Sonntag, 1. März 2009
Immer wieder samstags, oder: Wöchentlich grüßt das Murmeltier
Der Samstag ist häufig mein liebster Tag. Nein. nicht weil man da frei hat. Genaugenommen hab ich da nicht oft frei und arbeite stattdessen. Der Samstag ist deshalb so toll, weil man da gesellschaftliche Spießbürgerstudien anstellen kann. Glauben Sie es oder nicht, aber das samstägliche Ritual hier ist: Er putzt das Auto, sie macht die Kehrwoche (die trotz der heutigen Nichtigkeit des einstmals vorhandenen Gesetzes immer noch ein Sakrileg ist, was vielleicht daran liegt, weil es Badenzer waren, die das gekippt haben).
Vermutlich gelte ich unter vielen hier als völlig degenerierte Person mit Entwicklungshemmissen. So eine Art asoziale Drecksau, die sich nicht integrieren will, wenngleich inmitten dieser Verhältnisse aufgewachsen, weil: Ich wasche mein Auto nicht. Ehrlich gesagt sieht meine Karre aus, wie eben eine Karre aussieht: Der letzte Staubsauger der da durchgerutscht ist, war während der letzten Inspektion im Herbst und das war der Monteur und das auch unverlangt. Und die Außensäuberung macht der Regen.

Ehrlich gesagt frage ich mich ja seit Jahren, was die Jungs eigentlich immer transportieren, wenn sie mit ihren leeren Anhängern des Samstags durch die Gegend fahren. Ich glaube ja, die machen das, weil ihnen das Spaß macht und um dem Nachbarn zu zeigen, dass man eine Beschäftigung hat.

Mein persönlicher Höhepunkt ist aber die Getränkebeschaffung. 2 Kästen saurer Sprudel (woanders nennt man es Mineralwasser), 1 Kasten Tannenzäpfle. Die Besorgung mache ich immer am Samstag und das mit gutem Grund. Weil es da nämlich am allerlustigsten ist, was wiederum am Publikum liegt. Beispielsweise unterhält man sich über den Jahreshöhepunkt schlechthin: Den Ausflug mitsamt Führung ins Werk von John Deere (Nichtlandbewohnern sei gesagt: Das ist eine Traktorfirma) im Dezember diesen Jahres (Dezember!!!), man fühlt die große Vorfreude, und die Jungs -die durchaus minimum 6 Jahre Englischunterricht genossen haben mögen- sprechen es dennoch Dschonn Dehr aus. Dazu tragen sie Schnurrbärte -die man allenfalls Günter Grass durchgehen lassen würde und das auch nur aus Respekt vor dem Nobelpreis- und einen verdreckten Blaumann als Arbeitsnachweis und kommen nicht wie ich im Auto angefahren sondern laufen mit einer Sackkarre vorm Geschäft vor. Ich glaube, so ein Exemplar wie mich halten sie für einen durchgeknallten Volltrottel. Wahrscheinlich gelte ich -zurecht- als einer der Bach hört und Bücher liest, mit der Hühnerzucht absolut nix am Hut hat und das ist reichlich suspekt. Vermutlich werde ich nur deshalb einigermaßen toleriert, weil ich fließend Dialekt sprechen kann, wenn ich nur will.

Hah! Ich weiß, weshalb ich das liebe.

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