Sonntag, 1. Mai 2011
1. Mai
gorillaschnitzel, 02:11h
Zugegegeben: Bisher haben Sie von mir zum ersten Mai mehr oder minder unkommentiert nur ein paar spaßige Arbeiterkampfliedervideos gekriegt. Ein Arbeiterkampfvideo kriegen Sie auch dieses Jahr, aber es gibt drüberhinaus noch eine Menge zu sagen. Erstens weil die halbe Welt in Aufruhr ist, zweitens weil ich in Aufruhr war oder noch bin, so genau weiß ich das auch nicht so recht. In jedem Fall ist nichts, wie es noch vor einem Jahr war. Nicht hier. Wenigstens das ist sicher. Und das ist auch gut so. In der arabischen Welt ist auch nix mehr wie es war und auch das ist gut so.
Heute mal Hannes Wader. Hannes Wader singtsagt häufig das, was richtig ist und dieses Mal auch. Okay, manchmal singtsagt er auch völligen Quatsch. Aber dieses Mal passt es durchaus. Ja: Es gibt eine modernere, passendere Fassung des Lieds. Aber die spart manche der besten Zeilen aus....
.....ganz besonders diese Zeile:
Egal ob in Ägypten oder Baden-Württemberg, irgendwann mal ist die die Furcht beerdigt. Die Angst hört dann auf, wenn man die Hilflosigkeit des Regimes und die Möglichkeit auf dessen baldiges Ende erstmal gesehen hat. Mubarak oder Mappus ist dabei egal. Das mag sich abstrakt anhören, aber es ist so.
Es kommt irgendwann mal der Punkt, an dem man keinen Repekt mehr vor den Autoritäten hat, ganz egal ob in Wisconsin, in Schwaben oder in Ägypten. Irgendwannmal schwindet das und wird ersetzt durch etwas extrem kraftvolles. Wie ich etwa damals am 30. September heimgefahren bin, da habe ich mir kurz die Frage gestellt, was sie eigentlich noch so auffahren wollen gegen gewaltfreie Demonstranten, nachdem auch Robocops aus mindestens 6 Bundesländern moralisch gesehen erfolglos waren und die Landesregierung moralisch und ethisch verschissen hatte.
Die Furcht verwandelt sich in Widerstand. Trotz alledem.
Die Menschen in den arabischen Ländern haben keine Angst mehr. Und damit auch nichts mehr zu verlieren. Die Regime werden alle kippen. Die Gaddafis, die Assads, die Sahles. Fallen wie die Dominosteine. Den Mullahs in Iran wird es dann auch irgendwann mal an den Kragen gehen. Sie werden alle fallen. Die Frage ist nur wann und wie. Nicht ob. Das historische Momentum wird keins der Regime zurück in die Flasche kriegen. Eine schöne Nachricht.
Man kann es auch mit Stephane Hessel sagen:
Neues schaffen heißt Widerstand leisten.
Widerstand leisten heißt Neues schaffen.
Einen fröhlichen ersten Mai!
Heute mal Hannes Wader. Hannes Wader singtsagt häufig das, was richtig ist und dieses Mal auch. Okay, manchmal singtsagt er auch völligen Quatsch. Aber dieses Mal passt es durchaus. Ja: Es gibt eine modernere, passendere Fassung des Lieds. Aber die spart manche der besten Zeilen aus....
.....ganz besonders diese Zeile:
"...trotz Mißtraun´, Angst und alledem, es kommt dazu trotz alledem, dass sich die Furcht in Widerstand verwandeln wird, trotz alledem".
Und auf genau diese Zeile kommt es an. Trotz alledem. Recht hat er, auch wenn er es vermutlich in einem völlig anderen Kontext gemeint hat. Trotz alledem. Irgendwann verschwindet die Angst und wird ersetzt durch Zorn und den Willen zum Widerstand. Stuttgart erlebte das im Kleinen, ich für mich selbst im sehr persönlichen Miniformat zwischen zwei Wasserwerferattacken, die arabische Welt erlebt das grade im Großen.Egal ob in Ägypten oder Baden-Württemberg, irgendwann mal ist die die Furcht beerdigt. Die Angst hört dann auf, wenn man die Hilflosigkeit des Regimes und die Möglichkeit auf dessen baldiges Ende erstmal gesehen hat. Mubarak oder Mappus ist dabei egal. Das mag sich abstrakt anhören, aber es ist so.
Es kommt irgendwann mal der Punkt, an dem man keinen Repekt mehr vor den Autoritäten hat, ganz egal ob in Wisconsin, in Schwaben oder in Ägypten. Irgendwannmal schwindet das und wird ersetzt durch etwas extrem kraftvolles. Wie ich etwa damals am 30. September heimgefahren bin, da habe ich mir kurz die Frage gestellt, was sie eigentlich noch so auffahren wollen gegen gewaltfreie Demonstranten, nachdem auch Robocops aus mindestens 6 Bundesländern moralisch gesehen erfolglos waren und die Landesregierung moralisch und ethisch verschissen hatte.
