Montag, 13. Dezember 2010
Me and my Frankreich
Ich gebs zu: Ich kann mit Franzosen nichts anfangen. Es ist nicht so, dass ich Frankreich nicht mag und ich mag auch Baguette, den französischen Wein sehr besonders und auch die französische Küche. Creme Brulee ist eine Sensation, Gänsestopfleber eher gewöhnungsbedürftig. Dennoch: Eigentlich mag ich auch Frankreich, ein tolles Land. Frankreich könnte ein echt tolles Land sein. Ohne Franzosen. Mal ehrlich: Die Franzosen sind reichlich seltsam. Und ich weiß für mich auch warum.



Wann immer ich in fremden Ländern war, rotteten sich alle zusammen: Die Australier, die Deutschen, die Holländer, die Neuseeländer, die Briten, die Iren, die Amis, selbst die Italiener. Eine Ausnahme: Die Franzosen blieben immer außen vor, die waren stets unter sich, mit denen kommt man nie in Kontakt. Egal ob in Peking, auf Fidschi, oder in der Karibik.
Okay, es mag vielleicht dem sehr miserablen Restrudimentärenglisch geschuldet sein ("wü clöm lö montän"), das Franzosen so allgemein sprechen, aber wirklich nicht nur. Deutsche und Italiener können auch nicht besser Englisch. Obwohl....



Es ist schlicht "le grande Nation" mitsamt der sprachlichen Arroganz und genau das kann ich nicht ab. Nein, man kann nicht erwarten, dass alle automatisch Französisch sprechen und nein, ich persönlich halte Frankreich nicht für den Nabel der Welt und ja, es gibt bessere Lebensentwürfe als den klassisch französischen Lebensentwurf.



Allenfalls über die erotischen Qualitäten der Französinnen ranken sich Legenden. Was stellt man sich da alles vor! Und dann findet man tatsächlich Sophie. Bemühen Sie jetzt mal kurz Ihre Phantasie, zumindest als Mann. Les secrets de Sophie. Sophies Geheimnisse. Na, was stellt man sich da drunter vor? Ganz genau. Einen leergeräumten Laden.



Wahrscheinlich sind wir spätestens jetzt bei Sarrazin, weil es ja um genetische Determination geht. Ich bin sehr wahrscheinlich genetisch zum völligen Franzosenhasser geboren, quasi per Franzosenhassergen, schließlich hat noch mein Urgroßvater völlig überzeugt gegen die Franzosen vor Verdun gekämpft. So weit würde ich ja noch nicht mal gehen. Nicht entfernt. Aber anders ist es ja auch nicht erklärbar, sonst läge ja Sarrazin aber sowas von daneben. Anders erklärbar scheint das also nicht.



Aber gut, selbst ich bin hin und wieder mal versöhnlich und begebe mich deshalb mal mitten in die Kampflinie. Am Col de la Schlucht etwa war früher mal die Grenze zwischen Deutschem Reich und Frankreich, heute strampeln sich da dopingverseuchte Radler hoch und weder denkt da einer an Doping noch an ehemalige Grenzen.



Dafür bin ich echt dankbar. Das mit den Grenzen jetzt. Weil ich persönlich der Meinung bin, dass die deutsch-französische Aussöhnung das beste ist, das Europa passieren konnte. Historisch gesehen. Auch wenn ich die Franzosen nicht so wirklich mag. Frankreich schon.

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