Donnerstag, 5. Januar 2012
Øslø
Øslø ist die Håuptstæd vøn Nørwægæn. Das war jetzt Norwegisch und heißt auf gut Deutsch schlicht, dass Oslo die Hauptstadt Norwegens ist, womit Sie nun auch wissen, wo ich die letzten Tage verbracht habe.



Es heißt ja, dass Norwegen ein sehr teures Land sei. Das ist ein Mythos, mit dem endlich mal aufgeräumt gehört. Nein, Norwegen ist nicht teuer. Gar nicht. Eine glatte Lüge. Norwegen ist wirklich nicht teuer. Norwegen ist schweineteuer unerschwinglich ruinös. Oder auch andersrum gesagt: Wenn Sie da hin wollen, dann sollten Sie superreich sein oder über einen extrem fatalistischen Umgang mit Geld verfügen und ich kann Ihnen sagen, dass ich zwar nicht hungern muss, aber dennoch nicht als superreich durchgehe.



Wenn Sie auf die Schnelle mal einen Eindruck kriegen wollen: Nehmen Sie einfach für alle Produkte pauschal den Faktor 2. Wenn es um Genuß- und Suchtmittel geht, gerne auch die Faktoren 3-5. Pizza 15-18€, ein Bier 6-8€ (und das muss kein großes sein), Zigaretten 13€, ein Menü bei McDummdumm ab 12€, Tabak 23€, eine Flasche Tullamore Dew 50€, ein Kaffee 4-5 €.



Solche Preise führen dazu, dass alle, wirklich alle, Reisenden bei der Gepäckausgabe am Flughafen mit Duty-Free-Tüte rumlungern und bis an den Hals mit Schnaps, Whiskey und Gin bewaffnet sind.



Das Preisgefüge könnte einem den Spaß mächtig vergällen, aber ab Tag 2 habe ich die Umrechnerei schlicht ausgeblendet, es war erstens nicht zuträglich und zweitens sowieso Silvester und da braucht's das ohnhin nicht und Sie wissen ja: Mein Hang zum Fatalismus in pekuniären Belangen.



Oslo hat auch bei weitem nichts so spektakuläres wie etwa Stockholm oder Kopenhagen. Wenn Sie eine richtig schöne skandinavische Stadt sehen wollen, dann schauen Sie sich besser erst Stockholm oder Kopenhagen an, ehe Sie sich Oslo anschauen. Das habe ich aber beides schon gesehen. Weshalb man sich Oslo trotzdem anschauen sollte, weiß ich eigentlich auch nicht so recht, vielleicht, weil sie grade das Hafengelände umbauen und dort bereits eine richtig schöne Oper gebaut haben. Oder wegen den wirklich günstigen Museen, die teilweise gar umsonst sind. Oder weil sie dort -Preise hin oder her- richtig schöne Cafes haben. Oder schlicht wegen den Norwegern, die zwar sehr zurückhaltend sind, aber wenn man sie etwas näher kennenlernt, richtig auftauen, wie ich inmitten der Silvestersause erfahren durfte.



Ja, und dann war Neujahr. Was könnte man in Oslo an Neujahr machen, wenn alles zu hat? Auf dumme Ideen kommen beispielsweise. Wie etwa mit der T-Bahn, die anderswo S- oder U-Bahn heißt, gen Holmenkollen fahren wollen, wo die Skisprungschanzen stehen. Die Idee ist nicht per se blöde, aber man sollte die Wetterverhältnisse mit einbeziehen und die waren eher so naja und mit jedem Meter den Berg hoch wurden sie noch mehr naja.



Und dann -ich schwörs auf alle Heiligen an die ich nie nicht glauben würde- hatte ich wirklich nicht vor, irgendwelche Katastrophen aufzubereiten, zumal das gar keine Katastrophe war, Katastrophen kommen über uns und sind -finde ich- naturbedingt, damit schlecht bis nicht zu verhindern und das alles kam nicht so einfach über uns, schon gar nicht naturbedingt und auch erst recht nicht über die Norweger naturbedingterweise. Das war "man-made".



Aber dann stand ich auf einmal in einer Straße die ich vom Fernsehen her kannte und musste weit um das abgesperrte Viertel rumlaufen.
Und ganz ehrlich unter uns: Es ist doch noch nicht so lange her, als dass 77 rausgerissene -und vor dem Osloer Dom abgelegte- Pflastersteine, versehen mit Fotos und Blumen, für mich nicht irgendwie doch sehr extrem beklemmend wirken können. Irgendwie eine erschreckend passende Metapher.



Ich finde ja, die Norweger gehen mit der gesamten Geschichte irgendwie bewunderswert um. Klar, es vergeht kein Tag, an dem es dazu keine Headline gäbe, aber sie haben ihm jetzt schon die Höchststrafe gegeben und ihn nicht zum politisch motivierten Kriminellen gemacht (wofür er max. 21 Jahre säße) sondern schlicht zum Irren erklärt (wofür er zwischen 3 Jahren und unendlich sitzt). Die Norweger sagen, er habe sich ziemlich darüber echauffiert, für irre erklärt zu werden.

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