Donnerstag, 9. April 2015
Postkarten in den Knast
Wer von Ihnen hat denn schon mal Post in den Knast geschickt? Gottseidank vermutlich die wenigsten von Ihnen.

Wissen Sie wie lang das dauert, bis es die staatsanwaltliche Zensur durchlaufen hat? Ich dachte ja anfangs nach einigen Berichten, dass es zwei Wochen sind. Es sind aber eher zwei Monate als zwei Wochen. Und weil ein Brief in unserer Echtzeitgesellschaft nach zwei Monaten nahezu jegliche Daseinsberechtigung verloren hat, versucht man es eben mit Postkarten und Mini-Kunstwerken. In der Hoffnung, dass Zeichnungen schneller den Zensor passieren als Worte und Sätze.



Noch beeindruckender als Post in die JVA ist das Beamtenkontrollsystem dort. Das ist wirklich high-end in Sachen preussischer Behördenkultur. Sie schicken ein nach Liste exakt detailliert gepacktes und beschriebenes Kleiderpaket. 30 Tacken plus erforderliches Rückporto. Sie kriegen es komplett zurück, mit dem Hinweis "arbeitet jetzt, braucht ein Oberhemd weniger. Zurückgewiesen".

Und wenn Sie mal einen Besuch wagen sollten: Nehmense möglicht nix mit. Die nehmen Ihnen nämlich alles, wirklich alles, ab. Bis zur Armbanduhr. Sie dürfen nur zwei Papiertaschentücher, genannt Tempo, und zwar nur exakt zwei, reinnehmen. Sonst nix.

Im Mai weiß ich mehr. Es wird nicht schön und wahrscheinlich auch nicht sehr gut ausgehen....

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Lieber Herr Schnitzel,
ich finde es ganz rührend, dass sie den Ulli im Knast besuchen wollen. Der hat ja sonst keine Freunde. Auch die Idee mit den Taschentüchern zeigt Ihre überragende Freundlichkeit. So ein Papiertaschentuch kann man immer gebrauchen und sei es nur um sich den Schweiß von der Stirn zu tupfen. Um so schöner ist es dann, wenn man zwei Tücher hat und gemeinsam tupfen kann. Hut ab!

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Ob Sie es mir nun glauben oder nicht: Sie dürfen in so einer JVA absolut nix übergeben. Noch nicht mal ein Taschentuch. Und der Ulli hat wahrlich noch genug Freunde. Sonst wäre es wohl kaum möglich, als Vorbestrafter im Jugendbereich zu arbeiten.

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Sonst wäre es wohl kaum möglich, als Vorbestrafter im Jugendbereich zu arbeiten
Ich kann nur wiederholen, dass das nicht stimmt und dass es so ungewöhnlich nicht ist. Ganz im Gegenteil gibt es im In- und Ausland Projekte, in denen ganz gezielt ehemalige und aktuelle Gefangene mit Jugendlichen arbeiten. In Deutschland gibt es glaube ich drei entsprechende Projekte in JVAs. Beispiel:

https://de-de.facebook.com/pages/Gefangene-helfen-Jugendlichen-eV/170685399653587

Weitere Beispiele:

http://www.subsidiumev.de/pdf/2014-11-22_muenchner-merkur_der-weg-in-die-freitheit.pdf

http://www.egonzehnder.com/de/the-focus-magazine/archiv/focus-22012-vielfalt/parallelen/aufwaertsspirale.html

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Also in dem meinigen Fall würde ich wollen, dass der NICHT andere Jugendliche begleitet. Okay, ist noch "U", Prozess im Mai, aber ich halte den grade charakterlich nicht für geeignet

Nebenbei halte ich auch den Ulli für ungeeignet, Jugendlichen eine gesunde Perspektive aufzuzeigen, aber das ist eine andere Frage....

Vielen Dank für die Links...Ich hab sie durchgesehen

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Wie man das bewertet, ist wieder eine ganz andere Frage. Ich wollte nur aufzeigen, dass das so außergewöhnlich nicht ist. Ähnlich, wie in der Suchtberatung auch ehemals Süchtige mitwirken.

Mit Sicherheit ist dafür nicht jeder der Richtige. Man muss sich auch vor Augen halten,dass es meist recht lange dauert, bis mal jemand einsitzt. In aller Regel ist da schon eine kriminelle Laufbahn voraus gegangen. Damit man nicht mehr mit einer Bewährungsstrafe davon kommt, muss man schon ein ordentliches Ding drehen.

Dass man Hoeneß im eigenen Verein allerdings im eigenen Verein wirken lässt... das sollte nicht möglich sein. Jugendabteilung irgendwo in einem kleinen Dorfverein, wo er Trikots waschen und frühmorgens auf dem Platz die Linien ziehen und die Bälle aufpumpen muss, das wäre es eher gewesen, wenn überhaupt.

Aber machen wir uns nichts vor, der Klopp käme sicherlich auch in Dortmund in entsprechender Stelle unter, wenn es mal erforderlich wäre.

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Vor sehr langer Zeit liessen wir im Knast Sachen montieren. Ich war eine Zeit lang fast jeden Morgen zum Liefern und Abholen dort, weil das auf meinem Weg lag.

Es ist völlig klar, dass man in den Materialkisten nichts reinschmuggeln darf. Genauso klar ist, dass ohne Beipack von Tabak und Schnaps gar nichts läuft...

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Das kolportiert sich ja ratzfatz rum. Ich Outsider weiß nun, dass Stammheim Hardcore ist, während bei anderen JVAs auch mal Handys über die Mauer fliegen.

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