Samstag, 31. Mai 2008
Solingen
Vor beinahe auf den Tag vor 15 Jahren war ich auf einem OpenAir bei U2. Zoo-TV-Tour. Neben U2 noch mit den Toten Hosen und den doch damals ziemlich sehr heroinisierten Stereo MCs. Angefahren kam ich damals direkt aus Venedig vom Miniminikurzurlaub (Freitagabend: "Mir is langweilig" - "Lass uns nach Barcelona fahren" - "Zu weit, Sonntag is U2" - "Venedig?" - "OK").

Hängengeblieben aus der Woche sind bei mir -neben Venedig- zwei Dinge:
Werder Bremen war Deutscher Meister geworden und in Solingen gab es einen Brandanschlag durch Skinheads, der 5 jungen Frauen und Mädchen das Leben kostete.

Campino als Sänger der Vorband hatte (irgendwie verständlicherweise) wenig Lust, einige seiner Lieder zu spielen und Bono widmete das gesamte Konzert der Familie Genc.

Überhaupt war der Anschlag eine Art Zäsur: Der Negativmoment, in dem vermutlich der allerletzte schlußendlich doch kapiert hat, dass es ein rechtsradikales Problem im Lande gibt, das man nicht totschweigen darf. Im Anschluss daran gab es dann auch die häufig belächelten, aber längst nicht so wirkungslosen, Lichterketten.

Es wurden dann 4 Täter ausgemacht und in einem einigermaßen umstrittenen Prozess verurteilt. Umstritten deshalb, weil die Täter Geständnisse nach und Laune widerriefen und sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe schoben. Umstritten auch deshalb, weil einige Angeklagte und deren Eltern der Ansicht waren, sie könnten im Anschluss einfach so nach Hause gehen und nach dem Urteilsspruch das Gericht beleidigten.

Wenn alles normal abgelaufen ist, dürften alle vier mittlerweile wieder auf freiem Fuß sein und sich ihres Lebens freuen oder auch nicht. Jedenfalls wurden die vier neben der Haftstrafe auch zu einer Schmerzensgeldzahlung von 250.000 Mark verurteilt. Zahlbar an den schwer verletzten Sohn, der lebenslang Brandnarben haben wird.
Kaum zu glauben, aber wahr: Während jeder Unfallverursacher, der einen Personenschaden in irgendeiner Form verursacht hat und während jeder, der einem anderen mal eine Ohrfeige verpasst hat, zur Zahlung herangezogen wird, haben die Täter bis zum heutigen Tag keinen einzigen Cent bezahlt, da entweder mittellos oder wie im Fall eines Arztsohnes sich die Behörden weigern, eine klagefähige Anschrift rauszurücken, weil der Mensch eine schützenswerte Person sei. Sein Name: Felix Köhnen, heute 31 Jahre alt und eventuell durchaus in der Lage, Geld zu verdienen.

EDIT: Das Gericht hat wohl für die Opfer entschieden (Hinweis arboretum. Herzlichen Dank)

   ... Welcome to Muumuuland
  ... link [4 Kommentare]   ... comment