ratschluss in Frage stellen. Siehe S21 - da wird Baal Bahn zornig.

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Kollegen!
Großartige Kommentare....

das klingt schwer nach Schlichtung. Dort hocken die Jungs und erzählen grade, weshalb sie sich seit 16 (nochmal in Buchstaben: Sechzehn!) Jahren an künftigen Fahrplänen versuchen (gut, sie haben noch mindestens 10 Jahre Zeit).

Was Pünktlichkeit angeht: Ich fuhr dereinst mal die Transsib. Verspätungen: Maximal 2 Minuten auf 1000 km. Die Quote hätte ich gerne bei der DB im Regionalverkehr.

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