Montag, 20. Dezember 2010
Repräsentative Demokratie
Kennen Sie das? Die repräsentative Demokratie? Sicher doch, oder?
Das ist das, was wir hier meist so als Regierungsform haben. Meist. Nicht immer und überall.

Repräsentative Demokratie heißt: Sie wählen irgendwann mal jemanden (oder auch nicht) und geben dem dann für die näxxten 4 oder 5 Jahre die Ermächtigung, Ihre Meinung zu vertreten (oder auch nicht). Mehr wird von Ihnen eigentlich nicht verlangt.

Repräsentative Demokratie wird von den Politikern so verstanden, dass Sie brav Ihr Häkchen machen und dann die Klappe halten. Man traut Ihnen nicht so recht zu, politisch kompetent zu sein, weshalb man jemanden schickt, der irgendwie Bescheid wissen muss. Oder auch nicht.

Momentan wird diskutiert, ob es nicht mehr direkte Mitbestimmung geben sollte, aber mir geht es jetzt erst mal um die repräsentative Demokratie und den Sophismus des Funktionieren eben derer und damit sind wir jetzt in Baden-Württemberg.

Ich ahne ja, dass sich aufmerksame Blogleser einigermaßen gelangweilt wegdrehen und sie haben ja recht, aber es ist trotzdem wichtig:

Weil es hier den Mappus und seine CDU-Truppen gibt und die lassen schon mal über ein Papier abstimmen, das die Parlamentarier gar nicht kennen. Nie gesehen haben. Haben die gemacht und tatsächlich einen Beschluss gefasst. Glauben Sie nicht? Dann fragen Sie einen baden-württembergischen Landtagsabgeordneten mal nach den Unterlagen der Bahn zu Stuttgart21, welche er davon gesehen hat und über welche er abgestimmt hat.

Das ist repräsentative Demokratie hier und so funktioniert das hier.

Wenn Sie das schon für skandalös halten, sollten Sie besser nicht weiterlesen. Weil es noch besser geht:

Der Rückkauf der EnBW geht einzig und allein auf die Sonnenkönigattitüde des Stefan Mappus. Das hat nie und nirgends je ein Parlament ratifiziert, auch nur beraten oder diskutiert und sowieso nie beschlossen. Das geht auf das Konto eines einzelnen. Mappus nämlich. Auch die Kredite die dazu nötig sind: Mappus allein. Kein Parlament, nix. Hierzu gibt es keinen Parlamentsbeschluss, noch nicht mal hinterher. Nochmal für alle zum mitlesen:

Ein Einzelkerl, ein einzelnes Individuum (und, das wollen wir mal festhalten: Mappus wurde noch nie vom baden-württembergischen Wähler je als Ministerpräsident gewählt!), kauft via Macht für 6 Milliarden den drittgrößten Energiekonzern Deutschlands zurück gen Land BW, verwendet dafür Steuermittel via Kredite (deren Vergabe allein schon skandalös ist) und es gibt niemanden, absolut niemanden, den er dafür fragen muss?

Braucht es noch Erklärungen, was hier ganz gewaltig schief läuft?

   ... Poly-Tikk
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Sonntag, 19. Dezember 2010
....was Angela von einer schwäbischen Hausfrau noch lernen kann...
Das muss man einfach mal festhalten: Angela Merkel sagt, dass in Afghanistan Krieg geführt wird. Für diese Erkenntnis nach immerhin 9 Jahren im Feld möchte man beinahe das Adjektiv "grandios" verwenden. Mindestens ebenso grandios ist ihre Bemerkung, dass die gewöhnliche schwäbische Hausfrau ganz glücklich darüber sei, dass die EnBW demnäxxt wieder ganz im baden-württembergischen Landesbesitz ist.
Nur: Angela Merkel kennt schwäbische Hausfrauen denkbar schlecht.
Erstens würde eine schwäbische Hausfrau in 100 Jahren nie auf die Idee kommen, ohne Not einen Teil des Hauses erst zu verkaufen und dann 10 Jahre später wieder zurückzukaufen und das alles noch zum mehr als doppelten des Verkaufspreises.
Zweitens käme keine schwäbische Hausfrau auch nur entfernt darauf, Aktien per Kredit zu erwerben. Im Gegensatz zur Angela und zum Mappus weiß jede schwäbische Hausfrau, dass Aktienkurse Schwankungen unterliegen und sie weiß auch ganz genau, dass man deshalb keine Kredite aufnimmt, wenn man Aktien kaufen will, weil spätestens bei sinkenden Aktienkursen die Kredite weiterbedient werden müssen, ganz egal was am Ende aus der Aktie wird.

