Sonntag, 4. Mai 2008
Dialektischer Krimskrams
Es gibt ja diese kleinen kommunikativen Perlen, die manchmal auch von Säuen stammen, wie die neulich von mir im Vorbeigehen aufgeschnappt Phrase, wonach nur noch die Marokkaner schlimmer seien als die Türken. Gesagt hatte dies ein eher unansehlicher Eber mitsamt thailändischer Katalogimportsau zur Ferkelproduktion an seiner Seite.

Und wo wir schon mal bei Borstentieren sind: Mich erstaunt immer der überkorrekte vorauseilende Gehorsam einiger meiner Mitbürger. Da sind doch wirklich einige -mehrheitlich evangelische- Eltern der Ansicht, das Büchlein "Rennschwein Rudi Rüssel" von Uwe Timm sei 12jährigen Kindern muslimischer Eltern nicht zumutbar und solle daher von der Literaturliste des Fachs Deutsch gestrichen werden. Die wirklich betroffenen muslimischen Eltern schauen so verwirrt wie entgeistert und haben offensichtlich überhaupt kein Problem mit dem Buch, das jetzt doch gelesen wird. Auch in Sachen Schwimm- und Sportunterricht wird den Muslimen entgegengekommen, was die aber auch nicht so wirklich wollen. Getrennt wird jetzt trotzdem geschwommen und gesportelt, aber nur auf ausdrücklichen Wunsch der Pietisten. Damit sich die Kinder ordentlich entwickeln können.


Überhaupt Kinder. Kinder sind großartig. Nach Telefonat mit meinen Eltern entspann sich folgender Dialog:

Kind: Bist du eigentllich Deutscher?

Ich: Ja.

Kind: Schon immer?

Ich: Äh, ja...?

Kind: Und welche Sprache hast du grade eben gesprochen?


....was mich zum schwäbischen Arbeitsethos führt: Der ist sehr anspruchsvoll und besagt, dass auch wer keine Arbeit habe, wenigstens so tun solle, als habe man eine solche, um dann idealerweise möglichst viele Utensilien zusammenzustapeln und geschäftig zu tun.
Ausnahmen hiervon gelten allenfalls für angehende Pensionäre, die ein Vierteljahr vor Abgang in eben diese eine richtige Lässigkeit entwickeln können. So saß ich neulich in einem Büro und der Gegenüber (3 Monate noch) räumte erstmal alles vom Schreibtisch in die Tasche oder in die Schublade. Er meinte, sonst würde es so sehr nach Arbeit aussehen und wie der Schreibtisch dann blitzeblank und abgeräumt war, blickte er sehr zufrieden. Dummerweise kam dann die Sekretärin mit einem Blatt Papier, das er zu unterschreiben hatte und legte ihm das vor. Der Spruch daraufhin im schwäbischen Original:

"Machad me no ao no heh"

...was in etwa soviel heißt, dass man ihn ruhig mittels Arbeitsüberlastung vollends ins Grab bringe möge.

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Ach, was für eine hübsche Geschichte! Und wie liebe ich (als in Bremen aufgewachsene Halbschwäbin)meine (Groß)muttersprache! Mehr davon...!

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....des fraid me jetz abr....ondr dr Rubrigg "Provinz" geits no mai scheene Gschichtla z´lesa...
:-)

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