Die Furcht verwandelt sich in Widerstand. Trotz alledem.
Die Menschen in den arabischen Ländern haben keine Angst mehr. Und damit auch nichts mehr zu verlieren. Die Regime werden alle kippen. Die Gaddafis, die Assads, die Sahles. Fallen wie die Dominosteine. Den Mullahs in Iran wird es dann auch irgendwann mal an den Kragen gehen. Sie werden alle fallen. Die Frage ist nur wann und wie. Nicht ob. Das historische Momentum wird keins der Regime zurück in die Flasche kriegen. Eine schöne Nachricht.
Man kann es auch mit Stephane Hessel sagen:
Neues schaffen heißt Widerstand leisten.
Widerstand leisten heißt Neues schaffen.
Einen fröhlichen ersten Mai!
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jotwede,
Sonntag, 1. Mai 2011, 03:05
Was für ein Enthusiasmus Sie aufbringen. Mein Gott (o.k., an den glaube ich eh nicht), so war ich auch mal, warum sehe ich das nun alles so nüchtern? Werde ich, bin ich alt?
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gorillaschnitzel,
Montag, 2. Mai 2011, 00:50
....mag sein, dass ich grade etwas enthusiastisch bin. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass ich niemals geglaubt hätte, dass zu meinen Lebzeiten (und ganz so alt bin ich nun auch wieder nicht) dieses Land jemals von einer anderen Partei regiert würde. Hätten Sie mir das im Juli prophezeit, ich glaube, ich hätte Sie einweisen lassen :-)
Und was grade in der arabischen Welt passiert ist schlicht historisch. Das lässt sich allenfalls mit den Wendejahren 89/90 in Osteuropa vergleichen.
Und was grade in der arabischen Welt passiert ist schlicht historisch. Das lässt sich allenfalls mit den Wendejahren 89/90 in Osteuropa vergleichen.
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croco,
Sonntag, 1. Mai 2011, 12:46
Das Prinzip Hoffnung, es hält uns am Leben.
Ein wunderbares Lied, es hat mir durch manches Übel geholfen.
Es ist übrigens uralt, noch aus der 48/49 Revolution.
Ein wunderbares Lied, es hat mir durch manches Übel geholfen.
Es ist übrigens uralt, noch aus der 48/49 Revolution.
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sethos,
Sonntag, 1. Mai 2011, 14:32
Ahahahah, ich kenne das als Schottisch: 'For A' That', nach einem Gedicht des schottischen Nationaldichters Robert Burns. Aber das war 1848 schon längst nicht mehr neu, kann also ins Deutsche übersetzt und bekannt gewesen sein.-
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gorillaschnitzel,
Montag, 2. Mai 2011, 00:51
....ich kenns auch als Lied schottischen Ursprungs...(es wurde allerdings auch 1848 gesungen)
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sethos,
Montag, 2. Mai 2011, 02:28
Wegen Ihnen habe ich jetzt den ganzen Tag Playlisten mit Dudelsäcken und keltischen Traditionals durchgezogen!
[[Und den Moment ich das schreibe, ist 'For A' That' (Version von Dougie MacLean) wieder dran! PsiTunes, nennen die Leuts in meiner virtuellen Stammkneipe das...]]
[[Und den Moment ich das schreibe, ist 'For A' That' (Version von Dougie MacLean) wieder dran! PsiTunes, nennen die Leuts in meiner virtuellen Stammkneipe das...]]
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sethos,
Sonntag, 1. Mai 2011, 14:49
Jetzt ist es nur überall wichtig, diesen 'heiligen Zorn' und diesen Enthusiasmus aufrecht zu erhalten, während die Revolutionen, im Großen wie im Kleinen, durch die Instanzen marschieren.
Weder in Stuttgart noch in Kairo hat man nämlich wirklich fertig. Ich glaube, man hat nie wirklich fertig.
Ich glaube aber, das ist zu machen. Die alten Wutbürger kommen nämlich alle wieder aus ihren Löchern, wenn man ihnen das Erreichte wegnehmen will, und dann kommen jedes Mal auch wieder neue Wutbürger dazu, die das dann weitertragen. In Wackersdorf sind sie herummarschiert, haben sich bewasserwerfen und mit CD-Gas bespritzen lassen müssen, und danach haben sie Jahrzehnte in der Landkreispolitik und mit dem Aufbau von Photovoltaikanlagen verbracht, oder vielleicht auch nur damit, ihre Familie großzuziehen und ihren Komposthaufen zu pflegen, aber jetzt sind sie alle wieder da und haben ihre Kinder mitgebracht. Das war auch etwas, von dem die Pro-Atom-Lobbyisten dachten, es sei längst wieder in die Flasche gekrochen und pflege dort die Innerlichkeit...
