Sonntag, 18. Februar 2007
Yankee-Doodle
Hotels können langweilig sein. Müssen aber nicht.

Manche sind sogar ganz nett eingerichtet und haben nicht diesen Einheitsbrei aus Telefonbuch einer fremden Stadt, Bibel, verflecktem Teppich, bei dem man gar nicht erst wissen will, was das für Flecken sind und niederlegenen Betten.

Bei einigen ergeben sich Rituale. Wie bei einem der letzten:

Jeden Abend, wenn sich die Fußgängerzone leert, spielt immer ein Mensch mit seiner Klarinette. Ein sonderlich großes Repertoire hat er nicht. Meist spielt er was in Stil von "the saints are marchin in" und ähnliches Südstaatengejodel. Dixieland bis zum abwinken. Eigentlich mag ich Dixieland überhaupt nicht, aber es ist sehr beruhigend, wenn man weiß, dass der jeden Abend dort unten steht. Er spielt mich quasi in den Schlaf.

Anfangs ist es mir ganz recht, wenn ich nicht weiß, wer da unten steht und vor sich hindudelt. Einfach weils spannender ist, seine Phantasie spielen zu lassen. Aufgrund seines etwas eingeschränkten Repertoires heißt er bei mir Yankee-Doodle.
Aber am allerletzten Abend halt ich das nicht mehr aus, muss vom Bett aufstehen, mich wieder anziehen und in die Kälte raus. Ich will Yankee-Doodle sehen und die letzten Kreuzer in den Hut schmeißen. Erst dann kann ich schlafen.

Irgendwie neurotisch....

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