Freitag, 13. Juni 2008
Obamania
An und für sich halte ich mich ja für einen ziemlich politischen Menschen, muss aber zugeben, dass es mir meist reichlich schwerfällt, mich eindeutig hinter irgendeine Partei zu positionieren. Manchmal finde ich diese Position besser, manchmal jene und alles in allem glaube ich, dass es schwer ist, mich politisch zu begeistern. Eigentlich ist das bisher nur dem Gorbi mitsamt Wiedervereinigungsgedöns gelungen und damals war ich noch ein Teenager.

Fast 20 Jahre hat es jetzt gebraucht um mich wieder zu faszinieren und dieses Mal heißt der Mensch Obama. Über den kann man wohl viele Worte verlieren -so wie ich grade- aber gleichgültig bleibt er wohl niemandem. Vor allem: Er bewegt. Nicht nur mich. Eigentlich so ziemlich jeden, der sich mal eine Rede von ihm angeschaut hat und der nicht alles in sich abgetötet hat. Der Mann ist ein Phänomen, ein Prediger, mit der Ausnahme, dass er nicht diese pastoralen Schwülstigkeiten eines Scharping hat, den ich übrigens seitdem mir der Beckkurti bekannt ist, nicht mehr für den Totengräber der Sozialdemokratie halte.

Mag Obama Versprechen abgeben, die er nicht halten kann und mag Obama, so er Präsident werden wird, letzten Endes das tun, das er tun muss -nämlich die Interessen der USA vertreten- und mag er auch einigen Leuten auf den Schlips treten und andere wiederum enttäuschen: Er hat die Vereinigten Staaten schon jetzt verändert und wenn er nur ein Zehntel dessen umsetzt, das er ankündigt, dann wäre dieser Planet schon eine bessere Welt.

Wenn man sich mal die Reden der vergangenen Wochen anschaute, wusste man auch, weshalb der Mann so populär ist: Clinton redete über sich selbst, McCain redete über Obama, Obama redete über Amerika. Und vor allem hat der Mann eine Vision. Man darf an dieser Stelle nun nachfragen, ob "Change" und "Hope" als Schlagworte einer Kampagne ausreichen, nur: Welche Schlagworte hat(te) denn der Rest? Man darf sich auch gerne mal fragen, ob "yes we can" Programm genug sein mag, darf sich dann aber auch gerne einmal an die Programme der Gegenpartei(en) erinnern. Auch die Machbarkeit darf man gerne hinterfragen, nur: Vor knapp 200 Jahren hielten viele die Abschaffung der Sklaverei für undenkbar. Obama ist in der US-Politik einzigartig und nicht mal mit JFK vergleichbar. Das was grade in den USA abläuft verdient -in meiner Betrachtung- durchaus das Siegel "historisch". Ganz egal, wie es ausgeht. Wurschd ob der Mann gewählt wird oder nicht.

Ich persönlich glaube ja, dass es in den USA so eine Art Selbstreinigungskraft gibt und nach 8 Jahren Bush die Demokraten dran sind und von daher freu ich mich auf den 20. Januar 2009.

   ... Poly-Tikk
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