Weder in Stuttgart noch in Kairo hat man nämlich wirklich fertig. Ich glaube, man hat nie wirklich fertig.
Ich glaube aber, das ist zu machen. Die alten Wutbürger kommen nämlich alle wieder aus ihren Löchern, wenn man ihnen das Erreichte wegnehmen will, und dann kommen jedes Mal auch wieder neue Wutbürger dazu, die das dann weitertragen. In Wackersdorf sind sie herummarschiert, haben sich bewasserwerfen und mit CD-Gas bespritzen lassen müssen, und danach haben sie Jahrzehnte in der Landkreispolitik und mit dem Aufbau von Photovoltaikanlagen verbracht, oder vielleicht auch nur damit, ihre Familie großzuziehen und ihren Komposthaufen zu pflegen, aber jetzt sind sie alle wieder da und haben ihre Kinder mitgebracht. Das war auch etwas, von dem die Pro-Atom-Lobbyisten dachten, es sei längst wieder in die Flasche gekrochen und pflege dort die Innerlichkeit...
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gorillaschnitzel,
Montag, 2. Mai 2011, 00:56
Ja, da haben Sie recht. Es muss weitergehen. Man muss denen wohl dauernd auf die Finger schauen. Und draufklopfen.
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sethos,
Montag, 2. Mai 2011, 02:30
Denn sobald man damit aufhört, kommt irgendwer auf dumme Gedanken. Und dann reißt wieder Zeugs ein, kein Mensch interessiert sich für den langweiligen Kram (solange alles läuft), und dann muß man irgendwann wieder Lärm machen, weil alles aus dem Ruder gelaufen ist.-
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prieditis,
Sonntag, 1. Mai 2011, 20:32
Für solche sozialromantischen
Schnulzen habe ich weder Zeit noch Verständnis!
Ich bin mit Herwegh und seinen Schätzen für den Wicht beschäftigt und muss weben, weben...
Ich bin mit Herwegh und seinen Schätzen für den Wicht beschäftigt und muss weben, weben...
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gorillaschnitzel,
Montag, 2. Mai 2011, 00:54
Mal nebenbei....
....näxxte Woche ist mächtig viel Arbeit bei mir, aber danach kümmere ich mich endlich mal um das "Launching" unseres gemeinsamen Projekts....
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prieditis,
Montag, 2. Mai 2011, 03:26
Oh
stümpt, das ist ja bald soweit. Ich freu mich schon mächtig darauf!
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siria,
Montag, 2. Mai 2011, 01:46
Hannes Wader erinnert mich an "Student für Europa" * und meine aktive Politlieder-Zeit, die mehr als zehn Jahre dauerte: "Trotz alledem" gehörte auch mit zu meinen liebsten Stücken.
Aber auch Brechts Lied von der Moldau, welches ebenso zu Ihrer/meiner Weltanalyse passt:
Am Grunde der Moldau wandern die Steine,
es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine,
die Nacht hat zwölf Stunden,
dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und geh'n sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine,
es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine,
die Nacht hat zwölf Stunden,
dann kommt schon der Tag.
Alles Lebendige verläuft in Wellenbewegungen. Wenn es bergab geht, bleibt die Hoffnung auf das nächste bergauf. Und auf die Schwarmintelligenz...
Aber auch Brechts Lied von der Moldau, welches ebenso zu Ihrer/meiner Weltanalyse passt:
Am Grunde der Moldau wandern die Steine,
es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine,
die Nacht hat zwölf Stunden,
dann kommt schon der Tag.
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und geh'n sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
Am Grunde der Moldau wandern die Steine,
es liegen drei Kaiser begraben in Prag.
Das Große bleibt groß nicht, und klein nicht das Kleine,
die Nacht hat zwölf Stunden,
dann kommt schon der Tag.
Alles Lebendige verläuft in Wellenbewegungen. Wenn es bergab geht, bleibt die Hoffnung auf das nächste bergauf. Und auf die Schwarmintelligenz...
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kreuzbube,
Montag, 2. Mai 2011, 11:55
"Die Menschen in den arabischen Ländern haben keine Angst mehr. Und damit auch nichts mehr zu verlieren."
Da muss ich dennoch miesepetrig fragen, was die auf Lampedusa machen.
Da muss ich dennoch miesepetrig fragen, was die auf Lampedusa machen.
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gorillaschnitzel,
Montag, 2. Mai 2011, 13:26
....die würden gerne an wirtschaftlicher Prosperität teilhaben...
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