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Freitag, 5. Oktober 2012
Stuttgart wählt, oder: Wie Rezzo Schlauch beinahe mal OB geworden wäre
gorillaschnitzel, 23:38h
Am Sonntag mal wieder. Das ist weniger wegen der S21-Geschichte interessant, sondern wegen einer alten Geschichte die keiner vergessen hat. Weder die damals Beteiligten noch die Stuttgarter selbst.
Wie 1996 nämlich Schuster zum OB gemacht wurde. Der übrigens tritt nicht mehr an. Aus Altersgründen sagt er. Weil ihn keine Sau mehr wählen würde, sagt der Rest.
Aber zurück ins Jahr 1996. Damals ist etwas passiert, das das im übrigen Deutschland sonst nicht ganz schlechte Verhältnis zwischen SPD und Grünen für Baden-Württemberg wirklich nachhaltig und bis heute andauernd beschädigt hat. Das hat mitunter zu merkwürdigen und heute kaum mehr denkbaren Verwicklungen geführt: Zeitweise wäre Oettinger drauf und dran gewesen, eher mit den Grünen Koalitionsverhandlungen zu führen als mit FDP oder SPD, ehe er von Mappus ausgebremst wurde.
Was passiert war? Im Wahlkampf um den Stuttgarter OB-Posten traten zur Runde 1 an: Schuster, Rezzo Schlauch für die Grünen, ein zu der Zeit namen- und auch heute farbloser SPD-Kandidat und weitere aussichtslose Bewerber. Die erste Abstimmung endete so:
Schuster 35%, Schlauch 30%, Brechtken 22%, alle anderen waren unter ferner liefen und zogen dementsprechend zurück.
Wäre Schlauch auf Platz 3 eingelaufen, hätten wohl alle erwartet, dass er aufgrund der üblichen Vorgehensweisen zurückzieht und empfiehlt, den SPD-Kandidaten zu wählen. War aber nicht so. Stattdessen spielte sich eine Posse ab, die der SPD in Stuttgart bis heute nachhängt und die an ihr klebt wie das Mal an Kain. Die Leute hier haben ein gutes Gedächtnis in solchen Dingen.
Zu tief saß das. Nur noch die Nummer 3 und das in der Landeshauptstadt. Noch mehr: Die Kommunalwahlen des Vorjahres wurden nochmals bestätigt. Und so entschloss sich dann die SPD, Brechtken nicht zurückzuziehen, was wiederum viel internen Streit nach sich zog. Die Folge war, dass der OB einer Nachbarstadt, ebenfalls SPD, nun auch noch aufs Tableau sprang und ebenfalls zum zweiten Wahlgang antrat. Das wiederum erboste dann zig Mitglieder an der Basis und die wunderbare Kandidatenvermehrung der SPD ging weiter: Ca. 1 Dutzend Basismitglieder stellten sich gleich auch noch dem Votum, sodass vonseiten der SPD so um die 12-14 Kandidaten wählbar waren. Das ist mal eine Auswahl, finden Sie nicht auch?
Der zweite Wahlgang ging dann aus wie fast erwartet:
Schuster 43%
Schlauch 39%
Brechtken 13%
Becker 3%
Und weil die Beckerstimmen überwiegend aus dem konservativen Lager kamen und die 9% die Schlauch dazu gewann und Brechtken verlor irgendwie ziemlich gut passen, verwiesen die stinksauren Grünen vermutlich nicht zu Unrecht darauf, dass Schlauch ganz gute Gewinnchancen gehabt hätte, wenn sich die Stuttgarter SPD etwas weniger paddelig angestellt hätte.
Damit war das Klima völlig vergiftet und das über Jahre hinaus. 8 Jahre später rächten sich die Grünen, indem sie genau das machten, was die SPD davor nicht gemacht hatte: Sie zogen ihren Kandidaten (Boris Palmer) für den zweiten Wahlgang zurück.....
.....und empfahlen gleichzeitig indirekt die Wiederwahl Schusters, der dann auch prompt die SPD-Kandidatin bezwang.
Daher ist die Landeskoalition auch eher sowas wie eine Zwangsehe zweier Partner, die einander nicht so richtig mögen und wahrscheinlich ist es nur einem klugen, etwas älteren, katholischen Lehrer aus der Provinz zu verdanken, dass die überhaupt erst zustande gekommen ist und auch hält: Kretschmann gestand dem kleineren Partner einen Ministerposten mehr als seiner eigenen Partei zu.
