Sonntag, 9. Dezember 2007
Die katholische Kirche
Von allen Religionen sind die Katholiken die merkwürdigste. Wirklich. Zuerst mal sind die auch faszinierend. Es ist nicht wie bei den Protestanten diese One-Man-Show mit Frontalansprache. Nein: Bei den Katholen ist alles unberechenbar und es ist keine Logik im Gottesdienstablauf erkennbar: Aufstehen, hinsitzen, beten, bekreuzigen, hallelujaschreien, niederknien, aufstehen, büßen.....und das alles in wilder Reihenfolge. Das schöne daran: Man kann kaum was richtig machen, aber auch so gut wie nix falsch machen.
Dazu wird noch allerlei Weihrauch geschwenkt, sodass man sich kurzzeitig wie in dieser Haschhöhle im Amsterdamer Nachtviertel fühlt, die man zig Jahre zuvor mal aufgesucht hatte.
Eine erste Trübung stellt dann das dargebotene Musikprogramm dar: Nicht Kyrie eleison oder Choräle, Requien und andere Bachsche Fugentocchatenkracher. Nein, ein Minderjähriger mit E-Gitarre, der Blowing in the wind spielt. Mal ehrlich: Wenn das der Benny Sixteen wüsste, wäre dieser Minderjährige längst exkommuniziert.

Das alles wären durchaus Vorzüge der katholischen Kirche. Leider ist deren Lehre etwas, nun, sagen wir mal, komisch:
Das mit der Jungfrau Maria und der unbefleckten Empfängnis ist vielleicht noch nachvollziehbar, zumal die Theorie schließlich von Leuten entwickelt wurde, die allein von Berufs wegen gar nicht wissen dürfen, wie so eine Frau aussieht und die für diese zwischenmenschlich-sexuellen Spiele ohnehin gesperrt sind.
Aber hey....gerade wenn man für das Spiel gesperrt ist, darf man eigentlich keine Spielregeln aufstellen. Machen die aber. Bei Kondomen zum Beispiel. Oder bei Abtreibungen. Oder bei Homosexualität. (Und Kollegas Padres, ihr könnt mir nicht erzählen, dass es da bei euch nicht auch sündige Brüder gibt, nich?)

Außerdem zeichnet sich der Katholizismus durch eine ausgesprochene Humorlosigkeit aus. Gehen Sie doch mal in eine beliebige katholische Kirche und tragen dabei aus Wettergründen eine wirklich dezente Mütze. Wenn dann der Mensch kommt, der Sie darauf hinweist, das Ding abzunehmen, dann schauen Sie mal, was passiert, wenn Sie ihm antworten, sein Chef habe auch eine Mütze auf.

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Aber kann kann schon in die Kirche gehen und bestellen "Ich hätte gerne 2 Oblaten und eine Flasche Rotwein für mich und meine Frau"

"Was kosten die Kerzen?"

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Na aber sichernatürlich doch, Herr rob. Solange Sie dabei die Mütze abnehmen...

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danke für die amüsante story. sie haben den nagel genau auf den kopf getroffen. - lauter scheinheilige und ewiggestrige.

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Gab's da ne frühkindliche Schädigung oder warum kennst Du Dich mit den Katholen so gut aus? *g*

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Nein, keine frühkindliche Schädigung. Ich wuchs dereinst in allertiefsten PietCong-Gegenden auf.

Auskennen -im weitesten Sinn- tu ich mich, weil ich mal -believe it or not- beruflich einige Male da hin musste...
...und die Vorfahren haben ihre Erfahrungen gesammelt in Sachen Häresie wider den Katholizismus...

:-)

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*liegelachenduntermschreibtisch* der war klasse! danke! :o)) werd ich mir merken und bei passender gelegenheit zum besten geben ;o)

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Das Marx-Zitat würde ich korrigieren. So ists richtig: "Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volkes."

Die Sache mit dem Opium für das Volk ist wohl von Lenin.

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Ooooops....ööööhm....da müsst ich die komplette Kategorie verändern.

Aber vielen Dank für den Hinweis. War mir so nicht bekannt (nur die vielen anderen Lenin-Zitate). Gracias...

