Sonntag, 15. Februar 2009
Sehr geehrter Herr G.oergens,
letztlich habe ich eine Ausgabe des Focus in die Hand bekommen, den -das will ich gerne einräumen- ich ansonsten nicht wirklich regelmäßig lese. Ich stieß dabei auf Ihren Artikel "Die schönste Zeit des Jahres", der sich mit dem Urlaub von Amy Winehouse auf St. Lucia beschäftigt.

Ich will ehrlich sein: Ich war doch reichlich erstaunt darüber, welche Texte und welche Themen sich heutzutage in einem Nachrichtenmagazin finden.

Ich hätte dies doch eher in Richtung einer Zeitung verortet, die einen Buchstaben weniger, aber keinen einzigen gemeinsam mit Ihrem Blatt hat.

Wissen Sie, für mich klingen Wendungen wie "Das Turteltäubchen hat sich einen Beach-Boy geangelt" oder Bildunterschriften a la "Prominentes Kriechtier" unter ein Foto, das Frau Winehouse auf allen Vieren auf dem Boden einer Lokalität zeigt eher in den stark boulevardesken Bereich, ebenso wie die Nacktfotos an sich. Da kann ich mich aber irren, da ich ja zugegebenermaßen nicht unbedingt zur Stammleserschaft gezählt werden kann.

Aber dann die detaillierten Beschreibungen von wackelnden Brüsten auf nächtlichen Balkonen, dazu die überaus bildliche Darstellung, wie Frau Winehouse unter Tischen hockt und dann -schnapps- zuschlägt und anderen Gästen den Alk wegsauft....und ich gehe jetzt mal davon aus, dass Amy das Angebot zum flotten Dreier nun nicht Ihnen und Ihrer Lebenspartnerin höchstselbst gemacht hat, drum nur unter uns: Sie waren doch nie in St.Lucia, sondern in Ihrem fast genauso warmen Münchner Büro, dafür ohne die von Ihnen beschriebene Sonnenbrandgefahr, und das was Sie so blumenreich beschreiben stammt alles von Nachrichtenagenturen und der Yellow Press, stimmts? Nun finde ich das nicht mal sooo schlimm, wenn angesichts der Finanzkrise, die sich ja auf die schreibende Zunft ganz besonders niederschlägt, nicht extra ein Redakteur sauteuer in die Karibik fliegt, schon gar nicht für ein armes Drogenopfer....nur mal so als Anmerkung...

Nix für ungut, viele Grüße, Ihr

gorillaschnitzel