Wie 1996 nämlich Schuster zum OB gemacht wurde. Der übrigens tritt nicht mehr an. Aus Altersgründen sagt er. Weil ihn keine Sau mehr wählen würde, sagt der Rest.
Aber zurück ins Jahr 1996. Damals ist etwas passiert, das das im übrigen Deutschland sonst nicht ganz schlechte Verhältnis zwischen SPD und Grünen für Baden-Württemberg wirklich nachhaltig und bis heute andauernd beschädigt hat. Das hat mitunter zu merkwürdigen und heute kaum mehr denkbaren Verwicklungen geführt: Zeitweise wäre Oettinger drauf und dran gewesen, eher mit den Grünen Koalitionsverhandlungen zu führen als mit FDP oder SPD, ehe er von Mappus ausgebremst wurde.
Was passiert war? Im Wahlkampf um den Stuttgarter OB-Posten traten zur Runde 1 an: Schuster, Rezzo Schlauch für die Grünen, ein zu der Zeit namen- und auch heute farbloser SPD-Kandidat und weitere aussichtslose Bewerber. Die erste Abstimmung endete so:
Schuster 35%, Schlauch 30%, Brechtken 22%, alle anderen waren unter ferner liefen und zogen dementsprechend zurück.
Wäre Schlauch auf Platz 3 eingelaufen, hätten wohl alle erwartet, dass er aufgrund der üblichen Vorgehensweisen zurückzieht und empfiehlt, den SPD-Kandidaten zu wählen. War aber nicht so. Stattdessen spielte sich eine Posse ab, die der SPD in Stuttgart bis heute nachhängt und die an ihr klebt wie das Mal an Kain. Die Leute hier haben ein gutes Gedächtnis in solchen Dingen.
Zu tief saß das. Nur noch die Nummer 3 und das in der Landeshauptstadt. Noch mehr: Die Kommunalwahlen des Vorjahres wurden nochmals bestätigt. Und so entschloss sich dann die SPD, Brechtken nicht zurückzuziehen, was wiederum viel internen Streit nach sich zog. Die Folge war, dass der OB einer Nachbarstadt, ebenfalls SPD, nun auch noch aufs Tableau sprang und ebenfalls zum zweiten Wahlgang antrat. Das wiederum erboste dann zig Mitglieder an der Basis und die wunderbare Kandidatenvermehrung der SPD ging weiter: Ca. 1 Dutzend Basismitglieder stellten sich gleich auch noch dem Votum, sodass vonseiten der SPD so um die 12-14 Kandidaten wählbar waren. Das ist mal eine Auswahl, finden Sie nicht auch?
Der zweite Wahlgang ging dann aus wie fast erwartet:
Schuster 43%
Schlauch 39%
Brechtken 13%
Becker 3%
Und weil die Beckerstimmen überwiegend aus dem konservativen Lager kamen und die 9% die Schlauch dazu gewann und Brechtken verlor irgendwie ziemlich gut passen, verwiesen die stinksauren Grünen vermutlich nicht zu Unrecht darauf, dass Schlauch ganz gute Gewinnchancen gehabt hätte, wenn sich die Stuttgarter SPD etwas weniger paddelig angestellt hätte.
Damit war das Klima völlig vergiftet und das über Jahre hinaus. 8 Jahre später rächten sich die Grünen, indem sie genau das machten, was die SPD davor nicht gemacht hatte: Sie zogen ihren Kandidaten (Boris Palmer) für den zweiten Wahlgang zurück.....
.....und empfahlen gleichzeitig indirekt die Wiederwahl Schusters, der dann auch prompt die SPD-Kandidatin bezwang.
Daher ist die Landeskoalition auch eher sowas wie eine Zwangsehe zweier Partner, die einander nicht so richtig mögen und wahrscheinlich ist es nur einem klugen, etwas älteren, katholischen Lehrer aus der Provinz zu verdanken, dass die überhaupt erst zustande gekommen ist und auch hält: Kretschmann gestand dem kleineren Partner einen Ministerposten mehr als seiner eigenen Partei zu.
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