Donnerstag, 17. November 2011
Praktisch erklärt. Heute: Wir basteln eine Nazi-Zelle
Liebe Kinder: Bitte nicht nachmachen. Das ist was für Erwaxxene.

Wenn Sie einmal so eine richtige Nazi-Zelle bei sich ums Eck haben wollen, dann ist die recht schnell gebastelt. Das wichtigste überhaupt ist, dass Sie jemanden kennen, der in so richtig dubiosen rechten Kreisen verkehrt. Ideal ist so ein dumpfer Kneipenschläger mit Glatze, Springerstiefel und dem Hirnvolumen eines Meerschweinchens. Wenn er dazu noch ordentlich säuft, wenigstens 120 Kilo wiegt und dreimal Doitschlond fehlerfrei sagen kann, dann haben Sie den richtigen erwischt.

Nun sollten Sie einen Verfassungsschutz gründen, wenn Sie das nicht bereits getan haben. Das ist leichter als Sie nun eventuell glauben, weil Sie erstens ja sehr geheimnisvoll tun können müssen und zweitens sowieso nicht viel mit anderen Behörden oder gar Politikern zu tun haben brauchen. Es reicht, wenn Sie ein Mal im Jahr einen Bericht abgeben, wobei es inhaltlich relativ egal ist, was da drinsteht, solange Sie ordentlich dicke auftragen. Alles was Sie brauchen ist eine halbwegs repräsentative Immobilie und ein Schild mit der Aufschrift "Verfassungsschutz". Ganz zur Not tut es aber auch irgendeine Bauruine mit Briefkasten, schließlich braucht keiner so genau zu wissen, was Sie da machen. Das Credo lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Geheim!

Wenn Sie nun nicht alles selbst machen wollen, dann müssen Sie nun Mitarbeiter rekrutieren. Die finden Sie sicherlich in Ihrer örtlichen Agentur für Arbeit oder einer dieser Zeitarbeitsfirmen. Ein besonderes Anforderungsprofil für die Stelle gibt es nicht, Sie können ruhig auch Rechtsextremisten aufnehmen, weil Verfassungsschutz -und das merken Sie sich bitte- mehr mit Schutz und weniger mit Verfassung zu tun hat. Nur vor Islamisten sollten Sie sich hüten, die sind nämlich richtig gefährlich und sprengen Sie eventuell in die Luft.

Nun benötigen Sie noch etwas Kleingeld. Fürs erste reicht ein Kredit Ihrer Hausbank über 100.000 Euro locker aus. Das brauchen Sie unbedingt, weil Sie ja bisher noch nichts zu überwachen haben. Die Kohle zahlen Sie in ordentlichen Tranchen an Ihren Skinglatzkopf aus, damit der eine Neonaziorganisation aufbauen kann. Er wird nun ein paar Kumpels zusammentrommeln und mit denen saufend durch Fußgängerzonen marschieren und Plakate hochhalten. Ab und zu wird Ihre neugeförderte hübsche Organisation auch ein paar Ausländer verprügeln oder Asylbewerberheime anstecken.

Hier nun beginnt Ihre wichtigste Phase! Verpassen Sie ja nichts! Seien Sie immer mit Kamera und Notizblock vor Ort. Fotografierense und machense Notizen was das Zeug hält. Eingreifen müssen Sie nicht, dafür sind Sie ja nicht zuständig. Sie sollen nur dokumentieren und ihr Mantra runterbeten: Überwachen, überwachen und nochmals überwachen. Ihren V-Mann lassen Sie alles berichten: Was er und seine Freunde gegessen haben, welche Filme sie schauen und wenn es sein muss, brauchen Sie auch Informationen über die Beschaffenheit des Stuhlgangs. Sie sollten ausführlich Akten führen und massig Daten zusammentragen.

Wichtig! Da es sich bei Neonaziorganisationen um extrem explosive Gemische handelt, dürfen Sie nie, wirklich nie, eines der Mitglieder außer Acht lassen.
Nachfolgend nun noch die Montageanleitung für diejenigen, denen das visualisiert besser taugt:



Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Ihrem Verfassungsschutz-Nazi-Baukasten.

....und näxxte Woche erklären wir Ärzten, wie sie die Anzahl ihrer Patienten unter Einsatz eines V-Manns schlagartig vervielfachen können.

   ... Poly-Tikk
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