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Sonntag, 10. Januar 2010
Unsinnige Brauchtümer mal livegebloggt
gorillaschnitzel, 15:32h
Vielleicht sollte ich zuerst mal erzählen, dass ich in einer zutiefst pietistischen Kleinstadt aufgewachsen bin und damit fernab ehemals vorderösterreichischer Gebiete. Die nämlich sind katholisch. Und die ehemalige Grenze zwischen Württembergern und Habsburgern markierte gleichzeitig auch die Grenze zwischen Schwäbisch-Alemannischer Fasnet und biederer Protestantenspießertumlustfeindlichkeit.
Allein schon von daher ist mir diese Art Brauchtum völlig fremd. Es ist nicht so, dass ich mir das nicht auch mal anschauen würde, bevorzuge dann aber die süd- und mittelamerikanische Variante, seit ich mal life und in Farbe die kubanische Variante der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet gesehen hab und sehr deutlich konstatieren muss: Alles besser. Die Cocktails, die Musik, das Wetter, die Stimmung, die Frauen, äh, deren Kostüme.
Aber live and letdie live und eigentlich halte ich mich ja für einen einigermaßen ruhigen Zeitgenossen. Solange nicht meine eigenen Bedürfnisse gestört werden. "Ruhe" ist beispielsweise ein solches. Die war nicht mehr vorhanden, als ich damals nichtsahnend in eine Wohnung direkt neben der Turn- und Festhalle gezogen bin. 20 Meter Luftlinie. Jedes Jahr wurde dort gefeiert und zwar an Rosenmontag (das war noch einigermaßen harmlos) und dann richtig groß an Faschingsdienstag mitsamt einer Combo, deren Musikstil mir eher nicht ganz sooo entgegenkam (diesen Link klicken Sie auf eigene Gefahr). Im ersten Jahr fand ich es noch halbwegs lustig, Partnerschaftsdramen, Schlägereien mitsamt Polizeieinsatz und kotzende Teenies aus der mollig warmen Stube mit Direktblick zu betrachten, aber ob Sie es glauben oder nicht: Nachts um drei ist zum vierten Mal "ein knallrotes Gummiboot" bei so grob 100 dezibel nicht mehr witzig. Im Prinzip ging nur: Mitmachen oder abhauen und mitmachen wollte ich nicht, eben wegen der Combo, weshalb ich jahrelang an diesem Tag freiwillig Nachtschichten geschoben hab. Es war mir aber hinreichend egal. Sie belästigten mich zwar, aber ich ließ sie gewähren, war ja nur ein Mal im Jahr.
Aber ich bin dann weggezogen. Aus anderen Gründen. Eigentlich in tiefprotestantisches Gebiet und zumindest theoretisch in die sichere Zone. 200 Jahre galt die napoleonische Ordnung. Aber leider ist das jetzt nicht mehr ganz so mit den Grenzen und nun sind sie auch hier voll dabei und veranstalten gar Umzüge und zwar exakt an dem Haus vorbei, in dem ich wohne, was mir eigentlich auch egal wäre, ich muss ja nicht zuschauen und kann mich auch mit was anderem beschäftigen. Aber wir haben da jetzt die Claims auch abgesteckt. Notgedrungen.
Ich gelte da wohl mittlerweile als Spielverderber und Querulant und das gibt man mir auch optisch zu verstehen, was mir aber ganz recht ist: Die im zickzack aufgehängten Straßenbändel beenden -einer Absprache folgend, die nie getroffen wurde-exakt bei mir den Zickzackdiagonalkurs und sparen meine Hütte aus und ich weiß auch genau warum. Einerseits hab ich mich das letzte Mal darüber beschwert, dass ich vier besoffene Idioten der heimischen Zunft aus meinem Garten schmeißen musste, die ungefragt einfach mal so eingedrungen waren, wahrscheinlich weil der Alk auf natürlichem Weg wieder rauswollte. Vielleicht auch unnatürlich, sie konnten sich nicht mehr so recht artikulieren.