:-)

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mir als lutherischer war das das auch immer gewaltig unheimlich. als pseudolegal evangelischer immigrant im katholischen gottesdienst ist man sofort entlarvt, wenn man den arsch da nicht rechtzeitig hochkriegt, oder noch schlimmer, nach dem nicht verstandenen gebetsende wie ein getadelter schüler stehenbleibt. da fällt die missgunst eines ganzen volkes auf einen. da kann man in der moschee weniger falsch machen, außer man stellt sich in schuhen und ohne kopfbedeckung als frau in die reihen der männer.

ich habe den beerdigungsgottesdienst in einem oberpfälzischem dorf in sehr böser erinnerung...

genau wie katholischer gottesdienst aber verfahren auch nonreligiöse veranstaltungen wie fußballspiele oder konzerte. kultisch eben. wehe man pfeift oder klatscht an der falschen stelle oder vergisst beim jubeln, dass die favorisierte mannschaft heute ja gar keine blauen trikots trägt...

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ich hab da noch die bilder vom sterben des polnischen papstes johannes paul II vor augen, bei solchen ritualisierten massenevents oder wenn der papst seine bayrische heimat besucht hat man nicht den eindruck dass die kath. kirche auf dem absteigenden ast ist...

ich sehe auch immer mehr paralleles verhalten, bei den religiösen und sport-ultra fan fundamentalisten, was mich irritiert da ich selbst gerne das fantrikot anziehe...

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<zynismus> Nun ja, bei Goebbels' Sportpalastrede 1943 hatte man auch nicht den Eindruck, dass Deutschland auf dem absteigenden Ast ist... </zynismus>

Jetzt bin ich mal gespannt, ob der comment stehen bleibt...

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@morphine:
Ich schicke voraus, dass ich dem Katholizismus inhaltlich ziemlich fern stehe, und wenn es eine Frage des Intellekts wäre, stünde mir der Lutherisch-Reformierte Glaube wohl näher.

Aaaaaber:

Die Protestanten mit ihren müden Laberveranstaltungen können nicht im entferntesten anstinken gegen das Original, die katholische Messe, welche die Sinne und auch den Körper anspricht, ganz gleich, ob man die lateinische Liturgie versteht oder nicht. Aufstehen, hinknien unter Orgelgebraus und Litaneienklang und dabei die La-ola-et-labora-Welle machen, das rult doch viel mehr als dem ellenlangen exegetischen Kopfgewichse des Herrn Pastor zu lauschen und gegen den Sekundenschlaf zu kämpfen.

;-)

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@ora: Natürlich bleibt der Kommentar stehen. Er gefällt außerordentlich gut. Hat was deftiges...


@mark: Nicht zu vergessen diese katholische Mentalität aus "heit-sauf-ma-ons-zua-d´Sündn-wern-wieda-vergeben".....ist mir etwas näher und sympathischer als dieses pietistische Dauerarbeiten bis einem irgendwann mal der Hintern zuschnappt....
Diese Karnevaliererei und das Faschingsgefeiere stammt irgendwie nicht umsonst aus katholischen Gegenden.

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Immer dieses Rumgehacke auf der katholischen Lithurgie. Sehen sie's doch mal sportlich: Ein evangelischer Gottesdienst ist ungefähr so wie Mau-Mau, der katholische eben eher wie Bridge.

Übrigens typisch evangelisch: Diese pausenlose Angst, irgendwas falsch machen zu können.

Ich sag' nur: Drei Ave, und Schwamm drüber...

Und freudlos, also "freudlos" finde ich gewisse evangelische Betonkathedralen, wo der einzige Schmuck in einem Mosaik besteht, das ein angestochenes Schaf zeigt, aus dem ein großer Blutschwall spritz. Finden Sie das schön? Omas mit schlechten Nerven und Kinder kann man ja an solch einen grausigen Ort gar nicht mitbringen - während in einer Barockkirche von den Leiden Christi auf dem Kreuzweg mal wenigstens durch pompöse Goldgewänder von herumstehenden Heiligen abgelenkt wird. Da wird's nicht langweilig, und wenn der Pfarrer mal kein Ende findet, gibt's wenigstens in puncto Handwerkskunst in den meisten katholischen Kirchen was zu glotzen - das Auge betet schließlich quasi mit...

Na, und dann die Nummer mit dem Rauch in allen Farben: Da fiebert man doch mit - das ist originell, da gibt's für's Geld noch 'ne anständige Show.

;-)

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