Samstag, 6. Juni 2009
Raus. Aus. Nimmer.
Ich habe mich wirklich einigermaßen lange gefragt, weshalb man mich nicht für die Politik hierzulande begeistern kann und das trotz der Tatsache, dass ich mich selbst durchaus einen politischen Menschen nennen würde.
Ich glaube, jetzt kam die Erkenntnis quasi wie Donnerhall über mich: Weil ich von Leuten regiert werde, die in vielen meiner Lebensbereiche und für meine persönliche Lebenswirklichkeit inkompetent und meinen Fähigkeiten nicht gewachsen sind.
Neeeeiiiinneinnein, ich halte mich überhaupt nicht für ein Genie und bin auch keines, schließlich brauchte die Erkenntnis nun einigermaßen sehr lange (genauer: 15 Jahre), viel eher bin ich mäßig begabt und in vielen Bereichen eher untertalentiert und das wiederum wirft dann schon wieder ein Licht auf die Regierenden.

Norbert Blüm hat sich gegen eine ähnliche These mal mit dem Argument gewehrt, er sei allein schon deshalb gewählt, weil die anderen es ja offensichtlich auch nicht besser könnten. Eine ziemlich seltsame Ansicht. Das ist, als würden Sie mit Magenschmerzen zum Arzt gehen, der Ihnen dann ein Bein amputiert und Ihnen hinterher erklärt, dass Sie es schließlich auch nicht besser könnten und Sie selbst Schuld seien, wenn Sie ihn aufsuchten.

Um es kurz zu machen: Da sind Leute an Schaltstellen, die noch nicht mal verstanden haben, wie so eine Schaltstelle funktioniert. Leute, die irgendwann vor 30 Jahren mal Jura oder Volkswirtschaften studiert haben und wegen mir in diesen Bereichen auch einigermaßen kompetent sein mögen, in anderen Bereichen sich aber als Fachidioten oder bestenfalls Menschen mit ungesundem Halbwissen präsentieren.

Oder konkret: Mutterkreuz-Uschi beispielsweise und ihr Feldzug gegen Kinderpornos, der meiner Ansicht nach gegen so ziemlich alles verstößt: Recht, Sinn, Wirkung, Logik. Das ist in etwa so als stelle man fest, dass von Telefonaten Erpresseranrufe geführt werden und man dann daraus die Konsequenz zieht, alle -wirklich alle- Telefonate zu überwachen oder vielleicht doch besser gleich alle zu verbieten.

Oder: Innenministerkonferenz. Die sind beinahe noch besser. Weil sie -es ist ja Wahlkampf- mal wieder auf die Idee kommen, "Killerspiele" zu verbieten (große Einigkeit) und nebenbei Teenager als Alkoholtestkäufer loszuschicken (weniger große Einigkeit). Etwas das die innere Sicherheit wirklich verbessert wurde bei dieser Konferenz übrigens nicht verabschiedet. Von den Killerspielen mal abgesehen. Ich warte nun noch drauf, dass Lafontaine Monopoly verbieten möchte in der Hoffnung, dass damit der Kapitalismus seinen letzten Atem aushaucht. Vielleicht kommt auch noch irgendeiner der Familienpolitiker auf die Idee, dass Luftballons abgeschafft werden sollten, weil die -mit Wasser befüllt und zielgerecht abgeworfen- durchaus auch Gewalt auslösen können, fragt mal meinen Mitschüler Lampi und die damals betroffene Dame mit dem nassen Dekolleté.

Ich glaube, dass Ursula und die 17 Innenminister in Sachen Computer und Internet und all dem völlige Nieten sind und bisher nichts, absolut nichts, nullkommanullnadanothingniente verstanden haben. Man hat ihnen vielleicht erzählt, dass es sowas wie soziale Netzwerke gibt und Blogs, MySpace, Facebook und von Twitter, Tauschbörsen, Skype oder Messengern und von all dem. Was das aber tatsächlich ist, das haben sie nicht erfahren und wollen es vermutlich auch gar nicht. Es ist ein Medium, das sie nicht verstanden haben und das sie nie verstehen werden, weil sie es gar nicht mehr wollen. Sie haben nicht verstanden, dass für mich das Internet so selbstverständlich ist, wie für sie Briefe schreiben. Können und wollen sie aber auch nicht. Und daher stochern sie in blindem Aktionismus vor sich hin, damit man ihnen hinterher nicht vorwerfen kann, nichts unternommen zu haben.