Ich glaube dafür hatten sie bei der Zunft noch Verständnis. Weniger Verständnis hatten sie dafür, dass ich beim letzten Umzug die Bändel wieder abhängen ließ und das wohl mit Arbeit verbunden war. War notwendig geworden, weil ich Samstag früh erwachte -im zweiten Stock!- und da grade einer durchs Fenster guckte und grade dabei war, einen ziemlich langen Haken in meine Dachtraufe zu schrauben. Ungefragt. Und irgendwie ist es auch eins meiner Bedürfnisse, Samstag früh auszuschlafen und dabei nicht dadurch geweckt zu werden, indem mir wildfremde Menschen ins Schlafzimmer glotzen und ein Bedürfnis ist auch, dass ehe einer Samstagfrüh einer eine Leiter an meine Hütte stellt und halbmeterlange Haken in die Traufe dreht, ich vorher sehr gerne gefragt werden würde.
Dieses Jahr haben sie alles so erfolgreich und weiträumig abgesperrt, dass sie die angepeilte Besucherzahl 10.000 so locker wie deutlich verfehlen.
Ich gehe jetzt ein Vollbad nehmen.
Allein schon von daher ist mir diese Art Brauchtum völlig fremd. Es ist nicht so, dass ich mir das nicht auch mal anschauen würde, bevorzuge dann aber die süd- und mittelamerikanische Variante, seit ich mal life und in Farbe die kubanische Variante der Schwäbisch-Alemannischen Fasnet gesehen hab und sehr deutlich konstatieren muss: Alles besser. Die Cocktails, die Musik, das Wetter, die Stimmung, die Frauen, äh, deren Kostüme.
Aber live and let
Aber ich bin dann weggezogen. Aus anderen Gründen. Eigentlich in tiefprotestantisches Gebiet und zumindest theoretisch in die sichere Zone. 200 Jahre galt die napoleonische Ordnung. Aber leider ist das jetzt nicht mehr ganz so mit den Grenzen und nun sind sie auch hier voll dabei und veranstalten gar Umzüge und zwar exakt an dem Haus vorbei, in dem ich wohne, was mir eigentlich auch egal wäre, ich muss ja nicht zuschauen und kann mich auch mit was anderem beschäftigen. Aber wir haben da jetzt die Claims auch abgesteckt. Notgedrungen.
Ich gelte da wohl mittlerweile als Spielverderber und Querulant und das gibt man mir auch optisch zu verstehen, was mir aber ganz recht ist: Die im zickzack aufgehängten Straßenbändel beenden -einer Absprache folgend, die nie getroffen wurde-exakt bei mir den Zickzackdiagonalkurs und sparen meine Hütte aus und ich weiß auch genau warum. Einerseits hab ich mich das letzte Mal darüber beschwert, dass ich vier besoffene Idioten der heimischen Zunft aus meinem Garten schmeißen musste, die ungefragt einfach mal so eingedrungen waren, wahrscheinlich weil der Alk auf natürlichem Weg wieder rauswollte. Vielleicht auch unnatürlich, sie konnten sich nicht mehr so recht artikulieren.
Ich glaube dafür hatten sie bei der Zunft noch Verständnis. Weniger Verständnis hatten sie dafür, dass ich beim letzten Umzug die Bändel wieder abhängen ließ und das wohl mit Arbeit verbunden war. War notwendig geworden, weil ich Samstag früh erwachte -im zweiten Stock!- und da grade einer durchs Fenster guckte und grade dabei war, einen ziemlich langen Haken in meine Dachtraufe zu schrauben. Ungefragt. Und irgendwie ist es auch eins meiner Bedürfnisse, Samstag früh auszuschlafen und dabei nicht dadurch geweckt zu werden, indem mir wildfremde Menschen ins Schlafzimmer glotzen und ein Bedürfnis ist auch, dass ehe einer Samstagfrüh einer eine Leiter an meine Hütte stellt und halbmeterlange Haken in die Traufe dreht, ich vorher sehr gerne gefragt werden würde.
Dieses Jahr haben sie alles so erfolgreich und weiträumig abgesperrt, dass sie die angepeilte Besucherzahl 10.000 so locker wie deutlich verfehlen.
Ich gehe jetzt ein Vollbad nehmen.
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