Donnerstag, 31. Mai 2012
Me and my Finanzamt, day one
An und für sich sind Schwaben sehr geduldige Menschen. Sie sind langmütig und geduldig. Aber wenn man sie herausfordert, dann gibt es kein Morgen und was das bedeutet, durfte die CDU letztes Jahr hier bereits erleben. Zorn ist Zorn und gegen den waren schon ganz andere hilflos als so ein pobliges Finanzamt.

Vielleicht sollte ich vorab mal das ansonsten übliche Prozedere schildern, wie das sonst so mit mir und meinem Finanzamt läuft: Eigentlich müsste ich zum 31.05. jeden Jahres eine Einkommensteuererklärung abgeben, aber das mache ich nie, weil ich in diesen Dingen ziemlich faul bin. Stattdessen warte ich, bis sie mit Säumniszuschlägen drohen und dann kriegen die ihre Erklärung und ich ein paar Wochen später den Bescheid und in aller Regel einen ordentlichen Batzen Geld aufs Konto.

So lief das die vergangenen Jahre und es schien wie eine stillschweigende Übereinkunft, das auch weiterhin so handzuhaben. Bis zum letzten Jahr. Auch da wieder das übliche "WirknallenIhnenjetztSäumniszuschlägerein"-Schreiben und ich habe mich dann brav hingesetzt und das Ding ganz genau am 15. November 2011 abgegeben. Ich weiß das deshalb so genau, weil an diesem Abend Deutschland die Holländer mit 3:0 geschlagen hat. So weit lief alles wie gehabt. Neu jetzt ist:

Seither lief überhaupt nichts mehr. Kein Bescheid, kein Geld. Sie taten nix mehr. Seit nun sechseinhalb Monaten. Das sind 6,5 Monate. 29 Wochen. 199 Tage.

Als ich vor einem Vierteljahr mal nachgefragt habe, sagten sie, es dauere noch 6 Wochen. Mal ehrlich: Was macht man da?

Vattern, der sich ein bißchen mit dem Thema auskennt, sagt, ich könnte schon lange Klage wegen Untätigkeit stellen. Aber ich bin nicht so der Prozesshansel. Ich will erstmal meine Methode ausprobieren, die schon damals bei der Telekom nicht ganz unerfolgreich war: Penetranz.

Und das sieht nun so aus: Ab heute werde ich dort täglich anrufen und mich nach dem aktuellen Stand erkundigen, so lange, bis der Bescheid kommt. Schauen wir mal, wen es zuerst nervt. Ich zumindest hab grade Zeit und viel Muse.

Telefonat 1:

Er: Finanzamt XY

Ich: Guten Tag, gorillaschnitzel hier. Meine Steuererklärung liegt schon recht lange bei Ihnen rum.

Er: Haben Sie eine Steuernummer?

Ich: Ganz sicher hab ich die, aber ich weiß sie nicht.

Austausch persönlicher Daten

Er: Um welches Jahr geht es denn?

Ich: 2010

Er: Was? 2010?

Ich: Ja, 2010.

Er sucht

Er: Eingang 15.November. Oh.

Ich: Richtig.

Er: Ich zieh's raus und mach das sofort.

Das klang für mich so, als liege da ein riesiger Stapel unbearbeiteter Steuererklärungen von annodazumal rum und deshalb musste ich einfach mal nachfragen:

Ich: Wie? Sie haben da noch mehr Altlasten rumliegen?

Er: Ich zieh es raus und mach das sofort. Zwei bis drei Wochen, dann haben Sie den Bescheid.

Ich: Alles klar. Tschüß.

Er: Tschüß.

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Nette Vorschläge so nebenbei
Man kann wirklich nicht sagen, dass die iranische Politik in irgendwelcher Weise verrückt ist. Genaugenommen ist sie aus Sicht des iranischen Regimes betrachtet ziemlich rational und logisch.

Jetzt bieten sie an, die Urananreicherung auf über 20% sein lassen zu wollen, solange sie dafür die Atomkraft zivil nutzen dürfen. Das ist ziemlich lustig, weil sie da auf etwas verzichten wollen, das sie eigenen Aussagen zufolge nie betrieben haben wollen und auch in Zukunft niemals nie umzusetzen gedenken. Sanktionen tun aber weh. Und deshalb ist das ein bißchen so, als würden Sie oder ich morgen arbeitslos, gingen danach aufs Arbeitsamt und unser Angebot besteht darin, auf Banküberfälle zu verzichten, solange das Arbeitslosengeld rollt.

Sonderlich verrückter ist das auch nicht als der Vorschlag, den italienischen Fußball angesichts des Wettskandals mal kurz für drei Jahre auszusetzen. Kein Witz. Korruption ist doof. Und so. Sagt Mario Monti und der Mensch ist -und das müssen Sie sich auch erstmal zweimal vergegenwärtigen- italienischer Politiker! Italien! Politiker!

   ... Poly-Tikk
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