Ich merke grade, dass meine persönliche Toleranz dahingehend, von Leuten regiert zu werden, die dümmer sind als ich, mit zunehmendem Alter deutlich abnimmt.

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Ich glaube, dass Ursula und die 17 Innenminister in Sachen Computer und Internet und all dem völlige Nieten sind und bisher nichts, absolut nichts, nullkommanullnadanothingniente verstanden haben.

Hm, den Eindruck kann man in der Tat gewinnen. Aber was wäre, wenn sie es doch einigermaßen verständen hätten - und trotzdem (oder vielleicht gerade drum) kaputtmachen wollen? Ich bin mir da im Moment nicht so sicher, wie ich das einschätzen soll.

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Ich glaub ja auch nich, dass diese Leute Nieten sind. Ganz und gar nicht. Ich glaub auch nicht, dass das völlige Dummköpfe sind. Ich glaub aber, dass man sich heutzutage nicht mehr mit allem auskennen kann und man sich irgendwann mal spezialisiert und würde nun sagen: Die Jungs und Mädels wissen sehr viel über das Gesundheitswesen, die Rente, den Haushalt und sonstiges, da kümmert man sich ums Internet eher sekundär, vor allem dann, wenn man damit (und Computern) nicht aufgewachsen ist.
Ich glaube nicht zwangsläufig an "Bösartigkeit" der Protagonisten, ich glaube an Unwissen und an den Willen, ein paar verdammt billige Schlagzeilen zu erzeugen (und hey, das ist verdammt einfach, wenn es gegen Kinderpornos oder gegen Killerspiele geht).

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Ich schliesse mich dir an, erfahre ich doch ähnliches.

Dennoch ist die Positions Marks zu bedenken, die durch diesen link : http://radar.oreilly.com/2009/05/the-digital-panopticon.html

etwas an Dramatik erfährt. Sehr interessant und seinerzeit von einem unbekannten Kommentatoren bei mir hinterlassen.

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Danke. Sehr interessant. Wirklich. Übrigens ist auch Stammheim hier ums Eck so gebaut, wie im Artikel beschrieben...

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Ich glaube ja eher, daß die Menschen im Parlament alles Profilneurotiker sind und einfach nur darauf warten, daß man sie irgendwann mal von ihrer mentalen Kette loslässt, die deren Horizont über Jahre des politischen nach oben Schlafens zugeschnürt hat. Jedenfalls sind die dann irgendwann frei und stürzen sich dann einfach auf das nächstbeste Thema, um mit blinden Aktionismus zu zeigen, daß sie mit Recht dort sitzen wo sie sitzen. Bei Kindern und Bekloppten sagt man ja gerne, laß sie, die können ja nix dafür... Wobei das allerdings bei den meisten Themen einfach zu ernst ist. Also muß man dann doch wieder aufbegehren und zur Not dann auch mal mit Volkes Pöbel beikommen.

Und letztlich gibt es dann ja noch solche, wie die Piratenpartei. Wählt man einfach die aus Protest.

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Bekloppt oder kindisch mag man so manche Reaktionen durchaus bezeichnen, dennoch sind -wie Sie sehr richtig sagen- die Themen viel zu ernst um das damit zu entschuldigen.
Ich glaube ja immer noch, dass das hochgezüchtete Klone sind, gezüchtet und gemästet tief unter der Erde, die beim leisesten Anreiz sofort zucken und dann umgehend "Verbot" rufen...

Ernsthaft: Protest ist sehr in Ordnung. Kenn ich, mach(te) ich auch. Aber mal ehrlich: Wenn man "staatstragenden" Menschen wie mir (ich habe bisher kein Verbrechen begangen außer zu schnell Auto zu fahren und Sachen zu mir zu nehmen, die der Staat als bedenklich einstuft und ich zahle seit zig Jahren regelmäßig Unsummen an Steuern sowieso sonstige Abgaben und beschwere mich nicht) keine Alternative außer "Protest" anbieten kann....dann läuft irgendwas nicht ganz normal...

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Ich unterschreib das mal so.
Allerdings stellt sich die Frage nach der Konsequenz, die man daraus ziehen sollte...

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....ich werde mich hüten, irgendwelche Konsequenzen vorzugeben, ich weiß es ja schließlich auch nicht besser. Die Konsequenz muss jeder selber ziehen....
Aber herzlichen Dank für die Unterschrift...:-)

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