   ... Poly-Tikk
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Samstag, 18. Dezember 2010
Das einzige Weihnachtslied, das ich ertragen kann
stammt aus einer lange vergangenen Zeit mit hochtoupierten Haaren und ist von den Pogues mit dem immerbesoffenen Shane "Gebiss" MacGowan und Kirsty McColl,



die heute vor 10 Jahren (wie ich eher zufällig bemerkt habe) unter nie geklärten Umständen gestorben ist in ein für Motorboote gesperrtem Gebiet von einem Motorboot überfahren und getötet wurde.
Seither widmet Billy Bragg eines meiner liebsten Lieder jedes Mal Kirsty McColl.

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Freitag, 17. Dezember 2010
Endlich weiß ich, was die Ami-Diplomaten meinten, als sie konstatierten, der Seehofer sei nicht besonders helle

   ... Poly-Tikk
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Montag, 13. Dezember 2010
Halbdackel des Monats
Es gibt wieder einen Halbdackel. Dieses Mal ist es Stefan Keilbach. Kennen Sie nicht? No wonder. Der Mann ist Bürgerreferrent der Stuttgarter Polizei und damit für die Kommunikation zwischen Öffentlichkeit und Polizei verantwortlich.

Seinen ersten großen Auftritt hatte er am 30. September 2010, dem Tag der Eskalation in Stuttgart. Damals durfte er in die Tagesschaukamera folgenden Satz sagen:

"Dann wird auch noch behauptet, wir seien gegen extrem junge und extrem alte Menschen vorgegangen. Ja, das ist die Stuttgarter Polizei. Die Leute hatten Gelegenheit, rechtzeitig wegzugehen."

Das an sich ist schon ein saudummer Satz, aber mit viel gutem Willen mag man ihm den angesichts der damaligen Emotionen nachsehen. Sogar ich kann das nachsehen, als jemand, der an diesem Tag Zeuge werden durfte musste und der klar sagen kann: Nein, es war nie und nirgends ersichtlich, wann und wo es gefährlich wird.

Mit reichlich Abstand geht es aber auch noch "besser". Dieses Mal entblödet sich der Kerl nicht, drei Monate später zur Erblindung eines Stuttgarter Ingenieurs an diesem Tag Stellung zu nehmen. Das häßlichste Bild des Tages, die allerschlimmste Folge des Tages. Das Foto, das die Republik erschüttert hat. Finde ich zumindest.

Als Polizist könnte man nun vieles sagen. Das beste wäre vermutlich "wir bedauern die Eskalation an diesem Tag und die Folgen für Herrn Wagner". Das hätte ich noch einigermaßen verstanden. Das hätte zwar auch nicht so recht gepasst, aber wäre wahrscheinlich nahe dem gekommen, was menschlich noch so einigermaßen nachvollziehbar gewesen wäre. Hätte er das gesagt, ich hätte kein Wort, nicht ein einziges drüber verloren.

Stattdessen sagte er folgende Sätze:

"Man hätte den Einsatz nicht abbrechen können".

Dem möchte ich entgegnen: Doch, hätte man. Man hätte nicht nur können, du Dackel, man hätte sogar müssen.
Bezüglich Herrn Wagner kommt dann das:

"Herr Wagner hätte Gelegenheit gehabt, es nicht passieren zu lassen."

Wumm! Achso! Herr Wagner hätte es nicht passieren lassen müssen......Herr Wagner hätte also die Möglichkeit gehabt, den Wasserstrahl um sich rumzudirigieren? Sich wegzuducken? Seine Augen in Sicherheit zu bringen? Eine Schutzmaske aufzuziehen, ehe er die Schlacht betritt?
Zu einer solchen Aussage gehört viel Chuzpe, aber es kommt noch besser:
Ob Herr Wagner selbst schuld an seiner Erblindung ist?

"Ja".

Ich bin ja nicht der allergescheiteste auf diesem Planeten und ein großer Vereinfacher sowieso, aber in letzter Konsequenz sagt Keilbach in etwa damit, dass sich der Herr Wagner die Augen quasi selbst ausgeschossen hat.

