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Dienstag, 29. August 2006
Eimerklo
gorillaschnitzel, 22:47h
Provinzkrankenhäuser
gorillaschnitzel, 02:05h
Ein x-beliebiges Krankenhaus in der deutschen Provinz. Notaufnahme, Chirurgie. Schon beim Betreten verströmt es diesen dezenten Lambarene-Charme, nur eben ohne Albert Schweitzer: Die Hütte befindet sich in Generalüberholung und so hängen Kabel von der unverkleideten Decke, liegen Planen rum und überall steht allerlei Baugerät. Bereits da finde ich das Stichwort "Gesundheitsreform" interessant und bin schon froh, nicht daselbst zu wohnen (die Überlebenschancen sind wohl miserabligst, wenns mal wirklich um Sekunden und Minuten geht).
Ich bin der erste, der ein gänzlich leeres Wartezimmer 1 betritt. Prima, denk ich noch, dann gehts ja alles schnell. Diagnose dürfte klar sein: Fraktur des linken Kleinfingers. Schnell röntgen, Verband druff und fertig. Dachte ich.
Erstmal sitz ich. Und sitz. Das Wartezimmer füllt sich langsam mit allerlei Volk. Meist Frakturen, Verstauchungen und Prellungen. Dann ists rappelvoll.
Hätte einem ja einer sagen können, dass die erst warten, bis sichs Gschäft lohnt. So sitz ich dann schon mal beinah eine Stunde.
Dann gehts los. Ich werd als erster aufgerufen. Ab ins Untersuchungszimmer. Der Doc stellt sich nicht vor, hält in der rechten Hand die ganze Zeit eine Tüte mit Erdnüssen (die er sich ganz langsam eine nach der anderen einwirft und mehr lutscht denn isst), tut hektisch (wär ich auch, wenn ich Arbeit so lang sitzen lassen würd), wirft einen schnellen Blick auf meinen Finger und meint:
Irgendwann kenn ich sämtliche (uralten) Zeitungen auswendig. Alle beide.
Und so spazier ich den Gang auf und ab, unterhalt mich mit den anderen wartenden Leidensgenossen und lern die Plakate für die gesetzliche Krankenversicherung auswendig. Nach geschlagenen 2,5 Stunden werd ich immerhin mal geröntgt. Das nächste kleine Schrittchen auf dem Weg zur Behandlung.
Dann lerne ich den Herrn Sch. kennen. Der wird als etwa 80jähriges Sturzopfer eingeliefert und ist völlig desorientiert. Sie stellen ihn im Flur ab, wo er erstmal liegenbleibt. Er weiß nicht mal, wo er ist.
Mittlerweile machen wir allesamt schon Späße. Galgenhumor inmitten der Realsatire. Ich werde beispielsweise nach geschlagenen 3 Stunden vom Doc gefragt, um welchen Finger es sich nochmal gehandelt hat, den man grade eben geröntgt hat (ich Trottel dacht schon, dass es weitergehen würde).
Dann macht sich Herr Sch. auf die Wanderung. Läuft einfach los. Tipp-Tapp-Tipp-Tapp. Und lässt sich von niemandem aufhalten. Der Pfleger sammelt ihn eine Viertelstunde später wieder auf dem Parkplatz ein.
Endlich. Nach über 3 Stunden werde ich weiterbehandelt. Der Doc, von dem ich immer noch nicht richtig weiß wie er heißt (ich vermute einfach, dass es einer der Namen auf dem Formular ist) schneit herein und schaut gebannt auf die Röntgenbilder. Dann, nach über 2 Minuten kommt er zu mir und sagt:
Dann schneit der nächste Arzt rein. Der erste, der sich mal richtig mit mir auseinander setzt. Auch er studiert ewig die Bilder. Dann endlich hör´ ich "Plattenabriss" (was das auch immer sein mag).
Endlich eine Diagnose. Also ab in den Gipsraum.
Vorm Gipsraum sitzt Herr Sch. immer noch in seinem Rollstuhl. Und geht wieder stiften. Läuft wieder davon.
Und ich sitz und sitz und sitz. Kurz vor Vollendung der 4-Stunden-Marke kommt zufällig ein Pfleger rein, der von mir (!) wissen will, was er denn bei mir machen müsse. Nach kurzer Erklärung schreit er folgenden Satz ins Nebenzimmer:
Er sagte wirklich "entdeckt". Aber das Ende naht endlich. Da stürmt einer der Pfleger rein auf der Suche nach Herrn Sch. (der bereits eine Dreiviertelstunde früher seine Wanderung angetreten hat). Folgender Dialog:
1: "Herr Sch. ist weg, hast du ihn gesehen?"
2: "Nein, ich seh auch nicht ein, dass ich sein Kindermädchen bin."
1: "Stimmt. Soll er doch loslaufen."
2: "Den bringen sie ohnehin wieder zurück. Irgendwer wird den schon wieder einsammeln."
1: "Gut möglich. Bis in seinen Heimatort sinds über 20 km. Das is lang. So weit kommt der sicher nich."
2: "Wie kalt ists denn grade nachts so?"
1: "Geht noch. 8-10 Grad. Da erfriert keiner."
Was bin ich froh, als ich dieses Kabinett wieder verlassen hatte.
Fazit: Zum Arzt gehen ist gefährlich.
Ich bin der erste, der ein gänzlich leeres Wartezimmer 1 betritt. Prima, denk ich noch, dann gehts ja alles schnell. Diagnose dürfte klar sein: Fraktur des linken Kleinfingers. Schnell röntgen, Verband druff und fertig. Dachte ich.
