Dienstag, 7. Oktober 2008
Untereinanderbleiben
Es ist noch nicht allzu lange her, da standen sich im heute achso fortschrittlichen Hightech-Ländle einige Fronten unversöhnlich gegenüber. Ich habe noch Menschen kennenlernen dürfen, die voller Stolz davon erzählten, wie sie Badenser zusammengeschlagen haben, deren einziges Vergehen darin bestand, sich verlaufen zu haben und dabei urschwäbisches Territorium betreten zu haben und bis heute ist die Doppelstadt Villingen-Schwenningen (Villingen badisch, Schwenningen württembergisch) ein künstliches und ungeliebtes Gebilde.
Eine andere Front bildete die Religion: Die habsburgisch geprägten Teile stockkatholisch, die herzoglich-württembergischen pietistisch-protestantisch. Im Zuge der napoleonischen Neuordnungen kamen dann die katholischen Gebiete dann zum neu geschaffenen Königreich. Pro forma. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein noch wäre es keinem Protestanten eingefallen eine Katholikin aus dem Nachbardorf zu ehelichen.
Diese Praxis hatte in einer Gegend katastrophale Auswirkungen.


Die lutherischen Berge


Die lutherischen Berge...das hört sich zuerst einmal nach einem größeren Gebiet an, was jedoch nicht der Fall ist. Genau genommen sind das auch heute noch Kleinkäffer, in denen heute ca. 1000 Menschen leben.
Wie es halt diverse Einigungen und Uneinigungen wollten, kamen die Weiler Ende des 16. Jahrhunderts mit ihren damals etwa 350 Einwohnern zu den Württembergern und wurden damit protestantisch und das inmitten einer weit und breit katholischen Umgebung. Das war -nicht beabsichtigt- die erste Katastrophe. Die zweite Katastrophe war der 30jährige Krieg, nach dessen Ende dann noch etwa 100 Einwohner über blieben. Und die wiederum fanden in naher Umgebung keine adäquaten Partner, weil ja alles drum rum katholisch und damit spinnefeind.
Da blieben nur: Hochzeiten innerhalb der Dörfer. Wenn man das dann aber 300 Jahre lang praktiziert....(das aber wiederum hat ja nicht zuletzt auch der Adel praktiziert: Don Carlos, spanischer Infant, kam auf grade mal 6 statt eigentlich 16 Ururgroßeltern)....in jedem Fall sollten Sie, so Sie mal einen Ausflug dahin machen, dies nicht unbedingt am Stammtisch der Dorfschenke erwähnen.

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He he, bei uns im Dorf hat jeder Dritte den gleichen Nachnahmen. Muss bei denen wohl genauso gewesen sein. :-)

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....das ist in kleinen Dörfern häufiger der Fall, lässt aber keine zwingenden Rückschlüsse hinsichtlich der beschriebenen Thematik zu: Meist erbte der Erstgeborene irgendeinen Hof/ ein Gebäude und das heißt nicht unbedingt, dass man sich nur innerorts fortpflanzte....

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Da machen Sie aber ein Fass auf.
Mit den Spätausläufern dieser alten landsmannschaftlichen Verwerfungen im Südweststaat haben mich erst meinen schwäbischen Beinahe-Schwiegereltern Ende der 80er in Berührung gebracht. Die faselten - offenkundig in provokativer Absicht - irgendwas von "Gelbfiaßler" und so Zeugs, was ich nur schwer einordnen konnte. Ging mir eh am Allerwertesten vorbei, da ich mich stets als Kurpfälzer und nicht als Badener empfunden habe. Wenns mir zuviel wurde hab ich dann aber schon mal zurückgefrotzelt, "Schwobe schaffe, Badener denke." Es bliebt aber immer auf dem Fun-Level und tat dem guten Verhältnis keinen Abbruch.

Ich glaube, der Riss zwischen Köln und Düsseldorf ist viel tiefer als die Verwerfung im südwestlichen Bindestrich-Bundesland.

Wo genau sind denn diese lutherischen Käffer?

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Heute hat das durchaus humoristischen Charakter (wenn ich da an so einige Kommentarschlachten mit Frau petersilie denke...). Das war aber nicht immer so. In früheren Jahren....also da...
Wobei von Schwabenseit aus eher die Südbadner gemeint sind und weniger die BeinahefrankenKurpfälzer.

Vielleicht sollte ich mal bei Gelegenheit erzählen, weshalb man hierzulande "Gelbfiaßler" sagt...


Die lutherischen Dörfer liegen im schwäbischen Nirgendwo: Zwischen Ulm und Ehingen. Die lutherischen Käffer gehören heute zu Allmendingen. Es sind die Teilorte Ennahofen, Grötzingen, Niederhofen, Ermelau und Weilersteußlingen

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