Donnerstag, 3. Januar 2013
Der Thierse kann ja echt froh sein....
...darüber nämlich, dass er im richtigen Berliner Bezirk wohnt. So wohlstandsverwöhnt, dass er sich einiges leisten kann. Würde er nämlich in Kreuzberg oder Neukölln wohnen, hätte er wahrscheinlich wesentlich größere Probleme gekriegt, weil sich sein Text sonst so oder ähnlich angehört hätte:

"Ich habe ja nichts gegen Türken, aber da sind jetzt so viel zugezogen, dass das für den Wandel des Viertels steht. Ich habe auch nichts gegen Türkisch, das soll dort gesprochen werden wo sie sonst leben, aber wenn ich sehe, dass da beim Bäcker Fladenbrot statt Schrippen verkauft werden, dann könnten sich selbst Türken daran gewöhnen, dass wir hier Schrippen essen. Ich wünsche mir, dass sich die Türken daran gewöhnen, dass sie jetzt in Berlin leben und nicht mehr in ihrem anatolischen Dorf mit Basar. Man erkennt den Türken halt sofort wenn er den Mund aufmacht"

Das ist schon ziemlich Sarrazin. Und spätestens an dieser Stelle dürfte der Thierse froh sein, dass es hierzulande keine jüdisch dominierten Stadtviertel mehr gibt, sonst landet er noch auf der TopTen-Liste der Antisemiten. So schwierig ist das auch wieder nicht.

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Nee, das eine ist fremdenfeindlich, die beiden anderen Beispiele wären von der gedanklichen Zielrichtung her rassistisch.

Andererseits, ich verwende hier in meinem Exil mittlerweile auch Vokabeln aus dem lokalen Jargon, also, da muss man erst einmal drauf kommen... Und bei Freunden in der Schweiz spreche ich ganz selbstverständlich vom Velo und nicht vom Fahrrad. Usw.

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Der ostgotische Zottelbart reproduziert Regionalrassismen, ganz in der Tradition von "ich habe nichts gegen Fremde, einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da, die sind nicht von hier!"

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Wie schön, dass ich in einer Gegend wohne, in der man beim Bäcker sowohl Schrippe, Brötchen oder Weck sagen kann - man bekommt dann einfach nur unterschiedliche Backwaren: länglich, rund oder eben Wasserweck.

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Im Schwäbischen heißt das ja eh "Weckle".

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meine bekannten in die jugend warn ja fast alles türken
und keine "deutschen"

da kommste abba aufn ne verdammt grosse menge an sogenannten "rassismus" auf türkische seite wo am sein is

so inflatorisch wie das wort heute gebraucht wird is das schon fast religiös

mich is das mittlerweile scheissegal
wenn zum zitterwolf eina sacht: rassist fremdenfeindlich antisemitisch odda was weis ich noch
ach frauenfeindlich fehlt noch

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Eigentlich geht es ja um Elektrifi Gentrifizierung...

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Vielleicht wollte Thierse sich auch nur einen Spaß erlauben und diese ganze Migrationsdebatte in eine andere Richtung lenken. Immerhin zeigt er, dass auch andere "Fremde" sich in "Parallelgesellschaften" gruppieren, dass das ein generelles Problem (wobei ich es ja eh nicht als Problem sehe) von Migration ist und damit ist es ja schon wieder weniger rassistisch.

Er hat natürlich noch vergessen zu erwähnen, dass die Schwaben sich weigern die vielfach angebotenen Hochdeutschkurse zu besuchen. ;)

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In Berlin gibt es Hochdeutschkurse?

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Keine Ahnung, das ist nur gemutmaßt. Ganz ausschließen kann man es wahrscheinlich nicht. ;)

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So sindse, die Ossis ;-)

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Ja, schlimm, und alle sächseln sie, von der Ostsee bis ins Erzgebirge...

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Ich liebe doch alle Menschen.

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Ach Hochdeutsch, da sagen sie was.
Ich lebe ja zweisprachig. MIt den hochdeutschen Kollegen rede ich Hochdeutsch, mit den schwäbischen Schwäbisch.
Was zu allseitigen Irritationen führt.
Die meisten reden von zuhause aus auch irgendein Platt, schämen sich aber dafür.
Und so fragen sie mich ab und an, warum die Schwaben kein Hochdeutsch können. Schlichtweg, sage ich, weil sie es nicht brauchen.

Ostgotischer Zottelbart ist richtig niedlich. Hab mal nachgeschaut, wo er denn geboren wurde. Breslau, also heute Polen. Das Ganze ist also doch eine gegenseitige Flüchtlingsbeschimpfe. Wie bei uns auf dem Schulhof, wo die Pügeleien zwischen russlanddeutschen und türkischen Jugendlichen stattfinden. Thema: wer gehört eigentlich hierher?
Und wenn Menschen wirklich nur dort sein dürften, wo sie geboren wurden, hätten wir die ostafrikanische Savanne nie verlassen dürfen.

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Wo und wann wurde Thierses Text denn gesprochen/veröffentlicht?
Es ist irgendwie an mir vorbei gegangen.
Und eigentlich prüfe ich gerne die Quellen...

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So, inzwischen habe ich den "schrecklichen" Text zu lesen bekommen...
Nachdem es in unserem kleinen hessischen Ort jetzt auch ein "Bayrisches Wirtshaus" gibt (in dem ich außer dem Erdinger Bier und den Dirndln und Lederhosen der Bedienung nichts bayrisches entdecken konnte), lässt mich dieses ethnische Displacement nur noch die Schultern zucken. Das arbeitsplatzbedingte Kuddelmuddel treibt halt solche Blüten. Wenn es nur noch wenige echte Einheimische gibt, vermischen sich eben die Sprach- und Getränkekulturen.
Diesen Einheitsbrei kann man -wie Thierse- bedauern. Ich tu es auch, aber als ehemalige Bremerin in Hessen kann ich zur hiesigen Sprachkultur auch nur beschränkt was beisteuern. Das Kneipche*, das Schawellche* und der Bembel* sind mir aber schon ein Begriff.
Doch es geht den idiomatischen Begriffen nicht besser als den Schmetterlingen : Wenn sie erst mal ausgestorben sind, vermisst sie niemand mehr, weil man sie ja nicht mehr kennt...

*kleines Küchenmesser, Fußbank und Apfelweinkrug

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