Und wissen Sie, was er zum Einsatz an dem Tag insgesamt sagt? Bitte:

"Der Polizeieinsatz war eine geordnete Sache an diesem Tag".

Prost Mahlzeit! Wenn der Erfüllungsgehilfe von Mappus Pressesprecher einen Einsatz mit 400 Verletzten, darunter 3 Schwerverletzte mit bleibenden Augenschäden und einen Totalerblindeten als "geordneten Einsatz" beschreibt, dann will man nicht wissen, wie ein ungeordneter Einsatz erst aussieht.


nur ganz nebenbei: "geordnete Einsätze" laufen bei der Polizei im Allgemeinen so ab: Sie werden wegbeordert, in Busse verfrachtet, wissen nicht, wohin sie kommen und weshalb und dann stehen sie da, irgendwo im nirgendwo und müssen mal schnell funktionieren. So zumindest hat es ein Leiter der Rheinland-Pfälzischen Polizei vor dem Untersuchungsausschuss des Baden-Württembergischen Landtags geschildert, der nicht der allerblassesten Schimmer hatte, wohin er und seine Leute gerieten.

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Montag, 13. Dezember 2010
Me and my Frankreich
Ich gebs zu: Ich kann mit Franzosen nichts anfangen. Es ist nicht so, dass ich Frankreich nicht mag und ich mag auch Baguette, den französischen Wein sehr besonders und auch die französische Küche. Creme Brulee ist eine Sensation, Gänsestopfleber eher gewöhnungsbedürftig. Dennoch: Eigentlich mag ich auch Frankreich, ein tolles Land. Frankreich könnte ein echt tolles Land sein. Ohne Franzosen. Mal ehrlich: Die Franzosen sind reichlich seltsam. Und ich weiß für mich auch warum.



Wann immer ich in fremden Ländern war, rotteten sich alle zusammen: Die Australier, die Deutschen, die Holländer, die Neuseeländer, die Briten, die Iren, die Amis, selbst die Italiener. Eine Ausnahme: Die Franzosen blieben immer außen vor, die waren stets unter sich, mit denen kommt man nie in Kontakt. Egal ob in Peking, auf Fidschi, oder in der Karibik.
Okay, es mag vielleicht dem sehr miserablen Restrudimentärenglisch geschuldet sein ("wü clöm lö montän"), das Franzosen so allgemein sprechen, aber wirklich nicht nur. Deutsche und Italiener können auch nicht besser Englisch. Obwohl....



Es ist schlicht "le grande Nation" mitsamt der sprachlichen Arroganz und genau das kann ich nicht ab. Nein, man kann nicht erwarten, dass alle automatisch Französisch sprechen und nein, ich persönlich halte Frankreich nicht für den Nabel der Welt und ja, es gibt bessere Lebensentwürfe als den klassisch französischen Lebensentwurf.



Allenfalls über die erotischen Qualitäten der Französinnen ranken sich Legenden. Was stellt man sich da alles vor! Und dann findet man tatsächlich Sophie. Bemühen Sie jetzt mal kurz Ihre Phantasie, zumindest als Mann. Les secrets de Sophie. Sophies Geheimnisse. Na, was stellt man sich da drunter vor? Ganz genau. Einen leergeräumten Laden.



Wahrscheinlich sind wir spätestens jetzt bei Sarrazin, weil es ja um genetische Determination geht. Ich bin sehr wahrscheinlich genetisch zum völligen Franzosenhasser geboren, quasi per Franzosenhassergen, schließlich hat noch mein Urgroßvater völlig überzeugt gegen die Franzosen vor Verdun gekämpft. So weit würde ich ja noch nicht mal gehen. Nicht entfernt. Aber anders ist es ja auch nicht erklärbar, sonst läge ja Sarrazin aber sowas von daneben. Anders erklärbar scheint das also nicht.



Aber gut, selbst ich bin hin und wieder mal versöhnlich und begebe mich deshalb mal mitten in die Kampflinie. Am Col de la Schlucht etwa war früher mal die Grenze zwischen Deutschem Reich und Frankreich, heute strampeln sich da dopingverseuchte Radler hoch und weder denkt da einer an Doping noch an ehemalige Grenzen.