Erstmal sitz ich. Und sitz. Das Wartezimmer füllt sich langsam mit allerlei Volk. Meist Frakturen, Verstauchungen und Prellungen. Dann ists rappelvoll.
Hätte einem ja einer sagen können, dass die erst warten, bis sichs Gschäft lohnt. So sitz ich dann schon mal beinah eine Stunde.
Dann gehts los. Ich werd als erster aufgerufen. Ab ins Untersuchungszimmer. Der Doc stellt sich nicht vor, hält in der rechten Hand die ganze Zeit eine Tüte mit Erdnüssen (die er sich ganz langsam eine nach der anderen einwirft und mehr lutscht denn isst), tut hektisch (wär ich auch, wenn ich Arbeit so lang sitzen lassen würd), wirft einen schnellen Blick auf meinen Finger und meint:
"Durch. Wartezimmer 2"Mit "durch" meinte er wohl den Finger. Aber schön. Immerhin mal ein Wartezimmer weiter vorgedrungen. Und so gehts nun allen anderen. Im Prinzip werden alle nur von Wartezimmer 1 in Wartezimmer 2 geschleust: Ein schreiende Kind mit Eltern, ein Arbeitsunfall, ein heulender Teenager mit Mama und die halbe NATO (die grade ihre Manöverkollateralschäden abliefert). Da sitzen wir nun. Eine halbe Stunde, 1 Stunde. Dann kommen alle der Reihe nach dran. Nur ich nicht. Irgendwann kommt raus, dass man mich versehentlich nach hinten sortiert hat. Schön.
Irgendwann kenn ich sämtliche (uralten) Zeitungen auswendig. Alle beide.
Und so spazier ich den Gang auf und ab, unterhalt mich mit den anderen wartenden Leidensgenossen und lern die Plakate für die gesetzliche Krankenversicherung auswendig. Nach geschlagenen 2,5 Stunden werd ich immerhin mal geröntgt. Das nächste kleine Schrittchen auf dem Weg zur Behandlung.
Dann lerne ich den Herrn Sch. kennen. Der wird als etwa 80jähriges Sturzopfer eingeliefert und ist völlig desorientiert. Sie stellen ihn im Flur ab, wo er erstmal liegenbleibt. Er weiß nicht mal, wo er ist.
Mittlerweile machen wir allesamt schon Späße. Galgenhumor inmitten der Realsatire. Ich werde beispielsweise nach geschlagenen 3 Stunden vom Doc gefragt, um welchen Finger es sich nochmal gehandelt hat, den man grade eben geröntgt hat (ich Trottel dacht schon, dass es weitergehen würde).
Dann macht sich Herr Sch. auf die Wanderung. Läuft einfach los. Tipp-Tapp-Tipp-Tapp. Und lässt sich von niemandem aufhalten. Der Pfleger sammelt ihn eine Viertelstunde später wieder auf dem Parkplatz ein.
Endlich. Nach über 3 Stunden werde ich weiterbehandelt. Der Doc, von dem ich immer noch nicht richtig weiß wie er heißt (ich vermute einfach, dass es einer der Namen auf dem Formular ist) schneit herein und schaut gebannt auf die Röntgenbilder. Dann, nach über 2 Minuten kommt er zu mir und sagt:
Dann legt er seine Hand auf meine Schulter und sagt in seeeehhr mitleidigem Ton
...und ich hätte wetten können, dass er durch ist...
Alles Guteund dann ist er weg. Raus. Verschwunden. Ich hab keine Ahnung, ob die Behandlung damit abgeschlossen ist und ich nun gehen darf oder doch besser von alleine gehen sollte, ehe sie mir angesichts des mitleidigen Getues des Docs noch den Finger amputieren.
Dann schneit der nächste Arzt rein. Der erste, der sich mal richtig mit mir auseinander setzt. Auch er studiert ewig die Bilder. Dann endlich hör´ ich "Plattenabriss" (was das auch immer sein mag).
Endlich eine Diagnose. Also ab in den Gipsraum.
Vorm Gipsraum sitzt Herr Sch. immer noch in seinem Rollstuhl. Und geht wieder stiften. Läuft wieder davon.
Und ich sitz und sitz und sitz. Kurz vor Vollendung der 4-Stunden-Marke kommt zufällig ein Pfleger rein, der von mir (!) wissen will, was er denn bei mir machen müsse. Nach kurzer Erklärung schreit er folgenden Satz ins Nebenzimmer:
Ich hab da einen Herrn entdeckt, bei dem müsste man eine Gipsschiene machen. Ich mach das schnell.
Er sagte wirklich "entdeckt". Aber das Ende naht endlich. Da stürmt einer der Pfleger rein auf der Suche nach Herrn Sch. (der bereits eine Dreiviertelstunde früher seine Wanderung angetreten hat). Folgender Dialog:
1: "Herr Sch. ist weg, hast du ihn gesehen?"
2: "Nein, ich seh auch nicht ein, dass ich sein Kindermädchen bin."
1: "Stimmt. Soll er doch loslaufen."
2: "Den bringen sie ohnehin wieder zurück. Irgendwer wird den schon wieder einsammeln."
1: "Gut möglich. Bis in seinen Heimatort sinds über 20 km. Das is lang. So weit kommt der sicher nich."
2: "Wie kalt ists denn grade nachts so?"
1: "Geht noch. 8-10 Grad. Da erfriert keiner."
Was bin ich froh, als ich dieses Kabinett wieder verlassen hatte.
Fazit: Zum Arzt gehen ist gefährlich.
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