Montag, 13. Dezember 2010
Halbdackel des Monats
Es gibt wieder einen Halbdackel. Dieses Mal ist es Stefan Keilbach. Kennen Sie nicht? No wonder. Der Mann ist Bürgerreferrent der Stuttgarter Polizei und damit für die Kommunikation zwischen Öffentlichkeit und Polizei verantwortlich.

Seinen ersten großen Auftritt hatte er am 30. September 2010, dem Tag der Eskalation in Stuttgart. Damals durfte er in die Tagesschaukamera folgenden Satz sagen:

"Dann wird auch noch behauptet, wir seien gegen extrem junge und extrem alte Menschen vorgegangen. Ja, das ist die Stuttgarter Polizei. Die Leute hatten Gelegenheit, rechtzeitig wegzugehen."

Das an sich ist schon ein saudummer Satz, aber mit viel gutem Willen mag man ihm den angesichts der damaligen Emotionen nachsehen. Sogar ich kann das nachsehen, als jemand, der an diesem Tag Zeuge werden durfte musste und der klar sagen kann: Nein, es war nie und nirgends ersichtlich, wann und wo es gefährlich wird.

Mit reichlich Abstand geht es aber auch noch "besser". Dieses Mal entblödet sich der Kerl nicht, drei Monate später zur Erblindung eines Stuttgarter Ingenieurs an diesem Tag Stellung zu nehmen. Das häßlichste Bild des Tages, die allerschlimmste Folge des Tages. Das Foto, das die Republik erschüttert hat. Finde ich zumindest.

Als Polizist könnte man nun vieles sagen. Das beste wäre vermutlich "wir bedauern die Eskalation an diesem Tag und die Folgen für Herrn Wagner". Das hätte ich noch einigermaßen verstanden. Das hätte zwar auch nicht so recht gepasst, aber wäre wahrscheinlich nahe dem gekommen, was menschlich noch so einigermaßen nachvollziehbar gewesen wäre. Hätte er das gesagt, ich hätte kein Wort, nicht ein einziges drüber verloren.

Stattdessen sagte er folgende Sätze:

"Man hätte den Einsatz nicht abbrechen können".

Dem möchte ich entgegnen: Doch, hätte man. Man hätte nicht nur können, du Dackel, man hätte sogar müssen.
Bezüglich Herrn Wagner kommt dann das:

"Herr Wagner hätte Gelegenheit gehabt, es nicht passieren zu lassen."

Wumm! Achso! Herr Wagner hätte es nicht passieren lassen müssen......Herr Wagner hätte also die Möglichkeit gehabt, den Wasserstrahl um sich rumzudirigieren? Sich wegzuducken? Seine Augen in Sicherheit zu bringen? Eine Schutzmaske aufzuziehen, ehe er die Schlacht betritt?
Zu einer solchen Aussage gehört viel Chuzpe, aber es kommt noch besser:
Ob Herr Wagner selbst schuld an seiner Erblindung ist?

"Ja".

Ich bin ja nicht der allergescheiteste auf diesem Planeten und ein großer Vereinfacher sowieso, aber in letzter Konsequenz sagt Keilbach in etwa damit, dass sich der Herr Wagner die Augen quasi selbst ausgeschossen hat.

Und wissen Sie, was er zum Einsatz an dem Tag insgesamt sagt? Bitte:

"Der Polizeieinsatz war eine geordnete Sache an diesem Tag".

Prost Mahlzeit! Wenn der Erfüllungsgehilfe von Mappus Pressesprecher einen Einsatz mit 400 Verletzten, darunter 3 Schwerverletzte mit bleibenden Augenschäden und einen Totalerblindeten als "geordneten Einsatz" beschreibt, dann will man nicht wissen, wie ein ungeordneter Einsatz erst aussieht.


nur ganz nebenbei: "geordnete Einsätze" laufen bei der Polizei im Allgemeinen so ab: Sie werden wegbeordert, in Busse verfrachtet, wissen nicht, wohin sie kommen und weshalb und dann stehen sie da, irgendwo im nirgendwo und müssen mal schnell funktionieren. So zumindest hat es ein Leiter der Rheinland-Pfälzischen Polizei vor dem Untersuchungsausschuss des Baden-Württembergischen Landtags geschildert, der nicht der allerblassesten Schimmer hatte, wohin er und seine Leute gerieten.

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