Dafür bin ich echt dankbar. Das mit den Grenzen jetzt. Weil ich persönlich der Meinung bin, dass die deutsch-französische Aussöhnung das beste ist, das Europa passieren konnte. Historisch gesehen. Auch wenn ich die Franzosen nicht so wirklich mag. Frankreich schon.

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Sonntag, 12. Dezember 2010
Weltdorf und mein Päckchen
Die Welt ist ein Dorf. Zumindest manchmal. Nicht aber dann, wenn ich mal was bestelle. Zugegeben: Den Artikel gibts in Deutschland noch nicht, weshalb ich mich schwer getan habe, den überhaupt zu kriegen, aber jetzt habe ich es geschafft und hatte dann die Wahl zwischen 3 Versandmethoden:

Premium (2-4 Tage): 45$. Das hätte vermutlich bedeutet, dass ein armer Knecht meinen Artikel sofort und umgehend geschnappt hätte und sich sofort in den näxxten Learjet gesetzt hätte und das Ding dann persönlich bei mir abgeliefert hätte. Ich fand das unverhältnismäßig. Einerseits wegen des armen Knechts, andererseits hat der Artikel grade mal 15$ gekostet und da wollte ich nicht das dreifache für den Versand zahlen.

Dann gabs eine Methode, die sich -ich glaube- Express nannte und so etwa 2 Wochen dauert, aber ich bin Schwabe und die war mir auch noch zu teuer, weil in keinem Verhältnis.

Drum habe ich mich dann für Standard entschieden. Das war preislich akzeptabel. Standard heißt: Mindestens 28 beschissene Tage warten. So in etwa zumindest. Eventuell auch länger. Lustig an der Warterei ist dann aber die Paketverfolgung, das immerhin geht per Internetdorf. Momentan radelt wohl einer das Päckchen aus Coffeyville, Kansas gen Ozean, wo so gegen Weihnachten wohl ein Ruderboot übernehmen wird. Geplante Ankunft hier: 17. Januar 2011.

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Freitag, 10. Dezember 2010
Noch mehr

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Donnerstag, 9. Dezember 2010
Zur Not halt einfach mal etwas höher aussteigen...

   ... Fundstuecke
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Mittwoch, 8. Dezember 2010
Liebe Deutsche Bundespost,
zuerst einmal möchte ich sagen, dass ich es ganz toll finde, dass es euch gibt. Ganz ehrlich. Ich finde es großartig, dass man weit entfernt wohnenden Menschen dank euch eine Freude machen kann. Und das auch noch innerhalb kürzester Zeit. Gut, gelegentlich bringt mein überaus freundlicher und zuvorkommender Briefträger auch mal Briefe, auf die ich nicht so sehr stehe, aber das könnt ihr ja nicht wissen. Will sagen: Ich war bisher sehr zufrieden: Post kam schnell, eure Mitarbeiter waren wirklich superfreundlich und auch sonst war ich immer sehr zufrieden und ich bin froh, dass es euch gibt. Ihr habt also vieles richtig gemacht.

Nun, so dachte ich mir, könnte ich ja auch mal euren tollen Service nutzen, Briefmarken selbst gestalten zu können, weil ich ein paar wirklich einzigartige Briefe verschicken möchte. Das ist echt irre. Der Service jetzt. Wirklich. Da kann Enkel der Omma eine Freude machen und ihr Briefmarken mit seinem Konterfei anfertigen lassen. Das wollte ich auch haben und drum habe ich mich mal hingesetzt und hab gebastelt. Formschön wie ich fand und habe es prompt in Auftrag gegeben. Kam auch gleich die Bestätigung und so war alles klar. Dachte ich.

Dann habt ihr mir aber vorhin eine Email geschickt und mir mitgeteilt, dass ihr grade das Bildmotiv auf seine Eignung überprüft und das vorerst mal bis zu drei Tage brauchen kann.

Mal ehrlich: Ich habe nicht Adolf Hitlers blöde Visage hochgeladen und auch sonst nichts, womit man so im Allgemeinen mit dem Gesetz in Konflikt kommen könnte. Ich möchte auch noch erwähnen, dass es in diesem Land immerhin -noch- sowas wie Meinungsfreiheit gibt und -HALLO- ich ein Motiv nutze, das zigtausendfach überall klebt.

Viele Grüße

gorillaschnitzel