Dienstag, 10. Oktober 2006
Liebe Bundesregierung,
die du seinerzeit -damals noch vertreten durch ein sehr spezielles Exemplar, das mittlerweile Gasgeschäfte macht- deine uneingeschränkte Solidarität versichert hast und in eben jener uneingeschränkten Solidarität dich am Abenteuer Afghanistan beteiligt hast...

...ich hätte da die ein oder andere Frage dazu. Aber heut will ich mich kurz halten und darum beschränke ich mich auf eine:

Könnte es sein, dass ihr euch da in eurem Hurrapatriotismus und eurer uneingeschränkten Solidarität ein klein wenig verrannt habt und den ganzen Schlamassel ein wenig unterschätzt habt und euch das alles nun mächtig an die Nieren geht?

Oder wie kann das denn sonst sein, dass weder beim Verteidigungsministerium noch bei der Bundeswehr zu erfahren ist, ob so ein Einsatz eventuell so gefährlich ist, dass da schon Soldaten gefallen sind...
...nu wissen wir ja alle, dass Krieg ein gefährliches und dreckiges Geschäft ist und wir wissen auch aus der Presse, dass es schon Tote gab...

Aber, liebe Bundesregierung, das ist kein Grund 18 (!) tote Soldaten auf euren Seiten totzuschweigen. Die Seiten sind ja ganz drollig, enthalten aber keine Information. Zumindest kaum eine brauchbare.
Doch! Eine! Da wird erklärt, dass es gem. Resolution 1368 erlaubt gewesen sei, Afghanistan zu bekriegen. Tut mir Leid Jungs und Mädels von der Bundeswehrspaßfront (anders lässt sich euer Informationsbestreben kaum interpretieren), aber irgendwie les ich das anders. Auch die UN-Charta les ich anders als ihr...

Allerlei mehr oder weniger uninteressante Inhalte.

Vom eigentlichen Geschehen aber ist nichts zu erfahren. Null, niente, nada. Und da, liebe Bundesregierung, unterscheidest du dich auch nicht von den amerikanischen Blindgängerkollegen, die ähnlich umnachtet umhertappsen.

Aber vielleicht erklärt ja Karl, der Bärenreporter, ob, wann und warum Papi gefallen ist...

   ... Poly-Tikk
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Sturzhelm

   ... Horst-Tappsy
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Der Rebell
Helmut Palmer. Im Südwesten ist/war der Mensch bekannt wie ein bunter Hund. Er war berühmt und er war berüchtigt.

Er war einer der urigen und echten Marktbeschicker in Sachen Obst und Gemüse. Vielleicht der echteste und urigste überhaupt. Eigentlich war er Pomologe und Obstbauer. Bekannt und berühmt aber wurde er als Bürgerrechtler und als Mensch, der nicht bereit war, sich wegzuducken. Er war bekannt als der Remstalrebell.

Über 40 Jahre ist er die Wochenmärkte im Südwesten abgetingelt. Wer bei ihm kaufte, kaufte gleichzeitig auch ein ehrliches Produkt. Man musste aber auch vorsichtig sein: Gefäße waren oft selbst mitzubringen. Und wenn dies eine Plastiktüte war, verkaufte er aus Prinzip nichts. Dann konnte man wirklich froh sein, nicht mit einer lautstarken Schimpfkanonade eingedeckt zu werden.

Gut 40 Jahre lang hat er die Politik aufgemischt. Reaktionär. Mit Methoden, die ihn dicht an den persönlichen Ruin gebracht haben. Gegen alle Konventionen hat er gehandelt und schon mal ein herumstehendes Polizeiauto, bei dem der Schlüssel steckte, vor die Stadt gefahren. Oder Akten aus einem Büro mitgehen lassen, um sie unten an der Rezeption wieder abzugeben.

So ziemlich bei jeder Bürgermeisterwahl ist er angetreten. Zum Teil mit beachtlichen Erfolgen. Mitte der 70er-Jahre konnte sein Wahlsieg in Schwäbisch Hall im entscheidenden Wahlgang nur dadurch verhindert werden, indem sich die etablierten Parteien allesamt hinter dem Gegenkandidaten scharten. Palmer erreichte über 40% und unterlag nur äußerst knapp.

Immer wieder wurde er verhaftet. Einmal weil er wegen eines Knöllchens direkt ins bürgermeisterliche Büro von Schorndorf marschierte und den Bürgermeister an der Krawatte packte und diesen mit den Worten (Aussage des Opfers) "Bürschle, jetzt gôhd dr´s an dr Kraga" (Übersetzung: Freundchen, nun geht es dir an den Kragen) zu Boden geworfen haben soll. Palmer bestritt den Vorfall nur in kleineren Details.

Und so hat er einen einsamen Kampf geführt. Für Bürgerrechte, gegen Antisemitismus und Behördenwillkür. Don Quijote gegen die staatlichen (und nicht nur staatlichen) Windmühlen. Hat ohne zu Fragen einfach gemacht. Fremde Obstbäume geschnitten oder als es noch keine Leitplanken an den Straßen gab, selbige einfach selbst versenkt...

Auch wenn ihn viele nicht gemocht haben, weil er sich gegen alle Konventionen auflehnte, wider alle Normen und Hierarchien zu Felde gezogen ist, weil er "gebruddelt" und gestänkert hat, weil er ein "Querulant" war, weil ihm nichts zu peinlich war....das alles haben sie ihm nicht vergessen, nie verziehen. Eine einsame One-Man-Show im Kleinbürgertum.
Aber der Mann hat mehr für die Demokratie getan als der gesamte jetzige Bundestag in seiner bisherigen Legislaturperiode zusammen.

   ... Poly-Tikk
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